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Salzburg: Muna Duzdar besuchte Bildungsprogramm für jugendliche Migrant_innen

posted by Daniel Winter 25. Februar 2017 0 comments

Etwas nervös waren die Schüler_innen des SOS-Kinderdorf Minerva-Nachmittagskurses schon am vergangenen Freitag. Schließlich hatte sich hoher Besuch aus dem Bundeskanzleramt angesagt. Als die Staatssekretärin Muna Duzdar und der Landesgeschäftsführer der Salzburger SPÖ Hannes Matthes eintrafen, war davon aber nichts mehr zu spüren.

Das Wichtigste sind Freunde und Bildung
(Muna Duzdar, Staatssekretärin)

Nach einem kurzen Austausch mit Wolfgang Arming, SOS-Kinderdorf Standortleiter für Salzburg und Minerva-Leiterin Waltraud Krassnig, bei dem es um die SOS-Kinderdorf Kernbotschaften zum Thema Gleichbehandlung für alle Kinder und Jugendliche und das Konzept des Bildungsprogramms Minerva ging, konnte der Regierungsbesuch gleich in den laufenden Unterricht einsteigen. Auf dem Deutsch-Lehrplan stand die Lektion „Im Restaurant“, die von den jungen Damen und Herren mit Bravour und einer herzerfrischenden Portion Humor gemeistert wurde.

Das Eis war schnell gebrochen und bei der folgenden Vorstellungsrunde erzählten die Jugendlichen, woher sie stammen, wie lange sie schon in Österreich leben, aber auch, wie ihre bisherigen Erfahrungen waren. Besonders beeindruckt zeigten sich die Jugendlichen vom Verkehr in Österreich. Kaum jemand vergaß bei den spannendsten Eindrücken darauf, von den Bussen und Zügen und schönen Straßen zu sprechen. Manche der Unterrichtsteilnehmer_innen erzählten auch, wie ihre Zukunftspläne aussehen. Von “Ich möchte einen Friseursalon eröffnen” über den Wunsch, LKW-Fahrer zu werden, bis zum Ziel, an der Uni zu studieren, reichten die verschiedensten Pläne.

Ein freudiges Raunen ging durch die kleine Gruppe, als Muna Duzdar verriet, dass sie neben Deutsch auch Arabisch spricht. „Es ist schön zu sehen, wie engagiert ihr alle bei der Sache seid“, lobte die Staatssekretärin. Sie ist zwar in Österreich geboren, aber ihre Eltern stammen aus Palästina. Deshalb sei sie beim Lernen auf sich allein gestellt gewesen und habe selbst erfahren, wie schwierig das sei. „Bildung und Freunde sind wichtig“, so Duzdar. „Ich bin begeistert, dass ihr beides hier finden könnt, und möchte euch motivieren, euch anzustrengen. Ich bin überzeugt, dass ihr es schaffen könnt.”

Ein wertvolles Programm

„Wir sind stolz auf Minerva und unsere Schülerinnen und Schüler“, lobte Wolfgang Arming die Jugendlichen und das engagierte Minerva-Team. „Wir freuen uns schon jetzt auf die Zeugnisvergabe am 31. Juli und auf die zukünftigen Erfolgsgeschichten, die wir oft über die Absolventen erzählen können. Wir wünschen uns sehr, diese wertvolle Arbeit auch in Zukunft so fortsetzen zu können“, so Arming weiter. Denn die Plätze der Nachmittagsgruppe sind noch nicht gesichert.

Minerva buhlt um die Finanzierung von mehr Plätzen

Minerva wurde 2008 gestartet und ist seit 2012 in der „Initiative Erwachsenenbildung“ akkreditiert. Bis August 2015 förderten das Land Salzburg und das BMBF die Maßnahme. Seit September 2015 werden zwei Parallel-Gruppen von ESF/BMB/Land Salzburg gefördert. Im Jahrgang 2015/16 kamen zu den bestehenden 24 Plätzen weitere 12 Plätze hinzu. Diese wurden zuerst vom Land gefördert und anschließend vom Bildungsministerium.  Für den kommenden Jahrgang (2017/18) gibt es  allerdings noch keine Förderzusagen für diese Erweiterungsgruppe, weshalb ihr Fortbestand noch offen ist. Das betrifft eben genau jene Schüler_innen der Nachmittagsgruppe.

„248 Plätze hat Minerva in über acht Jahren zur Verfügung gestellt und somit vielen jungen Menschen mit Migrationshintergrund den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft geebnet. Die Wartelisten sind lang und mehr Plätze sind notwendig“, gab auch Waltraud Krassnig die Zukunftswünsche in Richtung Bundesregierung weiter, die von Muna Duzdar zu Kenntnis genommen wurden mit dem Versprechen, das Bildungsprogramm im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen.

Hocherfreut über die sprachlichen Leistungen der Jugendlichen und ihrer Motivation zeigte sich auch SPÖ-Landesgeschäftsführer Hannes Mathes: “Ehrlich, ich bin begeistert und kann nur ein großes Kompliment an euch aussprechen. Innerhalb der kurzen Zeit habt ihr beeindruckend schnell gelernt.”

Neben den Leistungen der Jugendlichen zeigte sich Muna Duzdar auch von der Sinnhaftigkeit des Programms Minerva überzeugt. “Ihr macht in einem bestimmten Ausmaß schon jetzt das, was wir mit dem neu geschaffenen Integrationsjahr in ganz Österreich flächendeckend umsetzen werden.” Sie sprach damit das verpflichtende Programm für alle Asylberechtigten und Asylwerber_innen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit an, welches die SPÖ erst kürzlich im überarbeiteten Regierungsprogramm durchsetzen konnte.  „Integration von Anfang an ist der Schlüssel zu einem gelungenen Zusammenleben. Uns geht es nicht um Symbolpolitik, sondern um konkrete Maßnahmen. Das sind Dinge wie verpflichtende Deutschkurse, Werte- und Orientierungskurse, sowie eine umfassende Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt”, ist Duzdar davon überzeugt, dass es sich beim verpflichtenden Integrationsjahr um einen Meilenstein in der österreichischen Integrationspolitik handelt.


MINERVA ist das Rundum-Bildungsangebot des SOS-Kinderdorf Clearing-house in Salzburg. Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, die nicht mehr schulpflichtig sind, lernen die deutsche Sprache und erlangen Basisbildungswissen. [Mehr Infos]

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