Bürmoos hatte immer schon eine Vorreiterrolle, was sozial durchdachte Projekte betrifft. Das neu erbaute Mehr-Generationen-Wohnhaus im Ortszentrum der Flachgauer Gemeinde ist ein Pionierprojekt, das seinesgleichen sucht.
Initiiert und ausverhandelt wurde dieser Vorzeigebau noch unter dem früheren Bürgermeister und jetzigen Arbeiterkammer-Präsident Peter Eder. „Bürmoos Zentrum“ konnte mit der Wohnbau-Genossenschaft Bergland schlussendlich so kostensparsam errichtet werden, dass die barrierefreien 50 bis 60 Quadratmeter großen Wohnungen um rund 150 Euro im Monat günstiger vermietet werden können. Der Quadratmeter kostet hier nur 7,50 Euro.
Ein Preis, der für Neubauten im Bundesland noch nirgends erreicht werden konnte. „Wir sind hier mit unserem Pilotprojekt mit Sicherheit Vorbild für andere Gemeinden. Es lässt sich machen“, berichtet Bürgermeister Fritz Kralik, der Eder vor zwei Jahren in seinem Amt nachgefolgt ist. „Wir haben uns alle Möglichkeiten, Kosten beim Grundstück und beim Bau einsparen zu können, in Eigenregie erarbeitet“, kann Kralik mit Stolz sagen.
Der unschlagbar niedrige Mietpreis konnte durch mehrere Faktoren erreicht werden: Zuerst einmal hat die Gemeinde selbst der Wohnbau-Genossenschaft das Baurechtsgrundstück zu einem symbolischen Betrag von einem Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt. Durch die Einhaltung hoher technischer Standards wurden zudem die Richtlinien der Salzburger Wohnbauförderung erfüllt.
Auch die Wohnbau-Genossenschaft hat sich im Sinne der Mieter_innen eingebracht und beispielsweise auf eine möglichst schnelle Ausfinanzierung des Hauses verzichtet. Außerdem wurden anstelle einer Unterkellerung Dachböden-Abteile und anstelle einer Garage Carports und Freiparkflächen errichtet.
Füreinander da sein
Die zweite soziale Komponente dieses Projektes ist die Vergabe-Regelung: Nur hilfsbereite junge Bewohner_innen und Senior_innen, die gerne die Hilfe Junger beanspruchen, kommen als Mieter_innen in Frage.
„Das war immer Voraussetzung für die Vergabe der Wohnungen. Das haben wir im Vorfeld auch immer so kommuniziert. Alle 16 Einheiten konnten bereits zur Hälfte an junge und zur Hälfte an betagte Bürmooser_innen vermietet werden“, berichtet Fritz Kralik stolz. Die älteren Bewohner_innen wissen, dass die jungen Nachbar_innen jederzeit bereit sind zu helfen wenn nötig. Damit sind die älteren Mieter_innen nie einsam und hilflos, wenn etwas passiert.
„Wir schauen uns das Generationen-Projekt einmal in Ruhe an, wenn es so läuft wie geplant und sich dieses Konzept bewährt, denken wir sicher bald an die Planung weiterer Objekte dieser Art“, ist sich der Bürgermeister gewiss.
Peter Eder ist davon überzeugt, dass das Bürmooser Modell auch in anderen Gemeinden mit einem sogar höheren Preisspiegel funktionieren kann, wie er in einem Interview mit der Kronen Zeitung sagte: „Man muss in der Politik endlich zu einer aktiven Bodenpolitik übergehen.“
In einer Aussendung der Wohnbau-Genossenschaft Bergland wurde genau dazu auch Bezug genommen: Geeignetes Bauland für derartige Projekte ist im Zentralraum, aber auch in den Gebirgsgauen nur mehr eingeschränkt verfügbar. Alle Akteure, vom gemeinnützigen Bauträger über die Gemeinden bis hin zum Land Salzburg als Förderstelle, sind hier aufgefordert, die Rahmenbedingungen anzunehmen und Lösungen zu finden. Wie die Gemeindepolitik Bauprojekte sinnvoll und zukunftsweisend unterstützen kann, wird bei dem Projekt “Bürmoos Zentrum” beispielhaft verdeutlicht.
Der Salzburger SP-Parteichef David Egger unterstützt diese wichtige Forderung nach leistbarem Wohnen in Salzburg mit großer Überzeugung. Er war erst neulich vor Ort in Bürmoos um sich ein Bild von diesem Pionierprojekt zu machen. Bürmoos soll den anderen Gemeinden als Vorbild dienen.
Titelbild: ZentrumBuermoos1/Ag. Dreirad e.U. Wohnbau Bergland