Gesellschaft

„Heuer war Urlaub am Meer nicht vorstellbar. Wir helfen lieber“

posted by Michaela Ferschmann 14. Juli 2016 0 comments

Flüchtlingshilfe statt Strandurlaub

 

Hallo Salzburg: Wir haben die Leitingers aus Unken kurz vor ihrer Abreise nach Griechenland zu einem Interview gebeten.  Sie erzählen uns von ihren engagierten Plänen, die sie drei Wochen lang anstelle eines Badeurlaubs durchziehen wollen. Stellt euch doch bitte einmal kurz vor!

Uli: Wir sind eine bayerisch-österreichische Pfadfinder-Familie. Wir haben von der allerersten Nacht an bei der Flüchtlingshilfe in Salzburg mitgearbeitet. Dort waren wir sehr aktiv dabei bis zur Schließung des Camps Asfinag, wir sind es im privaten Umfeld bis jetzt aber immer noch.

Nicki: Mit dem alten Team der Asfinag teilweise noch.

Uli: Ja genau! Also ich bin die Mama, ich bin 48 Jahre alt…

Nicki: Ich bin die Nicki, ich bin 19 Jahre alt…

Susi: Und ich bin die Kleine aus der Familie, ich bin die Susi, ich bin 16 Jahre alt, bald 17.

Hallo Salzburg: Ihr habt ja etwas ganz Besonderes vor im kommenden Urlaub, könnt ihr das vielleicht ganz kurz beschreiben?

Nicki: Wir fahren mit dem VW-Bus unserer Großeltern nach Griechenland in ein Flüchtlingscamp und werden dort ein Schulprojekt auf die Beine stellen. Wir haben mit Spenden auch zwei Zelte für das Projekt kaufen können. Wir wollen damit ein Krabbel- und Teezelt für die kleineren und ein Schulzelt für die größeren Kinder aufbauen.

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Uli: Für uns war es heuer überhaupt keine Option, in diesem Mittelmeer schwimmen zu gehen, wo so viele Menschen ertrunken sind. Also haben wir beschlossen, wir müssen unseren Urlaub sinnvoll planen.

Hallo Salzburg: Und wo genau werdet ihr hinreisen?

Uli: Unser großer Vorteil ist, dass wir sehr flexibel sind, wir fahren dann dorthin, wo wir aktuell gebraucht werden. Wir möchten aber in ein möglichst kleines Camp fahren, wo die großen NGOs nicht vor Ort sind und wo das Militär das Ganze nicht so stark reglementiert, sodass auch Freiwillige hinein dürfen.

Nicki: Und da liegt leider das Problem, weil kleinere Camps immer sehr schnell wieder geschlossen werden. Die größeren Camps sind halt einfacher zu verwalten. Deswegen lässt sich unser genaues Ziel noch nicht so genau planen.

Hallo Salzburg: Und wie sucht ihr nun nach dem passenden Camp?

Uli: Hauptsächlich durch Internet-Recherche. Wir haben auch viele Kontakte zu anderen Flüchtlingshelfer-Gruppen …

Nicki: … auch zu den Pfadfindern!

Uli: Ja,  auch durch die Pfadfinder haben wir ein riesiges Helfer-Netzwerk.

Hallo Salzburg: Hattet ihr Probleme bei den Vorbereitungen für euer Projekt?

Uli (lacht): Naja, das Hauptproblem ist, dass der VW-Bus mittlerweile  zu klein ist. Jeder möchte uns gerne Sachspenden mitgeben, aber es hat einfach im VW-Bus nicht alles Platz. Wir wären außerdem gerne die Fluchtrute nach Österreich in entgegengesetzter Richtung nachgefahren. Das ist aber sehr schwierig, wenn man durch Serbien und Mazedonien durchfahren muss. Da laufen wir Gefahr, dass die Polizei, der Zoll oder wer auch immer das Auto zerlegt, und dann jedes Packerl Trocken-Babymilch, das wir eingeladen haben, einzeln verzollen lassen will. Also werden wir wahrscheinlich doch mit der Fähre fahren müssen.

