Politik

“Ernährung ist die erste Medizin”

posted by Barbara Luger 20. Juni 2016 0 comments

Gesundheits- und Frauenministerin Drin Sabine Oberhauser erklärt, wie man den Österreicher_innen eine gesunde Ernährung ermöglichen und damit auch die Gesundheit der Menschen deutlich erhöhen kann.

Laut einer aktuellen Studie des Internationalen Forschungsinstitutes für Ernährungspolitik, leidet weltweit einer von drei Menschen unter irgendeiner Form von Fehlernährung. Auch Österreich ist von dieser Entwicklung betroffen. Jeder zweite Erwachsene (47,7 Prozent) in Österreich ist zu dick. Jeder achte (12,4 Prozent) gar krankhaft dick. Wir Österreicher_innen essen zu fett, zu salzig und zu süß. Gleichzeitig essen wir zu wenig Obst und Gemüse und bewegen uns zu wenig. Mit welchen konkreten Maßnahmen kann man diese negative Entwicklung aufhalten? Welche Anreize kann man z.B. speziell für jüngere Menschen schaffen?

…die gesunde Wahl zur leichteren machen – unabhängig von Einkommen und Vermögen

Fehl- und Überernährung sind eine der häufigsten Gesundheitsbedrohungen. Wir sehen, dass ungesundes Gewicht und ernährungsabhängige Erkrankungen generell in der gesamten EU steigen.  Mein Ziel ist es, diesen aktuellen Trend umzukehren, indem wir die gesunde Wahl zur leichteren machen – unabhängig von Einkommen und Vermögen. Hier gilt es auf drei Ebenen anzusetzen. Erstens muss man das richtige Essen fördern, vom Baby bis zur Urgroßmutter. Zweitens müssen wir in die Ernährungskompetenz investieren und drittens muss die Qualität der Lebensmittel und Speisen erhöht werden.

Ich versuche, den Schwerpunkt verstärkt auf Lebensmittelinnovationen zu setzen – im Sinne von weniger Salz, weniger Zucker, weniger „schlechtes Fett“, mehr Ballaststoffe/Vollkorn und kleinere Portionen.  Bei den Transfettsäuren sind wir ja eines von nur wenigen Ländern weltweit, die schon 2009 einen gesetzlichen Grenzwert eingeführt haben. Auch auf EU-Ebene arbeiten wir gemeinsam an diesen Themen. Beim Gesundheitsminister_innen-Rat in Luxemburg wurden auch Schlussfolgerungen zur Verbesserung von Lebensmittelprodukten beschlossen. Unsere „food innovation strategie“ steht im Einklang mit den anderen EU-Ländern.

Wie wichtig ist die Ernährung überhaupt für die Gesundheit?

Viele Erkrankungen sind auf unsere Ernährung zurückzuführen.

Ernährung ist die erste Medizin. Die Gesundheit der Bevölkerung steht in direktem Zusammenhang mit Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft. Viele Erkrankungen sind auf unsere Ernährung zurückzuführen. Durch Verbesserungen der Ernährung können wir somit viel erreichen.  Übergewicht ist leider ungleich verteilt. Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Schichten sind deutlich häufiger übergewichtig. Und hier gilt es anzusetzen, also nicht bei einer reinen Verhaltensprävention, sondern vielmehr bei einer Verhältnisprävention.

Eine Studie der Ärztekammer von 2010 prognostiziert, dass die Gesundheitskosten österreichweit bis 2030 um 1,6 Milliarden Euro ansteigen, weil sich der Gesundheitszustand von Jugendlichen so sehr verschlechtert. Regelmäßig belegen weitere Studien, dass österreichische Kinder übergewichtig sind und durch falsche Ernährung, kombiniert mit zu wenig Bewegung, die Grundlage für chronische Erkrankungen gelegt wird. Sollte die Politik ihr gesamtes Hauptaugenmerk auf die Prävention legen?

Gesundes Essen in Kindergärten und Schulen spielt hier eine wichtige Rolle.

Gesundes Essen, sowie das Wissen um Ernährung und Lebensmittel sollen so früh wie möglich durch öffentliche Einrichtungen ermöglicht und gefördert werden. Gesundes Essen in Kindergärten und Schulen spielt hier eine wichtige Rolle. Durch Modelle der Ganztagesbetreuung bzw. Ganztagsschule tun sich hier Chancen auf, die es zu nutzen gilt. Natürlich muss hier auch bei der Bewegung und beim Sport angesetzt werden. Nur über die Ernährung wird es sehr schwierig sein, gegen ein zu viel an Gewicht oder ernährungsbedingte Krankheiten anzukämpfen.

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Welche zukunftsweisenden Projekte gibt es da seitens des Bundesministeriums für Gesundheit?

Eine für mich sehr erfolgversprechende Herangehensweise sind Innovationspartnerschaften im Sinne von Kooperationen mit der Wirtschaft, Wissenschaft etc.

Erste Gespräche haben hierzu bereits stattgefunden. Es geht hier um Lösungen mit ProduzentInnen für gesündere Rezepturen, also weniger Salz oder Zucker, Lösungen mit WirtInnen und Kantinen, Mensen und Caterern für gesündere Menüs oder auch Lösungen mit Werbetreibenden, um die Reduzierung des Marketingdrucks auf Kinder und Jugendliche zu erwirken. Ich glaube das wäre eine WIN-WIN-WIN-Situation: alle Menschen profitieren gleich, „gesündere“ Geschäfte für die Wirtschaft und ein Plus für die Gesundheit der Bevölkerung.

Darüber hinaus arbeitet mein Ressort an einer Vielzahl von Themen und Projekten, um nur ein paar exemplarisch aufzählen: „Richtig Essen von Anfang an“ (REVAN), wo wir schon bei den Schwangeren ansetzen, Gratisworkshops und Ernährungsberatung durch die Gebietskrankenkassen, eine neue Ernährungspyramide für Schwangere und Stillende, die Austestung einfacher Kennzeichnungsmodelle an Schulbuffets, die Erarbeitung von Ernährungsempfehlungen für 4-10-Jährige, etc.

Wir danken für das interessante Gespräch!

 

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