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Spielbergs Ode an die Popkultur: Ready Player One

posted by Johannes Mayrhofer 25. April 2018 0 comments

Wohnwägen, Container und Wellblechhütten türmen sich in den Himmel. Die Straßen dazwischen sind eng, voller Schutt, kaputter Autos und Geröll. Die Welt im Jahr 2045 ist überbevölkert und trostlos. Die Menschen haben vor einiger Zeit aufgehört, Probleme lösen zu wollen und vertreiben sich ihr tristes Leben in der digitalen Oasis. Diese ist ein himmlischer Ort, wo jeder alles sein kann und alles möglich ist. Alles was man braucht, ist eine VR-Brille. Eigentlich besser als diese unnötige Realität, oder?

Das alltägliche Leben, Beziehungen und Arbeit haben sich komplett in die virtuelle Realität der Oasis verlagert und irgendwo in diesen unendlichen Weiten des virtuellen Raums gibt es ein Easter Egg des verstorbenen Schöpfers James Donovan Halliday (Mark Rylance), das alle haben wollen! Wieso? Na, weil die Finderin oder der Finder die Kontrolle über die Oasis erben. Um das Easter Egg zu bekommen, müssen allerdings drei knifflige Rätsel und Quests gelöst werden, die voraussetzen, dass man sich nicht nur mit Hallidays Leben, sondern mit der gesamten Popkultur auskennt. Wade (Tye Sheridan), in der Oasis nennt er sich Parzival, ist einer jener sogenannten Gunter, der das Easter Egg finden will. Auf seiner Suche findet er schnell weitere Freunde, aber auch Feinde, wie den bösen CEO Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) der Firma IOI, der nur zu gerne die Kontrolle über die Oasis hätte.

Verlassen wir an dieser Stelle die Handlung von Steven Spielbergs neuestem Blockbuster-Streich Ready Player One und wenden uns kurz einem anderen Warner Bros-Projekt zu: The Lego Movie und Lego Batman. Beide Filme waren entzückend, nicht nur für jene, die gerne mit Plastikklötzchen spielten und spielen, sondern für alle, die auch nur ein bisschen Sinn für Popkultur haben. Spätestens wenn der Lego-Joker Sauron beschwört, wird klar, wie fein es für Warner Bros ist, so große Marken wie Herr der Ringe, Harry Potter und Batman und die anderen DC-Heldinnen und Helden unter ihrem Logo vereint zu haben. Spielberg greift mit Ready Player One genau dieses Konzept auf: Nimm alles, was Warner Bros zu bieten hat, borg dir noch ein paar andere Marken aus und wirf sie in ein kunterbuntes Abenteuer.

Das ist die Quintessenz von Ready Player One, die über Gefallen und Missfallen entscheiden wird: Wer sich daran erfreut, 140 Minuten lang Easter Eggs aus den Bereichen Musik, Film und Videospiel zu entschlüsseln, wird mit Ready Player One seine helle Freude haben. Da fliegt die Serenity vorbei, Minecraft, Gundam, Akira und Chucky, die Mörderpuppe, haben ihre Auftritte, dieses Gewehr kennen Fans aus Halo, jenes aus Gears of War und auch der Soundtrack wird immer wieder für Bekanntes sorgen. Ich wage zu behaupten, dass niemand beim ersten Mal auch nur ansatzweise alle Anspielungen und bekannten Elemente erkennen wird. Eine besondere Rolle kommt dem Stanley Kubrick-Klassiker Shining zu und wer bisher nicht wusste, dass Autor Stephen King die Verfilmung verschmäht, weiß es spätestens nach Ready Player One und lernt so sogar noch Unnützes für das nächste Pubquiz.

Wer weniger Freude daran hat, wenn sich Ridley Scotts Alien, King Kong und Goro aus Mortal Kombat treffen, wird mit Ready Player One keine Freude haben. Als Dystopie verliert sich der Film zu sehr in Hommagen und Anspielungen, das Drehbuch überzeugt auch nicht durchgehend und die Charaktere sind die meiste Zeit als ihre digitalen Alter-Egos unterwegs.

Mit Ready Player One hat Steven Spielberg unserer aktuellen Pop- und Nerd-Kultur, so es denn eine solche gibt, ein Denkmal gebaut. Wer sich damit zufrieden gibt, wird sich den Film vermutlich sogar mehrmals ansehen, um all die feinen Details zu entdecken. Wer eine durchdachte Dystopie, eine tatsächliche Auseinandersetzung mit unserer Zukunft, Gesellschaftskritik oder eine Geschichte erwartet, die über eine Standard-Schatzsuche hinausgeht, wird enttäuscht sein.

Mich hat der Film 140 Minuten lang bestens unterhalten und ich wage zu behaupten, nicht einmal ein Viertel aller Hommagen, Details und Easter Eggs entschlüsselt zu haben. Eine schöne Schluss-Message, die sich all die Bildschirm-Zombies unserer Zeit zu Herzen nehmen sollten, hat der Film auch, sie sei an dieser Stelle aber nicht verraten.

Ready Player One
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Ernest Cline, Zak Penn
Soundtrack: Alan Silvestri
Cast: Tye Sheridan, Olivia Cooke, Mark Rylance, Simon Pegg, Hannah John-Kamen, Ben Mendelsohn, T.J. Miller, Lena Waithe
Laufzeit: 141 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 06.04.17 (AT)

Das Titelbild stammt von der offiziellen Warner Bros-Website.

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