Dass das alte Strandbad in Mattsee einmal eine bedeutende historische Anlage war, war bis vor wenigen Wochen nicht bei allen rund 4.000 Badegästen, die an einem heißen Sommertag das kühle Nass des Mattsees genießen, im Hinterkopf. Die Einheimischen, denen schon die Großeltern vom wunderschönen alten Bad von früher erzählt haben, wussten es. Und sie vermissten es.
Das denkmalgeschützte Strandbad mit einem Kabinen- und Buffetgebäude im sogenannten „Salzkammergut-Stil“ wurde 1928 nach den Plänen des Architekten Franz Mörth errichtet und ist bis heute neben dem Schloss und der Stiftskirche eines der drei Wahrzeichen der kleinen Gemeinde. Der Wiener, der an die Tradition der Neuen Sachlichkeit anknüpfte, erbaute unter anderem auch in Wien die Arbeiterkammer.
Jahrzehnte lang brachte man nie den Mut und das Geld auf, um diverse Reparaturen oder Erweiterungen am Strandbad originalgetreu durchzuführen. „Hier wurde leider viel an der falschen Stelle gespart. Schnell irgendwas möglichst billig zu flicken hält auf Dauer nicht. Das ist nicht nachhaltig“, kritisiert Bürgermeister Michael Schwarzmayr die bisherige Pflege der beinahe 100 Jahre alten Gebäude.
Es ist der Traum aller Mattseer, das alte denkmalgeschützte Bad wieder in seinem Urzustand zu erleben. Und das werde ich nun durchziehen“, freut sich der engagierte junge Ortschef, der seit jeher ein großes Faible für Geschichte hat. „Und wenn wir schon sanieren, dann aber g’scheit!“
Michael Schwarzmayr, Bürgermeister von Mattesse
„Ich habe festgestellt, dass auch meine Vorgänger sich immer wieder mit ihren Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern überlegt haben, endlich einmal das Bad komplett zu sanieren. Doch nie wurden diese Pläne in die Tat umgesetzt“, erzählt Schwarzmayr, dem auch schon seine Großeltern die Geschichte des alten Bades erzählt hatten.
In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurde das Projekt auf drei Etappen geplant, insgesamt werden rund 700.000 Euro dafür veranschlagt.
Noch vor Start der Badesaison hat das Hauptgebäude in Bauphase 1 ein neues Dach erhalten. „Die Schindeln haben wir gemäß der alten Pläne in Originalgröße zuschneiden lassen und auf nachhaltiges Material geachtet“, berichtet Schwarzmayr. „Wir haben zum Beispiel bis hin zur Turmuhr versucht, alles wie es 1928 war, wieder herzustellen. Der Restaurator hat noch Originalfarbreste am Ziffernblatt herauskratzen können, genau dieselbe Farbe wird nun wieder aufgetragen“, begeistert sich Michael Schwarzmayr.
Der Badebetrieb wird von den Arbeiten nicht betroffen sein.
Im Herbst sind dann in der zweiten Bauphase die Dächer der Seitengebäude dran. Der Nebentrakt wird niedriger, passend zum Haupthaus. Die Kabinentüren erhalten ihr ursprüngliches Aussehen: Von Blau-Weiß wird auf Grün-Ocker restauriert (die Farben von See und Sand). Und das Büffet bekommt wieder eine Stoffmarkise.
Bis 2021 sollen in der dritten Phase die Neueindeckung und die Absenkung des Kabinentraktes erfolgen. Zugleich soll die komplette Erneuerung sämtlicher Rohre und Leitungen sowie die Sanierung der Sanitäreinrichtungen durchgeführt werden.
Im Hinterkopf behält Bürgermeister Michael Schwarzmayr während der Umbauarbeiten auch immer die Möglichkeit, in Richtung Barrierefrei zu kommen. „Unser Badelift ist schon eine tolle Möglichkeit, die oft genutzt wird. Dennoch habe ich erkennen müssen, dass man noch nicht überall im Bad barrierefrei hinkommt“, erzählt Schwarzmayr, der die Anlage extra mit einer schwer gehbehinderten Mattseerin vor Ort komplett durchgeprüft hat.
Titelfoto: Der des. Landesparteichef der SPÖ Salzburg, David Egger (rechts) macht sich ein Bild vom Strandbad-Umbau bei Bürgermeister Michael Schwarzmayr.
Fotograf: Arne Müseler / CC-BY-SA-3.0