FreizeitPolitik

Legale Mountainbike-Trails fehlen im Salzburger Zentralraum

posted by Michaela Ferschmann 3. September 2020 0 comments

Biken ist nicht gleich biken. Den weniger ambitionierten Hobby-Radler*innen reicht es durchaus, auf gemütlichen Bergstraßen oder auch nur in der Ebene ein paar Kilometer mit schönen Zielen zu fahren: Von der Stadt Salzburg zum Beispiel die Gaisbergstraße über Elsbethen hinauf zur Zistelalm, die alte Ischler Bahntrasse entlang zum Wallersee oder einfach die Salzach hinauf auf ein Eis nach Hallein.

Sportlich Ambitionierte wollen jedoch häufig mehr gefordert werden: Singletrails, steile Forst- und Wanderwege hinauf und hinunter. Und wenn möglich auch noch mit Seilbahn, das wünschen sich vor allem die Downhill-Sportler*innen.

Im Salzburger Zentralraum nicht so einfach, meist sind die Mountainbiker*innen auf Forst- und Wanderwegen nur geduldet. Es geht um die Haftung bei Unfällen und auch um den Umweltschutz. Vor allem die Downhiller – das sind die die sich mit hoher Geschwindigkeit Wander- und Forstwege runterstürzen – sind am wenigsten erwünscht. Was aber verständlich ist, wenn dieselben Wege von Wander*innen frequentiert werden.

Laut österreichischem Forstgesetz ist in Österreich auf Forstwegen ausschließlich Wandern erlaubt. Kein Mountainbiken, kein Reiten und auch kein motorisiertes Fahrzeug. Man darf im Wald nur fahren wenn es explizit vom Waldbesitzer genehmigt ist.

Eine Zuwiderhandlung kann bei dezidiert für Fahrräder gesperrten Wegen zudem sehr teuer werden: So heißt es im Forstgesetz: „Wird eine für das allgemeine Befahren erkennbar gesperrte Forststraße unzulässiger Weise (mit dem Rad) befahren, ist mit 730 Euro oder mit einer Freiheitsstrafe bis zu einer Woche zu bestrafen. Anderenfalls ist das unbefugte Radfahren im Wald mit bis zu 150 Euro zu bestrafen.“

Auf Initiative des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wurde ein „Vertragsmodell“ entwickelt, wonach auf Grund von Vereinbarungen mit den Waldeigentümern (Wegehaltern) Forststraßen für das Radfahren („Mountainbiking“) freigegeben werden, die (wild-) ökologisch verträglich sind und einen Ausgleich der Interessen der Waldeigentümer und Mountainbiker ermöglichen.

Foto: Pexels

Cornelia Thoellden hat im deutschen Enduro Mountainbike Magazin dazu vor fünf Jahren geschrieben: „Ein in Österreich beliebter Kompromiss ist es, in touristisch gut erschlossenen Gegenden Waldwege zur Nutzung für Mountainbiker freizukaufen. Das ist aber teuer und lohnt sich nur, wenn die Ausgaben durch die Einnahmen von Tourismus etc. wieder eingespielt werden.“ Und die Redakteurin schließt daraus: “Mit der Feierabendrunde wird es legal nur dann etwas, wenn sie zufällig in einer Touristenhochburg wohnen. Die Wegenetze, die sich teilweise gut ausgebaut bei ihnen vor der Haustür befinden, dürfen sie nicht nutzen. Und wenn sie es trotzdem tun, drohen saftige Geldstrafen.“

Bike-Mekka Innergebirg

Das Angebot an neuen Trails im Salzburger Land wächst Jahr für Jahr. Jüngste Beispiele sind vier neue Trails in und um “The Epic Bikepark Leogang”, der neue Trail am Kohlmais in Saalbach Hinterglemm sowie der Singletrail Hochbrand in Großarl. Schon seit Beginn des Mountainbike-Sports in Österreich sind Saalbach Hinterglemm und Saalfelden Leogang Vorreiter in Sachen Bike-Trails und -Infrastruktur. Die Region ist durch den Zusammenschluss mit Leogang und Fieberbrunn im Winter längst zu einem der modernsten und größten Skigebiete Europas gewachsen. 2020 hat man auch im Sommer diesen Schritt gewagt. Um Bikern das größtmögliche Mountainbike-Wegenetz bieten zu können, wurde auch Fieberbrunn im Pillerseetal mit ins Boot bzw. aufs Bike geholt. Das Resultat: Über 70 Kilometer Singletrails, Downhill-Abfahrten und Flow-Strecken sind mit den neun Bergbahnen im neuen Bike-Ticket inkludiert. Insgesamt umfasst das Wegenetzwerk über 2.000 Kilometer Mountainbike-Trails und Radwege. Mit E-Bike-Ladestationen auf Hütten und im Tal.

Legale Trails für Salzburg und Hallein gefordert

„Im Zentralraum rund um die Landeshauptstadt Salzburg gibt es trotz ungebrochener Beliebtheit noch immer keine legalen Mountainbike-Trails. Die Erfahrungen aus dem Innergebirg und aus anderen Bundesländern mit solchen Bikestrecken sind sehr positiv. Grund genug, auch in und rund um Salzburg Initiativen für Bike-Trails zu unterstützen“, macht sich der Salzburger SPÖ-Landtagsabgeordnete und Sportsprecher Max Maurer stark.

Seit etlichen Jahren bemühen sich Mountainbike- und Downhill-Begeisterte um eine legale Abfahrtsstrecke vom Gaisberg und finden dabei Unterstützung vom ressortzuständigen SPÖ-Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, Bernhard Auinger

Max Maurer unterstützt diese Initiative ebenfalls: „Legale Mountainbike-Trails gibt es derzeit im Innergebirg oder im benachbarten Deutschland. Das bedeutet eine Anreise mit dem Auto von rund einer Stunde. Das Umsetzen einer legalen und organisierten Bike-Strecke vom Gaisberg wäre nicht nur eine tolle Aufwertung des sportlichen Angebots, sondern auch ein Mehrwert und eine Erweiterung für den städtischen Tourismus. Salzburg würde ein solcher Bike-Trail guttun.“

A. Stangassinger. Foto: Müseler

Ähnliche Überlegungen hat auch die SPÖ in Hallein. Dort treibt Bürgermeister Alexander Stangassinger die Idee voran, einen Bike-Trail am Dürrnberg zu errichten. Für eine Umsetzung würde die Stadt Hallein aber die finanzielle Unterstützung des Landes brauchen. Derzeit gibt es einen einzigen für Mountainbiker markierten Weg hinauf, per Sessellift dürfen die Räder auch transportiert werden.

Max Maurer dazu: „Der Dürrnberg mit den stadteigenen Zinkenliften wäre eine ideale Möglichkeit, um einen weiteren Bike-Trail anzubieten. Der Einzugsbereich mit dem Zentralraum Salzburg ist groß genug, die Auslastung der Zinkenlifte im Sommer würde steigen, und für den Tourismus und den Sport stellt ein Bike-Trail eine willkommene Erweiterung des Angebots dar.“

Mountainbike-Strategie

„Wichtig bei diesem Thema ist nicht punktuell, sondern ganzheitlich zu denken. Es braucht hier seitens des Landes Salzburg eine eigene ‚Mountainbike-Strategie‘ und den Willen solche Projekte finanziell zu unterstützen“, sagt Maurer. „Attraktive Bike-Strecken schaffen nicht nur legale Sportmöglichkeiten für die Einheimischen und Touristen, sondern bringen auch Wertschöpfung für die Regionen.“


Titelbild: Pixabay

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