Politik

Warum Trumps Einreiseverbot die Schaltzentralen des Terrorismus auslässt

posted by Kontrast Blog 31. Januar 2017 0 comments

US-Präsident Donald Trump hat die Einreisemöglichkeit für Flüchtlinge und Migranten aus muslimischen Ländern in die USA verschärft. Konkret sieht das Dekret vor: Staatsbürger aus sieben muslimischen Staaten dürfen nicht mehr in die USA einreisen. Ausgerechnet Saudi-Arabien, Katar und Pakistan fehlen auf der Liste – obwohl hier die Schaltstellen des radikalen Islamismus liegen. Dies verrät so einiges: über Trumps  Machtpolitik und seine wirtschaftlichen Verflechtungen. 

Viele sind zu Recht empört: Mindestens 90 Tage soll das rechtlich umstrittene Einreise-Verbot für Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Libyen, Somalia, Sudan und Jemen gelten. Trump begründet seine Entscheidung damit, dass so Terroranschläge vorgebeugt werden können. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 kam jedoch kein Terrorist eines großen Anschlags in den USA aus einem dieser Länder. Das zeigt auch diese Liste:

Im Unterschied zu Ländern wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Pakistan. Die stehen allerdings nicht auf Trumps Liste. Ausgerechnet die Länder, aus denen die meisten Terroristen, das Geld und die Ideologie des islamistischen Terrors kommen, finden sich nicht auf der Liste. Und das hat vor allem wirtschaftliche Gründe.

QUELLEN DES RADIKALEN ISLAMISMUS SPRUDELN WEITER

Saudi-Arabien ist gemeinsam mit Katar eine der wichtigsten Geldquellen von Organisationen wie dem Islamischen Staat oder Al-Quaida. Mehr als 100 Milliarden Dollar sollen radikale Islamisten in den letzten 30 Jahren aus Saudi-Arabien und Katar erhalten haben. Die amerikanische Regierung hielt in interneren Dokumenten fest, dass Saudi-Arabien „entscheidender Geldgeber von Al-Kaida, den Taliban und anderen Terrorgruppen“ sei.

Experten sind sich einig:

So lange Geld aus den Golfstaaten fließt und der Wahabismus, eine radikale Form des politischen Islam, weiter verbreitet wird, kann man den radikalen Islamismus nicht stoppen.

Doch keines dieser Länder ist in Trumps Visier. Auch Pakistan fehlt auf Trumps Liste. Jenes Land, dessen Geheimdienst ISI verdächtigt wird, das organisatorische Rückgrat der Taliban zu bilden.

TRUMPS GESCHÄFTE IN SAUDI-ARABIEN UND DUBAI

Dass sich Trump bei seinem umstrittenen Einreiseverbot für muslimische Staaten nicht nur von Sicherheitsüberlegungen leiten ließ, zeigt eine Karte der US-Nachrichtenagentur Bloomberg. Für muslimische Staaten, mit denen Trumps Firmen geschäftliche Beziehungen verbinden, wurde kein Einreiseverbot verhängt – und zwar ausnahmslos!

Trumps Einreiseverbot betrifft keine Länder, mit denen er Geschäftsbeziehungen unterhält.

So plant Trumps Unternehmen zwei Golfanlagen und ein Luxuswohnprojekt in Dubai, Hotels in Quatar und Saudi Arabien sowie zwei Hochhäuser in der Türkei. In Ägypten hat Trump zwei Tochterunternehmen, deren Aktivitäten unklar sind. Alle diese Länder bleiben nun vom Einreiseverbot verschont – obwohl diese Länder für den radikalen Islamismus zentral sind.

Trump hat nach seinem Amtsantritt zwar alle Funktionen in seinen Unternehmen abgegeben, an den Eigentumsverhältnissen jedoch nichts geändert. Die Führung der Trump Organization legte er in die Hände seiner Söhne Don und Eric.

TRUMPS MACHTPOLITIK

Das Einreiseverbot wird keinen Terroranschlag verhindern. Das weiß auch Trump. Aber es geht ihm offensichtlich nicht um Terrorabwehr.

Er ist angetreten, das Establishment zu bekämpfen. Jetzt sitzen Millionäre und Milliardäre in seiner Regierung, die so reich sind wie 43 Mio. US-Haushalte zusammen. Politik für den Durchschnittsbürger wird es nicht geben. Will er die Unterstützung seiner WählerInnen nicht jetzt schon verlieren, muss er andere Wege finden. So wird sein Einsatz gegen Terror zur Show: um die anti-muslimischen Wahlkampftöne fortzusetzen und gleichzeitig die ökonomischen Interessen der republikanischen Elite in der arabischen Welt nicht zu gefährden.

Der Einreisestopp betrifft daher nur Menschen aus armen, von Bürgerkriegen zerrissenen Ländern, während reichere Länder des Nahen Ostens verschont werden: Länder, mit denen das Trump-Imperium geschäftliche Beziehungen unterhält oder die USA enge Geld-Erdöl-Verbindungen hat.

Trump will entschlossen wirken, aber die wirtschaftlichen Beziehungen mit Saudi-Arabien, Katar und Co. nicht kappen. Dazu sind seine Republikanische Partei und die großen Konzerne zu eng mit der reichen Machtelite Saudi-Arabiens verbunden. Und Trump hat kein Interesse, diese engen Beziehungen tatsächlich in Frage zu stellen.


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