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SPYCATS: Von der Liebe zur Gitarre

posted by Romana Stücklschweiger 28. April 2017 0 comments

…und den Platten in 20 Jahren!


Stefan, Kevin und Johannes sind in der Salzburger Musikszene äußerst umtriebig und auch keine Unbekannten mehr. Bei Bands wie The Tangerine Turnpike oder Highlevel Headphones sollte es bei einigen schon klingeln. Zeit wird es, ihr neuestes Projekt SPYCATS vorzustellen: Von Verschwörungen über die Helden des Do-It-Yourself bis zum Punkt, wo man einfach auch mal mit seiner Arbeit zufrieden ist. Romana Stücklschweiger hat mit der Band in der zum Proberaum umfunktionierten Küche gesprochen. Dieses Interview ist Teil einer Beitragsserie zur Kulturszene in Salzburg.

Teil 1 – Der Style und das Geld. Ein ideologisches Manifest zur Kulturstadt Salzburg
Teil 2 – Rockhouse: Schall in Moos


 

Was ich vorab jetzt einfach wissen muss: Bezieht sich euer Name auf das Computerspiel oder machen sich Katzen im Bandnamen einfach gut?
Stefan: Was, gibts wirklich ein Computerspiel? Ja klar, natürlich, voll retro (lacht). Nein eigentlich kommt der Name von einem alten Mythos, dem zufolge Katzen Spione aus dem All sind, die die Menschheit ausspionieren. Das heißt, irgendwann haben Katzen die Weltherrschaft und wir sind dabei!
Kevin: Eigentlich haben sie es ja schon. Wir wissen es nur noch nicht.

Hehre Ziele also. SPYCATS ist als Band noch sehr neu. Ist es für euch gefühlt ein Nachfolger von The Tangerine Turnpike oder was Eigenes?
Stefan: Teilweise – geplant war es als mein Soloprojekt. Aber es ist so, dass Kev immer wieder dabei ist, weil ich mit ihm einfach am besten schreiben kann. Johannes war auch eine logische Schlussfolgerung – und jetzt ist es doch wieder eine Band, weil wir auch zusammen schreiben.

Ich hab The Tangerine Turnpike wegen diesem guten Blues-Rock N Roll sehr gemocht, irgendwo zwischen Britrock und amerikanische Westküste. Setzt sich dieser Stil auch bei den SPYCATS durch?
Stefan: Es ist auch viel Westküste drinnen, Kevs Mum ist von dort. Aber ich würds als gewollten Dreier-Kombo-Sound beschreiben, wir hatten immer zwei Gitarren, da geht der Song im Sound oft unter – und jetzt ist es mehr Song, weniger Sound. Ohne Aussage und gute Lyrics ist es kein Song, sondern Getüdel.
Kevin: Es ist auch viel Jammiges drinnen, was gerade dadurch entsteht, weil wir alle auch selbst viel improvisieren. Und: Digitiki Radio (lacht)
Johannes: Genau, weil wir eigentlich durch kreative Jams schauen, was entsteht. Wir probieren einfach alles aus. Da entsteht ein gutes Riff, ein guter Rhythmus und auf dem wird spontan aufgebaut.

Das Album ist eigentlich fertig, wir wollen es wirklich live aufnehmen, weils genauso klingen soll, dass ich mir irgendwann denken kann: OK, so hab ich damals gespielt und das war geil!

Woher kommt denn die Liebe zu dieser Art, Musik zu machen?
Stefan: Wahrscheinlich von der Liebe zur Gitarre. Es ist schon ein zeitloses Ding, es hat mal ein Low, dann hat es wieder ein High. Das ist wie wenn du eine Erinnerung hervorrufst, aber du kannst damit die Erinnerung auch neu besetzen. Ich war erst Gitarrist, bevor ich gesungen habe und ich merke jetzt langsam, wie ich mit der Gitarre zu singen beginnen kann – weißt du was ich meine? Ich rede mit dem Instrument und schau, ob ich die Geschichte auch ohne Wörter erzählen kann. Dann ist es ein guter Song.
Kevin: Es sind auch die Lyrics, die sind wichtig und zugleich das Schwierigste. Es gibt ja unendlich viele Ansätze. Dann soll man außerdem wenig Wörter verwenden und viel damit aussagen. Für mich ist es gut, wenn das Lyrische mit dem Spontanen zusammenpasst.

