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Neues vom Stangerlfahrer #3 – Zweiklassenverkehr

posted by Der Stangerlfahrer 11. September 2017 1 Comment

Ein regelmäßige Kolumne über Mensch und Verkehr

Auf Hallo Salzburg möchte ich, der Stangerlfahrer, die Sicht auf den Verkehr und die davon betroffenen Menschen aus einer völlig anderen Sicht reflektieren. Immer wieder liest man von der Stauhauptstadt Salzburg, von Expert_innenkommissionen und auch von verärgerten Fahrgästen. Doch eigentlich niemand berichtet über die unzähligen Busfahrer_innen der Stadt Salzburg. Das will ich hiermit ändern….

Bisherige Kolumnenbeiträge:
#1 Ich bins, dein Stangerlfahrer
#2 Ob die Salzburger Altsstadt für Autos gesperrt werden soll


 

Ist (war) dieser Sommer nicht schön? Hohe Temperaturen, lange Tage, die Tourist_innen sind da und die Kasse klingelt. Viele fahren zum See, einige sind überhaupt weit weggeflogen, manche tun es noch und etliche entschieden sich, heuer da zu bleiben. Da… Genauso da, wie die Baustellen, die überfüllten Parkplätze in der Stadt und die schier endlosen Massen an Blech, die sich durch die Altstadt quälen. Zurzeit ist so gut wie keine einzige Buslinie ohne Baustelle. Die Klassiker kurz angeführt: Rudolfskai, Rienzner-Kurve, Alpenstraße, Itzling-Pflanzmann, Fürstenallee, Triebenbachstraße etc. etc.

Mir ist natürlich klar, dass einige Ausbesserungsarbeiten, Kanalgrabungen einfach notwendig sind. Die Triebenbachstraße war einfach fällig. Diese geflickte Mugelpiste hat viele Stoßdämpfer und Bandscheiben auf dem Gewissen. Und wenn Kanäle über 100 Jahre alt sind, dann muss man sie erneuern, klar. Die Koordination dieser Baustellen ist da eine ganz andere Sache. Wann, wo, wie lange etc.? Da stehen einem die Haare im Genick zu Berge. Die endlosen Ströme von Autos und (!) Wohnwägen komplettieren den Wahnsinn. Ich werde euch damit nicht länger langweilen, da ich in den letzten Kolumnen diese Thematik ausführlich angeführt habe.

Es gibt eine Zweiklassenmedizin… und einen Zweiklassenverkehr…

Wie jeden August, so spielten auch heuer wieder hochkarätige Kulturschaffende bei den Salzburger Festspielen. Die Festspiele sind ein Manget, ein Wahrzeichen der Stadt und die Ansammlung von beeindruckender Musik, Oper, Kultur. Man weiß auch, dass ein Besuch einer Veranstaltung durchaus mal ins Geld gehen kann. Dementsprechend ist die Zahl an betuchten Personen exponentiell hoch. Doch bedeutet viel Kohle notwendigerweise auch eine Bevorzugung im Straßenverkehr? In Salzburg lässt sich die Frage leicht beantworten: JA!!!

Fast täglich erlebt man ein Chaos, beginnend bei der Staatsbrücke über den Hanuschplatz bis hin zum Karajanplatz. Ebenso von der Riedenburg und Maxglan in das Neutor. Am Karajanplatz stehen mehrere Polizist_innen. Einige zum Schutz, einige zur Verkehrsregelung. Diese Herrschaften schalten die Ampelsteuerung um, sobald die großen, teuren Luxuskarren daherkommen. Einen Tag während der Festspiele verbrachte ich geschlagene 12 Minuten hinter einer roten Ampel im Neutor, damit nur ja die Hautevolee gemütlich zum Festspielhaus kommt. Während der Festspielzeit werden diese “besseren” Menschen bevorzugt. Untertags, wochentags, während abreitsbedingte Pendler_innen nachhause wollen – all das ändert nichts daran. Wenn die Obusse vorm Mönchsbergaufzug “verhungern”, weil kein Weiterkommen ist, wird das in Kauf genommen. “Darin sitzen eh nicht so wichtige Leute” lautet wohl die Devise derer, die das zu verantworten haben. Kommt man dann endlich durchs Neutor, stehen drei, vier PKWs in der Haltestelle. Nicht zum Ein-, oder Aussteigen. Nein, zum Parken! Die bereits erwähnten Kapperlsträger_innen  darauf mit einem Achselzucken. Eigentlich wäre es für mich nicht erlaubt, Personen hier in zweiter Reihe aussteigen zu lassen. Sollte etwas passieren, bin ich als Fahrer rechtlich erledigt.

Aber auch das ist natürlich nicht so wichtig…

 


Disclaimer: Diese Kolumne stellt die Meinung dieses Autors/dieser Autorin dar und spiegelt nicht grundsätzlich die Meinung der Redaktion wider.

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