Nicki: Und dann haben wir noch ein sehr großes Problem: Wir haben die beiden Zelte noch in Dortmund und wissen noch nicht, wie wir sie uns möglichst kostengünstig zukommen lassen können. Denn die Zelte befinden sich noch dort bei Pfadfindern, die sie uns zu einem sehr sehr günstigen Preis überlassen haben.

Bitte helft UNS Helfen heißt das Motto der Flüchtlingshilfeaktion.

Hallo Salzburg: Und was möchtet ihr in Griechenland mit eurer Hilfe dann langfristig erreichen?

Susi: Die Kinder sollen dort langfristig Schul-Unterricht haben. Sie sollen dort vor allem Englisch lernen, denn damit kommen sie in ganz Europa durch. Auch wenn sie einmal zurück nach Syrien kommen eines Tages, haben sie mit Englischkenntnissen mehr Chancen auf eine berufliche Zukunft.

Uli: Wir werden unsere Zelte voraussichtlich nicht abbauen, wenn wir wieder heimfahren. Wir möchten versuchen, ein System zu erstellen, das wir dann in die Hände von Flüchtlingen legen können. Unter den Flüchtlingen gibt es ja auch sehr viele Lehrer, Krankenschwestern und so weiter, die alle froh sind, ein bisschen arbeiten zu können im Camp. Unser Hauptziel ist es aber, den Kindern eine Art Tages-Struktur anzubieten, was sie in den Camps teilweise einfach gar nicht kennen, weil sie schon so lange auf der Flucht sind.

Nicki: Wichtig sind einfach auch die Kinderrechte: Jedes Kind hat ein Recht auf Spiel, Spaß und Erholung.

Uli: Das Projekt umfasst ja nicht nur das Schulzelt, wo wir mit den Kindern auf Englisch singen, spielen und lernen wollen, sondern auch das Baby-Zelt. Es soll ein Safe Space für Babys und Mamas sein. Hier sollen die jungen Mütter in Sicherheit ohne Blicke von außen ihre Babys stillen, füttern und baden können. Hier sollen auch die Babys in geschützter Umgebung krabblen lernen. In den Camps haben sie oft nirgends einen geeigneten Boden dafür. Auch Tee soll im Baby-Zelt immer für die stillenden Mütter angeboten werden, weil der sehr gesund ist für sie.

Susi: Auch Obst, Milch und Zucker soll hier ausgeteilt werden.

Uli: Wir werden einfach vor Ort versuchen, uns flexibel auf die Bedürfnisse einzustellen und das gerade Notwendige dann besorgen.

Nicki: Wir werden auch alles Benötigte dann in Griechenland erst einkaufen. So wollen wir bei unserem Projekt damit auch die Griechen selbst ein bisschen unterstützen.

Hallo Salzburg: Wann geht es nun los, und wie lange werdet ihr in Griechenland bleiben?

Susi: Am 30. Juli geht unsere Fähre, also werden wir ungefähr zwei Tage vorher wegfahren. In Griechenland werden wir dann drei Wochen bleiben.

Hallo Salzburg: Wollt ihr in euren nächsten gemeinsamen Ferien wieder etwas Ähnliches unternehmen?

Alle drei lachen.

Uli: Schau‘ma moi,  wie’s uns geht dabei, dann wer‘ma scho‘sehen.

Hallo Salzburg: Wo kann man sich über euch genauer informieren, über das Projekt beziehungsweise auch über die Möglichkeit, noch etwas zu spenden?

Uli: Am besten auf unserer Facbook-Seite Helft UNS helfen – das UNS sind unsere Initialien von Uli, Nicki und Susi.


Das Spendenkonto lautet:
IBAN: DE 85 7105 0000 0000 665 885
BIC: BYLADEM1BGL
Kennwort: Flüchtlingscamp

Das Projekt freut sich über jeden einzelnen Euro.

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