Das Tierschutzvolksbegehren und der Tierschutz insgesamt sind derzeit in aller Munde. Berichte über viel zu lange und strapaziöse Tiertransporte von Kälbern aus Österreich nach Spanien sorgen für eine zusätzliche Sensibilisierung der österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten. Lebensmittel-Pionier, Tauernlamm-Erfinder und Bergbauer Robert Zehentner erklärt im Gespräch mit Hallo Salzburg, wie er und jeder einzelne von uns Entscheidungen über gesundes Essen, einen guten Umgang mit Tieren und den Klimaschutz treffen kann.
Hallo Salzburg: Warum haben Sie Tauernlamm gegründet?
Robert Zehentner: 1979, also vor mittlerweile 40 Jahren, standen wir, eine junge Gruppe von Bergbauern aus dem Pinzgau und dem Pongau, vor der Herausforderung, unsere Höfe im Nebenerwerb erfolgreich weiterzuführen. Auf der Suche nach geeigneten Bewirtschaftungsformen für unsere Bergbauernbetriebe sind wir auf die Schafhaltung gekommen. Damals war aber der einzige Absatzmarkt für Lammfleisch der Export nach Italien im Herbst. Mit der Gründung von Tauernlamm, wo ich die Geschäftsführung übernahm, haben wir den Grundstein gelegt, um unser gutes Produkt, unser Lammfleisch, bei uns in der Region zu verarbeiten und zu verkaufen. Unser Credo, auf das sind wir stolz, lautet seitdem: Qualität aus der Region für die Region!
Was unterscheidet euer Lammfleisch von anderen bzw. welche Kriterien gelten bei euch?
Unsere Tiere werden alle artgerecht und für die Region traditionell gehalten. Sie bekommen Zeit, um langsam heranwachsen zu können. Bei uns gibt es keine Intensiv-Mast, dafür aber Almhaltung mit viel Bewegung und abwechslungsreiches Futter. Ein möglichst schonender Transport und eine stressfreie Schlachtung sind für uns selbstverständlich. Außerdem haben unsere Waren kurze Wege, weil der Großteil unserer Kunden im Bundesland Salzburg ist.
Gutes Fleisch und Klimaschutz, wo ist hier der Zusammenhang?
Unsere Bauern verwenden kein Kraftfutter für ihre Tiere. Sie verwenden kein Soja aus Brasilien. Somit entscheiden unsere Kundinnen und Kunden durch ihren Einkauf, dass kein wertvoller Regenwald in Brasilien gerodet wird. Für mich steht außer Zweifel, dass nur bei artgerechter Tierhaltung gute Produkte für die Konsumentinnen und Konsumenten entstehen können. Ich hoffe, dass immer mehr Menschen den Wert von gutem Fleisch und Fleischprodukten erkennen. Massenhaltung und Intensiv-Mast sind dafür jedenfalls ungeeignet und für die Tiere eine Qual.
Sie sind Fleischproduzent. Wie oft essen Sie selbst Fleisch?
Leider zu oft, sagt meine Frau. Wir alle sollten beim Fleisch essen an die Lebensbedingungen der jeweiligen Tiere denken. Das Fleisch von Wiederkäuern hat den Vorteil, dass Rinder, Kälber oder Lämmer nicht so leicht in der Intensivmast gehalten werden können wie Schweine, Hühner oder Puten.
Foto: Arne Müseler