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Raser tötete ihre Tochter: „Katis Tod soll nicht umsonst sein. Ich kämpfe für mehr Bewusstseinsbildung!“

posted by Michaela Ferschmann 30. Juni 2020 0 comments

Am Karfreitag überholte ein 24-jähriger Einheimischer zwischen Eugendorf und Henndorf bei Überholverbot in einer Tempo-80-Zone mit weit überhöhter Geschwindigkeit einen Lkw mit Anhänger. Er krachte ungebremst in das entgegenkommende Auto, das er nicht sehen hatte können. Der Unfalllenker und die Beifahrerin des zweiten Autos, Katrin Koch, starben noch an der Unfallstelle. Katrins Freund, der am Steuer des zweiten Autos gesessen war, hatte schwerstverletzt überlebt. Dieser tragische, aber vermeidbare Unfall vertsärkt den Ruf nach härteren Konsequenzen bei Raserei.

Katrins Mutter, Sabine Koch-Peterbauer, geht nun an die Öffentlichkeit. „Raserei und das Inkaufnehmen, Menschen zu verletzen oder gar zu töten, kann doch nicht so niedrig bestraft werden“, wundert sie sich immer wieder. Denn damit bleibe es im Bewusstsein der Menschen, dass Raserei „nur ein Kavaliersdelikt“ sei. Auf Raserei im Straßenverkehr stehen nur 150 bis 2.180 Euro Strafe bzw. der Führerscheinentzug bis zu einem halben Jahr.

Mahnwache an der Unfallstelle ihrer Tochter. Foto: Screenshot ORF Salzburg

„Ich wollte mich nicht einfach in mein Bett verkriechen und nur trauern. Ich wollte etwas tun, Katis Tod soll nicht umsonst sein“

Sabine Koch-Peterbauer (Mutter von Katrin)






Neben Mahnwachen an Stellen, bei denen es Verkehrstote durch Raserei gegeben hat – die erste fand bereits an der Stelle, wo ihre Tochter ums Leben kam, vor wenigen Tagen statt – möchte sich die engagierte Henndorferin mit Politiker_innen treffen: Damit etwas bewirkt wird in Richtung schärfere Sanktionen gegen gefährliche Raser auf den Straßen.

David Egger war der erste Politiker, der Sabine Koch-Peterbauer zur Seite stand. Foto: Müseler

Als allererstes hat sie den neuen Salzburger SPÖ-Chef David Egger kontaktiert. „Er war sofort bereit, sich mit mir zu treffen“, so Sabine Koch-Peterbauer. Gemeinsam mit der SP-Verkehrssprecherin LAbg. Sabine Klausner nahm sich Egger umgehend der Thematik an und fand klare Worte: „Dass Tempobolzer_innen kräftig zur Kasse gebeten werden und die Mindeststrafsätze nun verdoppelt wurden, ist nur ein erster notwendiger Schritt, dem dringend weitere wichtige Maßnahmen folgen müssen”. Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) hatte im Jänner die Strafsätze für überhöhte Geschwindigkeitsübertretungen verdoppelt, aber das sei lange noch nicht genug. Bereits am 6. November vergangen Jahres hat der Salzburger Landtag beschlossen, dass sich Verkehrslandesrat Schnöll auf Bundesebene dafür einsetzen solle, dass der Straf- und Maßnahmenkatalog für Verkehrsübertretungen evaluiert werden müsse. Die Forderung: Schärfere verwaltungsstrafrechtliche Sanktionsmöglichkeiten insbesondere bei rücksichtsloser Fahrweise, massiven Geschwindigkeitsübertretungen und illegalen Autorennen. „Verbotene Kraftfahrzeugrennen“ sollten demnach überhaupt als Straftatbestand eingestuft werden.

Derartige „Rennen“ konnte die Exekutive vermehrt auf den leeren Straßen während des Corona-Lockdowns u.a. auch in Salzburg feststellen. Erst vor wenigen Tagen (Freitag, 26. Juni 2020) gab es wieder einen derartigen Vorfall, bei dem eine Zivilstreife im Flughafentunnel zwei Autos mit bis zu 135 km/h ausbremsen musste.

Sabine Koch-Peterbauers Treffen mit Egger folgte ein weiterer Termin mit dem zuständigen Landesrat Schnöll, der ihr versprach, nun mit allen fünf Parteien des Salzburger Landtages gemeinsam in Wien Druck zu machen: Das Ziel ist die Verschärfung der Verwaltungsstrafsanktionen, d .h. signifikant höhere Geldstrafen und ein viel längerer Führerscheinentzug.

Sabine Klausner. Foto: Ferschmann

Für SPÖ-Verkehrssprecherin Sabine Klausner wäre auch „die Aufnahme von massiven Geschwindigkeitsübertretungen ins polizeiliche Vormerksystem wie es Deutschland macht, eine vorstellbare Maßnahme.“

In Zukunft müsse, so Klausner, noch mehr gezielte und umfangreiche Präventions- und Aufklärungsarbeit erfolgen. Und da sei bereits bei den 14- und 15-Jährigen anzusetzen. Dabei solle ihnen die Gefährlichkeit der Raserei und rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr drastisch vor Augen geführt werden. „In Hamburg gab es Überlegungen, den Rasern auf einer Unfallchirurgie die Stationen eines Unfallopfers, vom Rettungswagen über die Erstversorgung im Schockraum bis hin zur Operation vorzuführen“, berichtet Klausner. Auch persönliche Schilderungen von betroffenen Unfallopfern und deren Angehörigen könnten (potentiellen) Risikolenkern ihre Gefährlichkeit bewusst machen und zu einer positiven Verhaltensänderung führen.

Die Mahnwachen für Kati Koch sollen ebenso in diesem Sinne heranrasenden Kfz-Lenkern mit Transparenten wie „KATI wurde hier GETÖTET“ bewusst machen, wie schnell Raserei töten kann und die Fahrer zum Nachdenken bringen. „Noch viel mehr Unfallopfer durch Raserei auf den Straßen sind hochgradig verletzt und dann oft auch Dauerinvaliden. Diese Raser müssen einfach erkennen was sie diesen Menschen und ihren Familien und Freunden für den Rest ihres Lebens antun. Raserei ist wirklich kein Kavaliersdelikt“, so die Mutter der verstorbenen Kati Koch, Sabine Koch-Peterbauer.

Foto: Screenshot ORF Salzburg

Titelbild: Pixabay

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