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Abgang mit Stil – Wenn Pensionisten eine Ba, Ba, Bank überfallen

posted by Johannes Mayrhofer 17. Mai 2017 0 comments

Finster ist es in der Welt geworden. Einige skrupellose Konzerne teilen sich den Kuchen, während die Mittelschicht und alles darunter immer mehr in den Staub getreten werden. Das müssen auch die älteren Herren Joe (Michael Caine), Willie (Morgan Freeman) und Albert (Alan Arkin) erkennen, als ihnen ihre Pensionen gestrichen werden. Einen jahrelangen Gerichtstreit würden sie wohl schlicht nicht überleben und so bleibt nur die bittere Erkenntnis, dass sie sich ihren Kuchen in ihrem Stammcafé nicht mehr leisten können.

Als Joe bei einem Beratungsgespräch mit einem ungustiösen Banker in seiner Bank auch noch erfährt, dass ihm sein Haus weggenommen wird, scheint die Situation wirklich schon ausweglos. Schließlich leben auch seine Tochter und seine Enkelin in dem Haus. Doch just in diesem Moment wird die Bank von drei Maskierten überfallen, die mit Anzügen und wilden Gang-Tattoos einen perfekt choreografierten Raubzug durchführen und mit über einer Million Dollar entkommen können. Klingt gut, denkt sich der alte Joe und schlägt seinen beiden Leidgenossen vor, gemeinsam ebenfalls eine Bank zu überfallen. Denn was haben die Herren noch zu verlieren? Im besten Fall würden sie ihre Pensionen zurückerobern, im schlimmsten Fall würden sie ihr Lebensende im Gefängnis mit drei warmen Mahlzeiten und besserer Krankenversicherung absitzen. Vom Banküberfall der drei betagten Herren, der ausführlichen und äußerst amüsanten Planung, dem Coup und dem anschließenden Katz- und Maus-Spiel mit der Polizei, die ihnen dicht auf den Fersen ist, handelt die außergewöhnliche Gaunerkomödie Going in Style, zu Deutsch: Abgang mit Stil.

Die Ausgangslage ist vor dem realen Szenario des amerikanischen Immobilienmarktes eine bitterernste. Auch dass die Arbeiter ihre harterarbeiteten Pensionen verlieren, ist ein bedrohliches Thema.

Während die Handlung des Films, die in den USA spielt, unserer (europäischen) Lebensrealität entrückt erscheinen mag, sei darauf hingewiesen, dass auch bei uns die Stimmen nach einem 12-Stunden-Arbeitstag laut geworden sind, große Konzerne weniger Steuern zahlen als du und ich und Banken zwar nach mehr Freiheit und Privatisierung schreien, dann aber plötzlich sehr dankbar die Staats-Milliarden, die zu ihrer Rettung aufgestellt werden, nehmen.

Von ernsten sozialen Problemen und Herausforderungen ausgehend, inszeniert Regisseur Zach Braff (bekannt als J.D. in Scrubs) eine heitere Komödie, die den Fokus von der Sozialkritik auf die drei liebenswerten alten Herren rückt, die sich die Ungerechtigkeit nicht gefallen lassen und die sich im Film, stellvertretend für die meisten von uns, am System rächen. Das Motiv ist leicht verständlich und so fiebern wir mit den alten Herren von der Planungsphase bis zum Heist und den anschließenden Polizeiermittlungen mit.

Abgang mit Stil ist kein Meilenstein des Films. Durchaus aber ist es eine lustige Komödie mit liebenswerten Schauspielerinnen und Schauspielern, einem amüsanten Plot und einem ungewöhnlichen Zugang zum klassischen Heist-Film. Filme, in denen jemand versucht, auf möglichst raffinierte Weise Überfälle durchzuziehen, gibt es in vielen Formen. Michael Mann führt uns in Heat durch einen brutalen Thriller, Ocean’s Eleven geht eher mit Spaß an die Sache und Now You See Me (dt.: die Unfassbaren) fügt dem Banküberfall eine spannende artistische Ebene hinzu. So unterschiedlich diese Filme und ihre Charaktere sein mögen, Michael Caine, Morgan Freeman und Alan Arkin haben ein klares Alleinstellungsmerkmal: Sie sind eigentlich viel zu alt für einen Banküberfall, was der Handlung einen erfrischenden Touch gibt.

Guardians of the Galaxy Volume 2

Regie: Zach Braff
Drehbuch: Theodore Melfi
Soundtrack: Rob Simonsen
Cast: Morgan Freeman, Michael Caine, Alan Arkin, Joey King, Matt Dillon, Christopher Lloyd
Laufzeit: 97 Minuten
FSK: 6 Jahre
Kinostart: 13.04.17 (AT)

Das Titelbild stammt von der offiziellen Warner-Homepage. //Fair Use

 

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