Ihr habt euch als SPYCATS quasi aus einem Pool an Salzburger Musikerinnen und Musikern wieder-gefunden. Auch wenn ihr damit nicht von vorne begonnen habt: Ist es schwierig, als neues Projekt, als neue Band in Salzburg Fuß zu fassen?
Stefan: Ich bin sehr aktiv, bei allem – wir machen einfach alles selbst von Foto über Video, das Aufnehmen, es geht schon viel über Feunderlwirtschaft. Ich wollte da immer drüber stehen, aber es wird hier auch viel gehatet [Anm.: gehasst] – da wird beim Konzert erst gelästert und dann sinds die besten Freunde. Das will und mach ich nicht, deshalb funktionieren einige Dinge und manche nicht. Die Steaming Satellites sind ein gutes Beispiel, die sind so groß und so gut, und gleichzeitig die totalen Antiposer. Die sind besser als vieles, was in Salzburg herumtingelt und machen aber keinen Hehl daraus. Man soll sich gegenseitig helfen, nicht weil man selbst Profit draus zieht, sondern weil mans gern macht. Und wenn man neu dazukommt, kanns schwierig sein, weil es zum Teil schon sehr eingeschworene Gesellschaften sind.
Johannes: Man muss erst mal wissen, wer man ist, was man macht, wo man hinwill. Das braucht Leidenschaft, Echtheit, Ehrgeiz und natürlich brauchts auch Unterstützung, Orientierung an anderen Musikerinnen oder Musikern – und Vitamin B hilft da halt auch.

Wir haben hier auch wirklich eine Proberaumknappheit. Es gibt die im Rockhouse, in der Vocal Union – und dann wirds schon sehr dünn.

…und ein gutes Netzwerk mit genau solchen Leuten. Wie empfindet ihr denn die Unterstützung von anderen Seiten? Und was würdet ihr euch von den Zuständigen wünschen?
Stefan: Das Einzige, was mir grad einfällt, ist das Local Heroes im Rockhouse. Sonst find ichs locationmäßig gerade ziemlich traurig. Es gibt nichts, was in der Stadt mit Rad oder Öffis erreichbar ist: So etwas wie eine Open Stage, mit Bar, vielleicht Equipment. Wir haben öfters im Denkmal gespielt und keiner wusste davon! Als ich in Kalifornien war, sind Philip (Preuss, u. a. Allen Alexis, Anm.) und ich zu Lemmys Ehren ins Rainbow gegangen, natürlich mit Whisky-Cola. Und oben wars genau so, Leute haben gespielt, einer geht, einer kommt dazu – das fehlt mir, wo man hingehen kann und man wird nicht blöd angeschaut.
Johannes: Wir haben hier auch wirklich eine Proberaumknappheit. Es gibt die im Rockhouse, in der Vocal Union – und dann wirds schon sehr dünn. Das müsste man anpassen, vielleicht macht man Proberaumjams, um die Leute zusammen zu bringen und ein Netzwerk zu schaffen. Es ist schade und wir haben das alle erfahren – das hemmt das Musizieren.
Stefan: Ich bin dabei, wenn sowas gemacht wird! Ich stell gratis Verstärker und eine Gitarre zur Verfügung, für jeden!
Kevin: Medienarbeit betrifft das auch, vielleicht sind auch Kameras da, Aufnahmegeräte, dass jemand mitschneidet und das publik macht. Da geht’s weniger um die Qualität, sondern darum, dass ein Kanal geschaffen wird.
Stefan: Das Reden ist nicht so das Ding. Das Machen und die Möglichkeit dazu, das wärs halt. Finanzieren könnte sich das über eine Bar. Oder Spieltische. Jugendzentrum für nicht mehr so ganz Jugendliche oder so. (lacht)

