Freizeit

Maßnahmenpaket nach „Kuh-Urteil“ ein guter Anfang – Regeln für Mountainbiker sollten ebenso erarbeitet werden!

posted by Michaela Ferschmann 25. Juli 2020 0 comments

„Selbst wir Bauern nähern uns unserem Vieh auf der Alm immer mit großem Respekt. Wir gehen nie ohne Stecken auf sie zu, man weiß nie, ob sie sich nicht plötzlich erschrecken,“ erzählt Peter Loitfellner, der mit seiner Frau und den beiden Töchtern eine Landwirtschaft in Rauris mit 80 Rindern führt. 40 seiner Jungkühe stehen jedes Jahr von Mai bis Anfang Oktober auf der Alm rund um die Rauriser Hochalmbahn, mitten im Wandergebiet. Zugleich ist der 42-Jährige der Bürgermeister der 3.000-Seelen-Gemeinde, die das ganze Jahr vor allem auch vom Tourismus lebt.

Peter Loitfellner. Foto: Müseler

Loitfellner ist nun einigermaßen zufrieden, dass es nach dem sogenannten „Kuh-Urteil“ endlich zu einem Maßnahmenpaket seitens der Regierung gekommen ist. „Obwohl man schon sagen muss, dass die Kommunikation am Anfang sehr schlecht gelaufen ist von Seiten der Bauernvertreter. Wir haben in der Gemeinde selbst dann das in die Hand genommen, um unsere verunsicherten Bauern auch ausreichend zu informieren.“

Das sogenannte „Kuh-Urteil“ war, so Loitfellner „ein Schuss vor den Bug! Nun musste endlich etwas geregelt werden in Bezug auf eine rechtliche Absicherung der Bauern und Regeln für Bauern und Wanderer.“ (Zur Erinnerung: Beim genanntem Urteil wurde ein Tiroler Bauer vom Innsbrucker Oberlandesgericht zu 50 Prozent Mitschuld am Tod einer 45-jährigen Deutschen, die von einer seiner Kühe zu Tode getrampelt worden war, schuldig gesprochen. Im ersten Urteil hatte er sogar die volle Schuld zugesprochen bekommen.)

„Wir leben vom Tourismus und von unserer Landwirtschaft. Das muss gemeinsam funktionieren. Ohne Unfälle. Aber in den letzten Jahren kommen immer mehr Wanderer, da passieren dann auch immer wieder Zwischenfälle mit Almtieren, weil sich die Wanderer falsch verhalten“, erzählt Loitfellner. „Der Großteil verhält sich den Tieren gegenüber mit Respekt und hält den Abstand. Aber es gibt leider auch immer wieder schwarze Schafe“, weiß er zu berichten und freut sich, dass es nun die neu erarbeiteten Regeln gibt, die ein harmonisches Miteinander auf dem Alm-Wandergebiet gewährleisten sollen.

Foto: Ferschmann

Mountainbiker im Almgebiet

„Was aber noch fehlt bei den Regelungen ist eine Empfehlung für Mountainbiker_innen. Die werden immer mehr, vor allem auch seit es E-Bikes gibt. Und immer wieder geschieht es, dass einer auf Kühe zurast und ganz knapp an ihnen vorbeifährt. Das kann zu gefährlichen Situationen führen“, so Loitfellner. Er empfiehlt, dass Mountainbiker_innen langsam durch Almgebiete durchfahren, wenn Kühe am Weg stehen oder am Rand des Weges. “Da ist es am besten abzusteigen und zu schieben.“

Bisher, was großen Zuspruch unter den betroffenen Landwirt_innen auslöste, wurden folgende Maßnahmen für ein sicheres Miteinander auf der Alm von der Landwirtschaftskammer ausgearbeitet: Schilder und Infobroschüren mit den „10 Verhaltensregeln für Besucher“ werden nun überall an den Wegen zu den Almen und in den Tourismusunterkünften vor Ort angeschlagen und aufgelegt. Für die Landwirte gibt es die Informationsrichtlinie „Standard für die Alm- und Weidewirtschaft“. Hierbei wird auch empfohlen, unbedingt eine Haftpflichtversicherung für die Almen abzuschließen.

Das Wichtigste, was unerfahrene Almwanderer_innen verinnerlichen sollten, sei es, dass Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen auf der Alm keine Streicheltiere seien. Schon gar nicht Mutterkühe mit ihren Jungen. „Vor allem Kühe können gefährlich werden, wenn sie ihren Nachwuchs bedroht sehen. Also immer mit Respekt auf sie zugehen, lieber einen Umweg über die Wiese machen, wenn die Kühe mitten am Weg stehen. Und Vorsicht mit den Hunden“, fasst Peter Loitfellner die zehn Verhaltensregeln für Almbesucher zusammen. – Und wünscht sich wie erwähnt noch eine elfte für Mountainbiker.

Die zehn Verhaltensregeln für Alm-Wanderer zum eigenen Schutz. Foto: www.sichere-almen.at

Titelbild: Ferschmann

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