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Warcraft: The Beginning

posted by Johannes Mayrhofer 20. Juni 2016 0 comments

Schon mal was von Warcraft gehört? Wenn nicht, kann man wohl mit Fug und Recht von popkultureller Ignoranz sprechen, denn spätestens seit die Spieleschmiede Blizzard im Jahr 2004 mit World of Warcraft eines der erfolgreichsten Online-Rollenspiele der Welt veröffentlicht hat, ist das Franchise immer wieder in den internationalen Nachrichten aufgefallen. Der erste Teil Warcraft: Orcs and Humans wurde bereits 1994 veröffentlicht. Jetzt, 22 Jahre später, erscheint mit Warcraft: The Beginning eine filmische Umsetzung des Konflikts. Am Regiethron saß dabei Duncan Jones, David Bowies Sohn, der sich vor allem mit Moon unter Filmfans einen Namen gemacht hat.

Eines vorweg: Ich habe außer dem allseits beliebten Warcraft 3 keinen der Teile gespielt, bin generell kein großer Fan der Werke Blizzards und würde mich nicht als die Hauptzielgruppe des Films beschreiben. Umso überraschter war ich, dass mir der Film durchaus Spaß machen konnte.

Mit einer längeren Einleitung hält sich Warcraft (dt. Titel: Warcraft: The Beginning) nicht auf. Das Geschehen wirft uns direkt in die Orkhorde, die durch ein sterbendes Land zieht und deren einzige Hoffnung ein Portal ist, auf dessen anderen Seite das fruchtbare, grüne Reich Azeroth liegt. Rau ist das wilde Orkleben. Das muss vor allem auch Garona (Paula Patton) erleben, die als Halbork-Frau ein lebensunwürdiges Sklavendasein fristet. Angeführt wird die Horde von dem Ork-Hexenmeister Gul’dan (Daniel Wu), der sich der tückischen Fel-Magie bedient. Diese zieht ihre Kraft aus Lebensenergie und hinterlässt eine Spur aus Toten und abgestorbenem Land. Der Ork-Häuptling und frische Vater Durotan (Toby Kebbell) erkennt die Gefahr, die von der Fel-Magie ausgeht und beginnt an dem mächtigen Hexer zu zweifeln. Ein erster Sturmtrupp der Orks startet die Invasion durch das Portal. In Azeroth wollen sie ein neues Portal bauen, das mit der Lebensenergie versklavter einheimischer Menschen betrieben wird und durch das die restliche Horde folgt.

Als der menschliche Ritter Anduin Lothar (Travis Fimmel) und Llane Wrynn (Dominic Cooper), der König des Reiches Stormwind, von ersten Überfällen und der neuen Bedrohung erfahren, haben sie verständlicherweise gewisse Schwierigkeiten, diese Übergriffe ohne Gegenwehr hinzunehmen. Schnell stoßt auch der junge und unerfahrene Magier Khadgar (Ben Schnetzer) zur Truppe. Khadgar erkennt die Gefahren der Fel-Magie und besteht darauf, den mächtigen Magier und Wächter Medivh (Ben Foster) hinzuzuziehen. Als die Truppe in ein Schmarmützel mit Orks gerät, gelingt es ihnen die Halbork-Dame Garona zu befreien, die sich schnell auf die Seite des Königreichs Stormwind schlägt. Im weiteren Verlauf des Films wechselt die Erzählperspektive immer wieder zwischen den Fronten und Charakteren, die im Finale unausweichlich aufeinanderprallen werden.

Warcraft hält sich nicht akribisch an die spielbaren Vorlagen. Fans müssen sich auf kleinere Änderungen gefasst machen. Man beachte aber, dass derlei Änderungen bei nahezu jeder Neuinterpretation in einem anderen Medium auftreten. Über die eine oder andere Änderung werden sich Fans vielleicht aufregen, unter dem Strich bleibt aber ein Film, der die Lore glaubwürdig einfängt. Für jene, die bisher nicht in die Welt von Warcraft eingetaucht sind und jene wie mich, die damit einfach nichts anfangen können, sollte darüberhinaus idealerweise auch noch ein sehenswerter Film übrig bleiben. Die größte Schwäche von Warcraft ist das Drehbuch, wobei nicht die eigentlichen Geschehnisse gemeint sind.

Zu den Stärken der Handlung zählen die zahlreichen Perspektivenwechsel, die uns die Orks nicht nur als böse Antagonisten präsentieren, sondern auch Einblicke in ihre Motive und in ihre Lebensweise geben. Negativ fallen die Dialoge auf, die geradezu unerträglich klischeeüberladen sind.

Darunter leiden neben unseren Ohren auch die Figuren, die außer klangvollen Namen kaum Tiefe aufweisen. Als trauriges Beispiel sei etwa die gutmütige Taria (Ruth Negga), die Frau des Königs, angeführt, deren einzige Aufgabe im Schönsein zu bestehen scheint. Immerhin darf zumindest Garona als halbwegs vernünftige und selbstbewusste weibliche Figur agieren, die sich zwischen den ganzen männlichen menschlichen und orkischen Haudegen zu behaupten weiß.

Genug gejammert, denn Warcraft ist vor allem visuell atemberaubend. Die Schauspielerinnen und Schauspieler verschmelzen mit der digitalen Welt zu einer stimmigen und in sich glaubwürdigen Einheit, die zwar wenig an die echte Welt erinnert, in der Film internen Realität aber grandios harmoniert und tatsächlich wie ein Computerspiel mit echten Menschen aussieht. Die Optik trifft den Charakter des Warcraft-Universums perfekt. Vor allem jene, die das optische Konzept der Spiele nicht kennen, könnte die comichafte Aufmachung irritieren. Wer sich darauf aber einlässt, bekommt eine glaubwürdige Fantasy-Welt, deren digitale Effekte qualitativ in einer Reihe mit Avatar oder der neuen Dschungelbuch-Interpretation von Disney genannt werden müssen. Spielerinnen und Spieler der Marke werden sich in der Optik völlig bestätigt fühlen. Ob es die Wachtürme der Orks oder die überdimensionierten Schulterpanzer der Ritter sind: Seit Silent Hill konnte keine Spielverfilmung mehr ihre Vorlage so bildgetreu einfangen. Fans bekommen ihre Welt in bewegten Bildern auf der großen Leinwand. Written by Duncan Jones and Charles Leavitt (unter anderem: Blood Diamond) steht am Ende des Films. Darauf braucht wahrlich keiner der beiden Herren sonderlich stolz sein, denn alle Ehre gebührt völlig der Effekt-Abteilung, die einen Meilenstein in Sachen Optik und digitaler Technik geschaffen hat.

Warcraft: The Beginning
Regie: Duncan Jones
Drehbuch: Duncan Jones, Charles Leavitt
Soundtrack: Ramin Djawadi
Cast: Travis Fimmel, Paula Patton, Toby Kebbell, Ben Foster, Dominic Cooper
Laufzeit: 123 Minuten
FSK: ausständig
Kinostart: 26.05.2016 (AT)

 

 

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