Arne Müseler ist Fotograf und Grafiker bei der Salzburger SPÖ. Er ist mein Arbeitskollege, vor allem aber auch ein guter Freund. Und als solcher konnte ich ihn zum Glück doch noch überreden, diesen Text, den er eigentlich als Privatperson auf Facebook gepostet hat, für Hallo Salzburg zur Verfügung zu stellen.
Eine persönliche Bitte.
Ich poste eigentlich nichts Politisches in den sozialen Medien, zumindest nichts direkt Politisches. Aber jetzt mach ich es doch kurz, denn ich hab eine Bitte.
Ich arbeite ja als Fotograf, viel im Musikbereich, aber auch im politischen Bereich. In Salzburg, wo ich wohne, arbeite ich für die SPÖ. Für meine deutschen Freunde: Sowas wie die SPD. Und mindestens genauso ist die SPÖ auch: Wahnsinnig uncool, sehr, sehr alt, in der Außendarstellung irgendwo in den 90igern hängen geblieben und die letzte Bastion des etwas zu großen Sakkos mit Goldknöpfen.
Was ich sagen will: Auf den ersten und zweiten Blick ist die SPÖ nur mäßig attraktiv. Ich fand hier in Salzburg z.B. den Wahlkampf der Neos gut: Pinke Farbe, das knallt schön, freshe Videos, gutes, modernes, positives Auftreten und alle sehen verdammt gut aus in ihren sehr engen Hemden.
Während also nebenan der wahlkampfgewordene Duff-Beer-Partytruck seine Lasershow startet, steht dann daneben die SPÖ, wo man eigentlich aufpassen muss, dass der Typ am Infostand sich nicht ein kleines Bierchen gönnt, während er mit seiner SPÖ-Genossin sehr laut darüber schimpft, was die SPÖ doch für ein reidiger Oaschverein nicht sei.
Bei der SPÖ riecht es immer ein wenig nach Würstlbuffet (vegetarische Alternative: Semmel mit Kren) und wenn man beim großen Wahlkampfabschlussevent mit Christian Kern erst vor Ort feststellt, dass man das Rednerpultschild vergessen hat legt man einfach eine weiße, ungebügelte Tischdecke drüber. Geht ja auch.
Und trotzdem mag ich meine Arbeit dort sehr. Denn was bei der Salzburger SPÖ abseits der politischen Inhalte die größte Kernkompetenz ist: Die Toleranz.
Und zwar nicht diese “Ich-tätowiere-mir-eine-Regenbogenfahne-ins-Gesicht-und-mach-davon-ein-Insta-Selfie-Tolerenz”, sondern die normale Leute Toleranz, die, über die man nicht redet, sondern die einfach da ist, ohne dass man sie benennen müsste oder einem überhaupt bewusst ist, dass es sie überhaupt gibt.
Wir haben die schrägsten Leute in der Partei, andere würden den einen und die andere vielleicht eher verstecken oder vergraulen, weil anstrengend, nervig, nicht Image-fördernd, whatever. Wir hingegen stellen diese Leute an unsere Infostände und auf unsere Fotos. Nicht absichtlich, sondern zufällig. Hier wird niemand weggeschickt.
Ich bin Deutscher ohne Assimilierungs-Interesse,trage im Büro Jogginghose und Alf-T-Shirt und hänge eine riesengroße BVB Fahne ans Parteihaus, wenn die örtliche Rasensportabteilung von Red Bull gegen Dortmund spielt. Alles drei auf seine Art parteischädigend. Hätte mich da jemals jemand innerhalb der inneren Partei negativ darauf angesprochen? Nichts. Bei der BVB Flagge habe ich tatsächlich den Parteivorsitzenden halb im Scherz gefragt, ob das eh okay sei. Ich hatte tatsächlich ein wenig Sorge, dass uns jemand die Bude abfackelt. Ich glaube er hat noch nicht einmal mein Problem verstanden.
So, um es kurz zu machen und auf die Anfangs angesprochene Bitte zurückzukommen: Nachdem ich keinen österreichischen Pass habe, darf ich bei der Landtagswahl morgen nicht wählen. Ist ein wenig schräg, aber naja. Daher würde ich fragen, ob jemand für mich wählen könnte? Ich würde gerne aus oben genannten Gründen die SPÖ Salzburg wählen. Könnte das bitte jemand machen? Aber bitte nur jemand, der ein potenzieller potentieller Nichtwähler oder eine potentielle Nichtwählerin wäre, ich will da jetzt niemanden ne Stimme wegnehmen.
Danke.