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Urlaub verbraucht, was nun? Modernisierung der Kinderbetreuung

posted by Redaktion 2. Mai 2020 0 comments

Die Sommermonate stellen Eltern in der Kinderbetreuung seit jeher vor große Herausforderungen. Der kommende Sommer birgt auf Grund des bereits vielfach konsumierten Urlaubs die Chance, Familien sowie Alleinerziehende zu entlasten und dadurch konservativen Rollenbildern entgegenzuwirken. Die Stadt Salzburg wird genau das tun.

Ungewisse Sommerzeit

Auch wenn die Krise vieles verändert hat: Der Sommer kommt bestimmt. Die bestmögliche Betreuung für die eigenen Kinder zu gewährleisten, stellt sich für viele Eltern aufgrund der Corona-Pandemie als eine große Herausforderung dar. Viele haben in der aktuellen Situation ihren Urlaub und Zeitausgleich bereits konsumieren müssen. Das bedeutet natürlich für zahlreiche Familien eine ungewisse Zukunft und die Frage, wie die Kinderbetreuung in den nächsten Monaten organisiert werden kann. Ob Großeltern die Eltern angesichts der aktuellen Lage überhaupt unterstützen können, bleibt weiterhin unklar.

Konservatives Rollenbild und soziale Ungleichheit verschärfen sich in der Krise

Durch die Coronakrise wurde ein bestehendes konservatives Familienbild weiter verstärkt. Wie so oft sind Frauen mit einer Vielfachbelastung (Kinderbetreuung, Homeoffice, Haushalt etc.) konfrontiert und stehen besonders unter Druck. Druck, der sich durch die Gesellschaft und innerhalb der Familie äußert. Wenn es hart auf hart kommt, wird erwartet, das auf Grund des geringeren Einkommens Frauen zuhause bleiben, um die Kinder zu betreuen. Homeoffice hin oder her.

Die Auswirkungen der Krise zeigen das konservative (Österreichische) Familienbild und die steigende soziale Ungleichheit auf. Gender Pay Gap, mehrfach Belastung für Frauen, steigender Bedarf an Kinderbetreuung und die fehlende Unterstützung für Einkommens schwächeren Familien.

Auch die Aussagen mancher ÖVP Politiker untermauern dieses Bild:

„Wie manche Elternteile geradezu davon beseelt sind, lautstark in die Welt heraus zu brüllen, dass sie d Elternrolle überdrüssig sind & doch gefälligst wieder der Staat die Rolle des Erziehers übernehmen möge, ist bemerkenswert. Ich frage mich: Was denken sich die betroffenen Kinder?“

Manfred Juraczka, ÖVP Wien auf Twitter am 16.4.2020

Betreuungspflichtige Kinder aus Familien mit geringem Einkommen leiden am meisten an der Situation. Aufgrund von beengten Wohnsituationen, fehlender technischer Voraussetzungen und der Isolation prognostizieren Experten verstärkt Probleme, den versäumten Unterricht zu kompensieren. Die Ungleichheit im Bildungsbereich wird dadurch noch größer, wird aber schulterzuckend in Kauf genommen. Konkrete Pläne, wie man hier gegensteuern will, sucht man vergeblich.

Betreuung ausweiten + Schließzeiten reduzieren = Eltern entlasten

Eine Krise ist auch immer die Chance, Dinge neu zu denken bzw. zu planen. Eltern müssen in dieser Zeit speziell von der öffentlichen Hand unterstützt werden. Das heißt, Schließzeiten in den Sommermonaten zu reduzieren und mehr Angebote in der Kinderbetreuung zu schaffen.
Die Stadt Salzburg wird daher konkret Schließtage in den Kindergärten sowie Krabbelgruppen drastisch reduzieren. Dadurch werden sich die Öffnungszeiten mehr als verdoppeln. Alle 50 Einrichtungen werden im Sommer gestaffelt lediglich für zwei Wochen schließen. Die zwei Wochen sind allerdings nötig, damit Pädagog_innen ihren Urlaub konsumieren und allfällige Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden können. Bislang war jeweils ein Drittel der Einrichtungen für drei Wochen geöffnet.

Doch auch die Gratis-Sommerkurse, die es in den letzten beiden Ferienwochen für Schüler_innen der städtischen Neuen Mittelschulen bereits gibt, sollen für Volksschulkinder ausgeweitet werden, falls es vom Bildungsministerium keine Unterstützung gibt. Die Zielsetzung der Kurse ist kein Nachhilfeunterricht, sondern darauf ausgerichtet, die Schüler_innen beim Auffrischen des Stoffes vom Vorjahr zu unterstützen, um besser vorbereitet ins neue Schuljahr zu starten.

Familien und speziell Alleinerziehende benötigen in schwierigen Zeiten verstärkt die Unterstützung der öffentlichen Hand. Eine moderne Kinderbetreuung, die auch dank der Flexibilität der Pädagoginnen und Pädagogen auf die Bedürfnisse der Eltern und Kinder eingehen kann, leistet daher einen enorm wichtigen gesamtgesellschaftlichen Beitrag. Ein Beitrag, der auch hilft, konservative Rollenbilder abzubauen.

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