Von außen betrachtet wirkt Salzburg wie eine beschauliche, kulturreiche Stadt mit viel Grün und barocker Architektur. Doch wer hier studiert, weiß: Hinter den Postkartenfassaden verbergen sich Alltagssorgen, die nicht nur das Studieren, sondern das Leben selbst zur Herausforderung machen.
Vom 13. bis 15. Mai finden in ganz Österreich die ÖH-Wahlen statt. In Salzburg tritt der Verband Sozialistischer Student_innen (VSStÖ) mit seinen Spitzenkandidatinnen Marie Stenitzer und Maja Münch mit einem klaren Versprechen an: Er will die „Stimme der Vielen“ sein – nicht der wenigen Privilegierten, die sich ein Studium trotz Teuerung und sozialer Hürden noch problemlos leisten können.
Die Mehrheit im Schatten der Bildungselite
Knapp 18.000 Studierende zählt die Universität Salzburg aktuell – 63 Prozent davon sind Frauen, etwa jede_r dritte Studierende kommt aus dem EU-Ausland oder aus Drittstaaten. Salzburg ist also längst eine internationale Studierendenstadt. Doch ein Blick in die jüngste Sozialerhebung von 2023 zeigt, wie ungleich die Chancen verteilt sind.
69 Prozent der Studierenden arbeiten neben dem Studium, mehr als zwei Drittel von ihnen, weil sie sich das Studium sonst nicht leisten könnten. Das Dilemma: Der Studienaufwand sinkt ab einem Erwerbsausmaß von 9 Wochenstunden merklich. Das führt häufig dazu, dass Studierende über die Toleranzsemester hinaus studieren und deshalb hohe Studiengebühren zahlen müssen – ein Teufelskreis.
Besonders First-Generation-Studierende, also jene, deren Eltern nicht selbst studiert haben, stehen unter enormem Druck. Sie studieren durchschnittlich später, länger und kämpfen häufiger mit Leistungsdruck, Geldsorgen und bürokratischen Hürden. Darunter fallen auch jene 21 Prozent mit studienerschwerenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen und jene 8 Prozent der Studierenden mit Kindern – vor allem letztere bleiben in vielen Unterstützungsangeboten unsichtbar.
Ein Studium, das sich den Lebensrealitäten anpasst
532 Euro – so viel zahlen Studierende in Salzburg im Schnitt für ihre Miete. Für viele ist das mehr als die Hälfte ihres monatlichen Budgets. Für den VSStÖ ist deshalb klar: Es braucht hier eine gerechte Studierendenwohnbeihilfe, die vollständige Finanzierung von Wohnheimen und mehr WG-taugliche Wohnungen. “Grundbedürfnisse wie Wohnen, Mobilität und ein warmes Mittagessen dürfen kein Luxus sein”, so Marie Stenitzer. In der regenreichsten Stadt Österreichs müssen Studierende kostengünstig und auch nachts sicher zuhause ankommen und durch das Mensamenü durch eine stärkere finanzielle Förderung durch das Land nicht mehr 3€ kosten.
Was ebenfalls Realität ist: Unser Bildungssystem fördert Konkurrenz und Leistungsdruck. Knock-out-Prüfungen und unflexible Lehrpläne sorgen für Stress, die mentale Gesundheit wird oft zur Nebensache. Mit einer einerseits digitalisierten bzw. vermehrt hybriden Lehre und andererseits besser finanzierten Anlaufstellen für psychische Gesundheit will der VSStÖ Veränderung schaffen.
Noch immer ist die Universität ein Ort, an dem nicht alle Stimmen gleich gehört werden. Besonders FLINTA*-Personen und People of Color erleben strukturelle Ausgrenzung – sei es in der Lehre, auf dem Campus oder im Prüfungsmodus. Der VSStÖ fordert die Integration marginalisierter Perspektiven in die Curricula, Unisex-Toiletten, kostenlose Menstruationsartikel, barrierefreie Gebäude und eine anonyme Meldestelle für Diskriminierung. „Wir wollen eine Universität, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Solidarität und Gemeinschaft lebt“, sagen Marie und Maja.
Gemeinsam Salzburg studierendenfreundlicher gestalten
Während die Preise steigen, Studierende zwischen Arbeit und Hörsaal hetzen und mit jeder neuen Reform stärker unter Druck geraten, wirkt der Satz „Studium ist die beste Zeit deines Lebens“ fast zynisch. Genau hier setzt der VSStÖ an: Marie Stenitzer und Maja Münch sehen die Notwendigkeit, Salzburg zu einer studierendenfreundlicheren Stadt zu machen – sozial, inklusiv und gerecht. Ihr Ziel ist eine Universität, die sich an den Bedürfnissen der Studierenden orientiert und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensrealität umsetzt.
Der VSStÖ setzt sich dafür ein, dass Wohnen bezahlbar bleibt, der Zugang zu psychischer Gesundheit erleichtert wird und marginalisierte Gruppen nicht unsichtbar bleiben. Salzburg hat das Potenzial, eine Stadt der Vielen zu sein – nicht nur für eine kleine, privilegierte Gruppe. Dafür braucht es eine engagierte Interessensvertretung, die die Anliegen der Studierenden konsequent auf die Agenda setzt.




