Auch SalzburgerINNEN sollen Platz in der Salzburger Landeshymne haben.
Wenn die Österreichische Nationalmannschaft morgen (am 14. Juni 2016) um 18:00 Uhr bei der EM in Frankreich gegen Ungarn spielt, dann wird vorher noch, so wie das üblich ist, die Österreichische Nationalhymne erklingen. Die Fans werden eifrig singen:
Heimat großer Töchter und Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
vielgerühmtes Österreich.
So zumindest in der Theorie.
In der Praxis fröhnen noch immer die allermeisten singend alleine den Söhnen. Ein Umstand, der einerseits der Macht der Gewohnheit zugeschrieben werden kann, zu einem Gutteil aber der weit verbreiteten Ansicht, wonach es sich bei der Textänderung nur um einen verrückten Genderwahn handelt. Angefacht von einer Partei, die ursprünglich gegen den Pograpsch-Paragraphen war (und erst seit Köln so tut, als sei ihr das weibliche Gesäß heilig), sowie einem selbst ernannten Volks-Rock’n’Roller. Ob es wirklich ein verrückter Wahnsinn ist, 51 Prozent der Bevölkerung (Frauen) in der österreichischen Bundeshymne zu ignorieren, sei dahingestellt. Vielleicht fühlen sich ja alle Töchter im Alltag auch stets mit gemeint, wenn von Söhnen die Rede ist…
Sprache schafft Bewusstsein.
Der Diskurs auch. Unabhängig davon, wie hoch der Anteil jener nun ist, die in den Fußballstadien oder sonst wo “Heimat großer Töchter und Söhne” singen, sein mag, auf mancher Ebene war die Änderung der Bundeshymne ein voller Erfolg. Sexist_innen waren plötzlich gezwungen, ihre Weltanschauung von vorgestern verteidigen zu müssen und im Parlament ereignete sich parteiübergreifend eine Solidarität unter Frauen, wie man sie sich bei anderen Frauen- und Gleichberechtigungsthemen wünschen würde. Eine der maßgeblichen Initiatoren für eine weiblichere Bundeshymne war Rauch-Kallat von der ÖVP. Ihre männlichen Klubkollegen versuchten bis zum Schluss (vergeblich), die Änderung zu verhindern.
Die Leistung der Frauen muss in Zukunft besser wahrgenommen und honoriert werden. Die Sprache leistet dazu einen wichtigen Beitrag.
(Eva Glawischnig, Die Grünen)
Auch Salzburg ist weiblich.
Überraschenderweise stand die Salzburger Landeshymne bisher faktisch nicht zur öffentlichen Debatte, obwohl sie wie die alte Version der Bundeshymne, die Salzburgerinnen gezielt ignoriert. Einer der Gründe könnte natürlich sein, dass viele nicht einmal den Text kennen. Aber das lässt sich ja ändern. Anfang Mai haben die Salzburger ÖVP-Frauen eine recht gelungene Initiative mit dem Titel SalzburgerINNEN gestartet, mit der sie darauf hinweisen, das Salzburg nicht nur von Salzburgern, sondern gleichermaßen von SalzburgerINNEN geprägt wird.
Hand auf’s Herz: wieviel weibliches Talent, Engagement und Erfahrung unserer Salzburgerinnen prägt unser Land? Wir leisten unseren Beitrag noch heute oft unbeachtet oder unterschätzt. Die Initiative Salzburgerinnen möchte Frauen vor den Vorhang holen, die täglich um die politische, gesellschaftliche und persönliche Freiheit unserer Salzburgerinnen ringen.
(Landtagspräsidentin LAbg. Dr. Brigitta Pallauf, Landesleiterin der ÖVP Frauen in Salzburg.)
Die Initiative SalzburgerINNEN möchte Frauen vor den Vorhang holen. Zeit ist es geworden! Während Plakate aber wieder abgehängt und andere Sujets ausgetauscht werden, ist die Landeshymne ein wenig langlebiger. Was also spricht dagegen, die Landeshymne einfach zu ändern? Die Grünen haben sicher nichts dagegen, die SPÖ auch nicht und die ÖVP-Landtagspräsidentin wirbt sogar mit einer eigenen Kampagne dafür, dass Salzburgs Frauen stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Gründe dagegen gibt es eigentlich keine. Denn warum sollten im 21. Jahrhundert die Leistungen der Salzburgerinnen im Text der Landeshymne nicht gewürdigt werden? Noch dazu, wo es in der Salzburger Landeshymne so einfach geht. Machen wir doch einfach aus dem Land unser Väter ein Land unsrer Eltern. Das klingt schön, ist nicht sperrig, und wird auf allen Ebenen der Zukunft gerecht.
Die Zukunft nämlich wird bunt. Auch in Salzburg. Ein Land mit Salzburger_innen, mitunter Familien bestehend nur aus Müttern oder Vätern, doch das ist eine andere Debatte. Schritt für Schritt.
Land unsrer
VäterEltern, lass’ jubelnd dich grüßen,
Garten behütet von ew’gem Schnee,
dunkelnden Wäldern träumend zu Füßen
friedliche Dörfer am sonnigen See.
Ob an der Esse die Hämmer sich regen
oder am Pfluge die nervige Hand,
|: Land unsrerVäterEltern, dir jauchzt es entgegen:
Salzburg, o Salzburg, du Heimatland! :
Sprache allein schafft übrigens keine Gleichberechtigung. Sie ist aber eine Frage der Wertschätzung.