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Michael Fassbender spielt mit sich selbst – Alien: Covenant

posted by Johannes Mayrhofer 7. Juni 2017 0 comments

1979 ließ Sir Ridley Scott im Film Alien die Besatzung des Transportschiffs Nostromo in den unendlichen Weiten des Alls auf ein unheimliches Wesen treffen. Auch aus heutiger Perspektive ist Alien noch ein absoluter Pflichttitel für Science-Fiction-Fans und Filmfreunde. Das bahnbrechende Design des Schweizer Künstlers H.R. Giger überzeugt ebenso wie die starke weibliche Hauptfigur Ripley (Sigourney Weaver), die sich tapfer gegen das unbezwingbare Biest in den dunklen und unheimlichen Gängen des Raumschiffs wehrt. Es folgten Fortsetzungen diverser Regisseure, von denen allerdings nur der zweite Teil Aliens von James Cameron nennenswert ist.

2012 ergriff Scott wieder das Ruder und bescherte uns mit Prometheus ein äußerst umstrittenes Prequel zu Alien. Prometheus griff sich Schlüsselszenen des brillanten ersten Teils, kopierte seine Charaktere und verkaufte sich als Prequel. Scheinbar hatte Scott auch das dringende Bedürfnis, seinem Franchise eine tiefgründige Bedeutung aufzuzwingen, die es meiner Meinung nach nicht nötig hätte. So geht es nicht mehr nur um die unheimliche Bedrohung durch ein fremdes Wesen, sondern auch um Fragen unserer Existenz, unserer Herkunft und der Religion. Konsequent abhandeln traut sich der Film seine Themen aber nicht und so bleibt Prometheus im Grunde ein pseudophilosophisches Remake von Alien, das sich als Prequel verkauft und in jeder Hinsicht schlechter als das Original ist – abgesehen von den fantastischen digitalen Effekten. Spaß hatte ich mit Prometheus dennoch.

 

Alien Covenant schließt an Prometheus an und schafft es – meines Erachtens – in keiner Weise, die Verbindung zwischen Prometheus und den alten Teilen zu knüpfen.

 

Einige Jahre nach Prometheus fliegt ein Kolonialisierungsschiff namens Covenant mit kleiner Crew und 2000 Siedlern, die sich alle im Tiefschlaf befinden, durch das All. Androide Walter (Michael Fassbender) passt solange auf sie auf. Durch einen – vom Drehbuch unmotiviert entgegen geschleuderten – Ionensturm wird die Crew aus dem Tiefschlaf gerissen. Sie empfangen ein menschliches Signal von einem Planeten, von dessen Existenz sie bisher nichts wussten und entschließen sich, dem Ursprung des Signals nachzugehen. Die Crew verlässt die Covenant und landet auf dem fremden Planeten. Hier spielt Alien Covenant seine Stärke aus, denn der unbewohnte Planet sieht wunderschön aus und würde eine schöne Atmosphäre erzeugen, wäre das Drehbuch nicht so unplausibel. Warum verlässt die Crew ihren Raumgleiter ohne Schutzanzüge? Mit viel Augenzudrücken warten wir darauf, dass sich die ersten infizieren und die ersten Aliens schlüpfen. Nach den ersten Kämpfen mit den Monstren eilt Michael Fassbender in seiner Rolle als Androide David zur Rettung. Er hat den Vorgänger Prometheus irgendwie überlebt und lebt nun auf dem fremden Planeten.

Die im Vorgänger angeschnittenen Themen wie Kreationismus, gibt es einen Gott oder Götter, wo sind die Grenzen der Ethik, wo kommen wir her und wo ist unsere Bestimmung im Universum wird mit einer kurzen Rückblende zunichte gemacht. Der restliche Film konzentriert sich ganz darauf, Michael Fassbender zu glorifizieren, der als Androide David aus dem Vorgänger und Androide Walter aus Alien Covenant gleich doppelt zu bewundern ist. Fassbender kann man auch nichts vorwerfen: Sein Spiel ist gewohnt überzeugend und wer wegen ihm in Alien Covenant geht, dürfte zufrieden sein. Wer sich allerdings wegen der einstigen Highlights der Serie – dazu gehören Spannung oder auch Aliens – in Alien Covenant begibt, bleibt über weite Teile auf der Strecke. Der Film verliert sich vollends in der Bewunderung der beiden Fassbender-Figuren. Alle anderen Charaktere verkommen zur Nebensache. Es findet keine Charakterentwicklung statt und Sympathien lassen sich auch kaum aufbauen. Die Optik folgt dem sterilen Hochglanzlook des Vorgängers und scheint den Übergang zur Low-Fi-Technik der alten Teile nicht einmal zu versuchen. Dass ein Anknüpfen an die alte Optik möglich wäre, hat aber Abrams in Star Wars Episode 7 überzeugend bewiesen. Wenn Aliens auftauchen, wird es zwar immer wieder ziemlich blutig, spannend wird es trotz des Gemetzels aber nie und auch das Ende ist so aufgezwungen vorhersehbar, dass man sich schlicht freut, wenn der unvermeidbare Twist endlich vorbei ist und man nach Hause gehen kann.

Lust auf die Fortsetzung hat man danach keine mehr. Es scheint, als leide Ridley Scott an derselben tragischen Verblendung, mit der auch George Lucas sein Sternen-Epos bereits fast vernichtet hatte. Er sucht Bedeutungen, wo keine notwendig sind und verliert den Blick auf das Wesentliche. Auch wenn es nach dem aktuellen Stand äußerst unwahrscheinlich scheint, bleibt zu hoffen, dass der alte Mann sein Lebenswerk (neben Blade Runner) abgibt, denn der frische Wind einer jüngeren Generation würde Alien sicherlich gut tun. Neil Bloomkamp (District 9) hätte etwa Interesse bekundet, doch Scott hat erst kürzlich in einem Interview bekannt gegeben, dass daraus nichts wird. Am nächsten Alien-Film wird bereits geschrieben. Mit etwas Glück geht es dann um mehr als nur um Michael Fassbender, der mit sich selbst Flöte spielt.

Alien: Covenant
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: John Logan, Dante Harper
Soundtrack: Jed Kurzel
Cast: Michael Fassbender, nochmal Michael Fassbender, Katherine Waterston, Billy Crudup, Danny McBride, Demian Bichir, Carmen Ejogo, Jussie Smollett, Guy Pearce, James Franco, Noomi Rapace
Laufzeit: 123 Minuten
FSK: 16 Jahre
Kinostart: 18.05.17 (AT)

 

 

 

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