Gesellschaft

Kommentar: Warum verteidigen so viele die Superreichen?

posted by Patrick Schlager 18. Oktober 2025 0 comments

Es wird wieder über eine Vermögenssteuer diskutiert und das zu Recht. Eine Mehrheit der Österreicher:innen spricht sich laut Umfragen seit Jahren klar dafür aus. Denn viele Menschen spüren längst: Die Verteilung des Vermögens in unserem Land ist nicht gerecht.

Trotzdem gibt es immer wieder Stimmen, die mit erstaunlicher Leidenschaft die Superreichen verteidigen. Sie sagen: „Die haben das ja selbst erarbeitet! Leistung muss sich auszahlen! Sie schaffen Arbeitsplätze und zahlen Steuern!“
Doch wer so argumentiert, übersieht, wie ungleich die Realität aussieht.


Die Reichen zahlen verhältnismäßig weniger

In Österreich besitzen die reichsten 5 % rund 50 % des gesamten Privatvermögens, während die ärmere Hälfte der Bevölkerung fast nichts oder sogar Schulden hat. Die obersten 1 % verfügen im Schnitt über ein Nettovermögen von über 6 Millionen Euro und zahlen darauf kaum Vermögenssteuern.
Österreich ist eines der wenigen OECD-Länder ohne echte Vermögenssteuer. Auch Erbschaften in Millionenhöhe bleiben steuerfrei. Das ist keine „Leistungsgesellschaft“, das ist eine Klassengesellschaft.

Vermögen wird nicht gerecht versteuert, sondern in Stiftungen, Aktienpaketen, Gold oder anderen Anlagen geparkt. So werden Steuerpflichten legal umgangen. Jedes Jahr fließen Milliarden an Dividenden, also Einkommen aus Kapital, an die Reichsten, ohne dass diese Menschen dafür tatsächlich arbeiten müssen.


Arbeitende Menschen finanzieren das System

Das Geld, das die Superreichen verdienen, basiert längst nicht mehr auf eigener Leistung, sondern auf der Arbeit anderer, derjenigen, die täglich in Büros, Werkstätten, Pflegeeinrichtungen und Betrieben schuften.
Diese Menschen schaffen den tatsächlichen Mehrwert. Doch während Gewinne steigen, bleiben ihre Löhne oft auf der Stelle. Unternehmen achten penibel darauf, dass Löhne niedrig bleiben, damit die Aktionäre zufrieden sind.

Und viele dieser Vermögen entstehen nicht durch Fleiß oder Erfindungsgeist, sondern durch Erbschaften. Milliarden werden steuerfrei weitergegeben. Das hat mit „Leistung“ nichts zu tun.
Leistung wäre, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und dazu gehört auch, sie über Steuern gerecht mitzufinanzieren.


Es geht um Fairness, nicht um Neid

Wer eine funktionierende Gesellschaft will, braucht ein faires Steuersystem. Denn unsere gemeinsame Infrastruktur, Bildung, Pflege und Sicherheit wurden durch die Steuern der arbeitenden Bevölkerung ermöglicht.
Es ist also nur gerecht, dass jene, die am meisten von diesem System profitiert haben, etwas zurückgeben.

Gerade Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen sollten erkennen: Superreiche sind keine Helden. Sie versuchen, ihr Vermögen zu schützen, oft auf Kosten der Allgemeinheit.
Eine Vermögenssteuer würde nicht bestrafen, sondern Solidarität wiederherstellen:
Damit Wohnen, Pflege, Bildung und Kinderbetreuung wieder leistbar werden. Damit der Staat funktioniert – für alle, nicht nur für wenige.

Denn es kann nicht sein, dass 5 % der Bevölkerung über die Hälfte des Privatvermögens besitzen, während viele am Monatsende nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen.
Das ist nicht gerecht. Das ist nicht solidarisch. Das ist nicht österreichisch.

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