GesellschaftPolitik

Corona-Pandemie verstärkt Investitionen in „Betongold“: Salzburg beliebt wie nie

posted by Michaela Ferschmann 13. August 2020 0 comments

Finanzexpert*innen sind sich einig: Die Corona-Krise kann zu einer weltweiten Währungskrise führen. Der Immobilienexperte Jens Breuer von der JB Immobilien Gruppe sagt hier: “Es wird eine Flucht in Immobilien geben. Sicherheit bieten Investitionen in Sachwerte wie Immobilien in perfekter Lage.“ Er nennt hierfür vor allem Appartements und Villen in sehr guter und schöner Lage: „Es gibt kaum andere Sachwerte, die sich in den letzten 50 Jahren als so ertragssicher präsentiert haben wie Immobilien und vor allem Ferienimmobilien in bester Lage.“

Die österreichische Fachzeitschrift „Leadersnet“ schrieb Anfang Juli dazu: „Aus Sicht vieler Branchenexperten zählt das ‚Betongold‘ ungebrochen zu den krisenfesteren Investitionen – Wohnimmobilien insbesondere. Das zeigt sich auch in der aktuellen Quartalsanalyse der Immobilienplattform willhaben gemeinsam mit dem Grundbuchexperten ImmoUnited.“ Die größten Transaktionen des Quartals nach Kaufpreis österreichweit wurden laut der Erhebung in Salzburg, Wien, Niederösterreich und Tirol getätigt. An erster Stelle rangiert hier ein Bürogebäude in Salzburg, das um 89,3 Millionen Euro verkauft wurde. Der Spitzenreiter im Bundesland Salzburg (meiste Immobilien-Transaktionen relativ pro Einwohner) war dabei der Pinzgau – fatal für die Einheimischen, denn Wohnen wird immer noch teurer.

Karin Dollinger. Foto: Privat

Vor Corona war es in Salzburg schon das bestimmende Thema: Der Ausverkauf der Heimat. „Weil die SPÖ-Opposition 2019 über Monate hinweg Druck aufbaute, waren sich alle Fraktionen im Salzburger Landtag und die ÖVP-geführte Landesregierung im Dezember 2019 einig, dass es Verschärfungen gegen die ausufernde Bautätigkeit von immer noch protzigeren Chalet- und Appartementhotels sowie im Grundverkehrsgesetz (regelt den Erwerb von Grundstücken) braucht. Bislang blieb die Landesregierung jedoch Lösungen schuldig. Einzig die angekündigte Dienststelle zur Beratung in dieser Thematik hat ihren Betrieb aufgenommen“, sagt die SPÖ-Landtagsabgeordnete Karin Dollinger.

„Vor allem ausländische Investoren sind hoch interessiert, ihr Vermögen in sicheres Eigentum in Salzburg zu investieren. In Corona-Zeiten erwirbt man damit auch ein Feriendomizil, an dem man abgeschieden und sicher urlauben kann“, ist sich Dollinger gewiss. „So erklärt sich auch, dass bei den vor Corona gestarteten Projekten quasi alle Chalets und Appartements ausverkauft sind. Einzig das umstrittene Six-Senses-Projekt in Mittersill weist noch keine Verwertung der teuren Chalets im Grundbuch auf.“

Kleine Projekte boomen

Ähnlich wie im Wohnbau ist auch im Chalet- und Appartementbau gemäß dem Schlagwort “Betongold” eine verstärkte Nachfrage zu beobachten und damit auch eine neu in Gang gebrachte Projektierungs- und Bautätigkeit. Derzeit boomen vor allem kleinere Appartementprojekte für zahlungskräftige Anleger. Solche wurden auch trotz verhandlungsfreier Zeit in der Corona-Hauptphase im April verhandelt, genehmigt und gebaut – insbesondere in Hollersbach.

„Eine Landtagsanfrage zeigt noch dazu Widersprüchliches rund um das Projekt Alpschwendt, das inzwischen im Rohbau vorliegt. Hier sind noch einige Fragen zu klären. Es verwundert zum Beispiel, warum das vormals notwendige geologische Gutachten für den Bau im Steilhang nun nicht mehr erbracht werden soll. Gerade jüngst gab es in dieser Gegend am Pass Thurn wieder Murenabgänge“, sagt Karin Dollinger.

Waren vor Jahreswechsel neue Zweitwohnsitzwidmungen verpönt, gab es gleich im Jänner 2020 in der Zweitwohnung-Beschränkungsgemeinde Hollersbach eine solche Neuwidmung. „Gesetzlich ermöglicht durch eine ROG-Novelle unter grüner Ressortführung, anhand der das entscheidende Verbot von neuen Zweitwohnsitzwidmungen aus dem Gesetz fiel. Wozu nun fast alle Salzburger Gemeinden sogenannte Zweitwohnung-Beschränkungsgemeinden sein sollen, bleibt offen. Umgekehrt wurde bei allen restlichen Gemeinden auch die vorherige illegale Nutzung der Zweitwohnsitze legalisiert. Insgesamt also ein Aufweichen der Regeln“, wundert sich Dollinger über die Baustelle der ÖVP-geführten Landesregierung bei den Zweitwohnsitzen.


„Betongold“ ist ein Begriff der populären Wirtschaftswissenschaft, welcher die vermeintliche Sicherheit von Immobilien („Beton“) vor Wertverfall, besonders in Krisenzeiten, bezeichnet. Der Begriff soll dabei andeuten, dass den Immobilien (durch das Wort „Beton“ symbolisiert) außerhalb von Kriegsgebieten eine ähnliche Wertstabilität wie Gold nachgesagt wird.


Titelbild: Pexels

Das könnte sie auch interessieren