„Braucht es noch die Sozialdemokratie“ ist eine Beitrags-Serie von Hallo Salzburg. Unterschiedlichste Personen aus der SPÖ, ihrem kritischen Umfeld, aber auch Leute aus anderen Parteien und der Zivilgesellschaft werden darum gebeten, ihre Gedanken zur Sozialdemokratie im 21. Jahrhundert zu formulieren. Hat sie ihre Ziele bereits erreicht? Sind ihre Ideen überholt oder gar gescheitert? Oder braucht es sie mehr denn je? Muss sie sich ändern oder zurück zu ihren Wurzeln?
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Ein Beitrag von Josef Reschen, dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt Salzbrug.
Die fortschreitende Globalisierung hat zu einer Festigung der gesellschaftlichen Position des Kapitals und zu immer weniger durchschaubaren wirtschaftlichen Abläufen geführt. Der Egoismus nimmt überhand, die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Gebrüder Koch in Chicago stehen für jene rund 200 amerikanische Familien, zu deren Nutzen sich die großen Räder der Weltwirtschaft und der von Amerika dominierten Weltpolitik drehen. Money Mindedness steht gegen Solidarität, mit immer größerer Schlagseite auf erstere. Daneben entwickelt sich am Rande Europas und mit immer stärkeren Auswirkungen auf Europa ein in Richtung radikaler Religiosität abgeleiteter Idealismus. Und schließlich wächst – auch mit immer stärkeren Auswirkungen auf Europa – ein Expansionsdruck jahrhundertelang ausgebeuteter Völker in Afrika und Asien.
Vor diesem Hintergrund suchen die populistischen Rattenfänger in Europa den kurzfristigen Erfolg und opfern für ihren Vorteil alle Errungenschaften der Aufklärung und der Demokratisierung, die Europa auszeichnen und den Menschen ein freies Leben ermöglichen.
Es braucht die Sozialdemokratie mehr denn je. Allerdings braucht diese gerade in Österreich einen organisatorischen und geistigen Aufbruch: Urabstimmungen und die Einbeziehung der Parteibasis.
Darum braucht es die Sozialdemokratie mehr denn je. Allerdings braucht diese gerade in Österreich einen organisatorischen und geistigen Aufbruch. Urabstimmungen über Programme und Koalitionsverträge, Vorwahlen für Kandidaturen in Parteiämter und öffentliche Funktionen unter Einbeziehung der Parteibasis und von Personen, die der Sozialdemokratie nahe stehen. In anderen Ländern Europas gibt es das längst. Bei uns ist daher ein Aufsprengen verkrusteter Strukturen notwendig, die nur sich selbst genügen und mühsam am Leben halten.
Die SPÖ braucht einen Aufbruch, der die Menschen interessiert und auch wahrgenommen wird. Es sind Lösungen gegen die neuen Bedrohungen eines freien, selbstbestimmten Lebens gefragt, die den Betroffenen die immer noch, und immer stärker spürbaren Ängste und Zwänge nimmt: Arbeitsplatzsicherheit, Einkommensgerechtigkeit, erschwingliches Wohnen, Bildung und Kultur.