In diesem Bereich könnte man sich ja eigentlich super gegenseitig helfen – welche Erfahrungen habt ihr in der Zusammenarbeit mit anderen gemacht?
Stefan: Ich glaube, ich bin schon ein Eigenbrötler und das, was wirklich ehrlich ist, geht eh meist nur mit Freunden. Aber wenn man es will, funktionierts schon gut denke ich, wenn man sich versteht. Ich hab zum Beispiel für die Steaming Satellites fünf oder sechs Videos gemacht und letztes Jahr hab ich Max (Borchhardt, Steaming Satellites, Anm.) ein paar Songs vorgespielt. Wir sind dann zum Niki Tiefenbacher ins Studio und haben dort ein bissl herumgebastelt. Die Idee war, dass Max das produziert. Super ist, dass er so ein super penibler Studioarbeiter ist, was extrem angenehm ist und mir als schlampiges Kind einfach fehlt (lacht). Dass die Satellites so gut sind, liegt sicher zu einem Großteil an dieser Arbeitsroutine, am richtigen Hackeln.

Gibt es eigentlich Wunschkandidaten für Zusammenarbeit, real oder visionär?
Stefan: Mich hats immer interessiert, mit Anton Newcombe von Brian Jonestown Massacre was zu machen. Das ist der Held des Do-It-Yourself einer der einfach macht. Und auch, was wir machen – du hast es eh gesehen, vorher haben wir etwa schnell ein Fotoshooting hier gemacht. Aber man muss schon durstig sein nach produzieren, produzieren, produzieren, ob Fotos oder Videos oder Musik. Wir arbeiten hier, haben daneben unser Büro, proben in der Küche. Da wird nichts getrennt, alles passiert so.
Kevin: Mit Stefan Meixner möchte ich auf alle Fälle mal was machen (zustimmendes Uuuhh der anderen). Dieser Junge, der ist ein Wahnsinn. Sonst bin ich derzeit wirklich zufrieden mit dem, was wir gerade machen – eine Nummer von uns, „Nuff Said“, höre ich derzeit ständig beim Zug- oder Busfahren und schau mir Leute an und bin zufrieden. Ich glaube, das kommt daher, dass viele von den gewünschten Einflüssen schon drinnen sind – bei den letzten Sachen habe ich oft Crosby, Stills, Nash & Young herausgehört, was mich ziemlich geflashed hat – jetzt komprimiert sich das alles zu unserem eigenen Sound… es wird gerade unser Sound.
Johannes: Wir haben alle unterschiedliche Einflüsse und versuchen bausteinartig und werkzeugmäßig die Sachen zu holen, die jetzt für unsere Musik passen. Ich hab da eher das Werkzeug-Denken, das heißt: Wie möchte ich arbeiten? Weniger, mit wem.

Ihr seid ja auch grade mitten im Schaffungsprozess, ein Album wird bald kommen, Freude! Welchen Anspruch habt ihr denn an eure Musik, vielleicht an genau dieses Album?
Stefan: Das Album ist eigentlich fertig, wir wollen es wirklich live aufnehmen, weils genauso klingen soll, dass ich mir irgendwann denken kann: OK, so hab ich damals gespielt und das war geil! Und nicht „Ich hab die Snare richtig hingeschoben“. Ich mach nur noch grauenhaft ehrliche Songs, die ein Gefühl transportieren. Dass ich nach 20 Jahren weiß, dass ich das damals hatte.
Johannes: Wir haben nicht dieses verkopfte „ich-muss-mir-was-beweisen“-Denken, sondern es geht um das Feeling. Es muss für uns passen, nicht für wen anderen. Da steht die Musik für uns im Vordergrund, nicht das Produzieren für eine Masse. Mich freuts grad extrem, weils auch in genau diese Richtung geht.
Kevin: Es geht darum, eine Platte zu machen, die man sich später anschaut und weiß: Aja, damals wars so, und das war das… Manche dieser kulturellen Artefakte halten sich und manche nicht und das ist dann super interessant, zu schauen: Hat es das überlebt? Und wir können das gar nicht vorausschauen, welche Unmengen es dann auf Youtube in 20 Jahren geben wird. Wird’s YouTube überhaupt noch geben? (lacht)
Stefan: Jetzt eine alte Can Platte zum Beispiel, räudigster Kraut-Scheiß. Das war damals einfach nicht in der Hitparade, aber jetzt ist diese Platte relevant. Und die Hitparade – ist jetzt völlig uninteressant.

Dann, Word-Rap-ähnlich jetzt noch eine Abschlussfrage: Wie wird das SPYCATS-Album werden?
Stefan: From the Heart.
Kevin: Ein großes Album.

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