Marko Feingold hat als Holocaustüberlebender mit tausenden Schüler*innen seine unter die Haut gehende Lebensgeschichte geteilt. Damit hat er einen unschätzbaren Dienst für die Bewusstseinsbildung junger Menschen geleistet. Die Stadt Salzburg will Feingolds Geist und Schaffen sichtbar weiterleben lassen und ermöglicht daher allen vierten Klassen der städtischen Mittelschulen eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
Antisemitische Vorfälle im Vormarsch
Der letzte Antisemitismusbericht hat aufgezeigt, dass in Österreich Übergriffe auf Juden und Jüdinnen in den letzten Jahren erneut zugenommen haben und tätliche Angriffe auch vor Kindern nicht Halt machen. Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien betont in einem STANDARD-Artikel, dass es eine “gesamtgesellschaftliche Strategie gegen Judenfeindlichkeit” braucht, um diesem Negativ-Trend entgegenzuwirken. Darüber hinaus mehren sich in Zeiten der Corona-Pandemie antisemitische Verschwörungsmythen im Netz. Erzählungen und Bilder, wonach Juden und Jüdinnen hinter dem Virus stecken würden, um mit Impfungen Geld zu machen sind zudem auch auf „Anti-Corona Demonstrationen“ immer wieder präsent.
Bewusstseinsbildung an Schulen im Kampf gegen Antisemitismus immer wichtiger
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, will Bildungsressortchef Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger in der Stadt Salzburg verstärkt auf die Bewusstseinsbildung und Vermittlung in Schulen setzen. Daher gab es bereits unmittelbar nach dem Ableben von Marko Feingold im September 2019 Gespräche mit seiner Witwe, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Hanna Feingold, wie man das Wirken von Marko Feingold gebührend weiterführen kann.
Marko Feingold hat vor allem an Schulen unschätzbare bewusstseinsbildende Vermittlungstätigkeiten geleistet und als Holocaustüberlebender, seine persönlichen Erfahrungen mit den Schüler*innen geteilt.”
Bernhard Auinger, Vizebürgermeister der Stadt Salzburg
„Auf Grund der besorgniserregenden Entwicklungen hinsichtlich des Antisemitismus haben wir die budgetäre Vorsorge für ein Schulprojekt in Zusammenarbeit mit dem Mauthausen Komitee getroffen”, so Auinger. Bei diesem Projekt sollen für alle 4. Klassen der städtischen Mittelschulen, die eine Exkursion zum Konzentrationslager Mauthausen planen, die Kosten für den Bustransfer übernommen werden. Für das Projekt hat die Stadt Salzburg 20.000€ ins Budget aufgenommen und bereits Gespräche mit den Schulen geführt. 20 Klassen haben dabei sofort ihr Interesse bekundet.
Mauthausen Komitee als Projektpartner der Stadt Salzburg
Das Mauthausen Komitee wird die Führungen für diese Schulklassen der Stadt Salzburg kostenlos anbieten. Im Vorfeld gab es dazu gute Gespräche für diese wichtige Kooperation, denn die Vermittlungsarbeit zu diesem Thema wird in Zukunft noch stärker von Gedenkstätten und Organisationen wie dem Mauthausen Komitee abhängen. Das ist unter anderem der Ursache geschuldet, dass es leider immer weniger Zeitzeugen gibt, die ihre Erfahrungen mit Schüler*innen teilen können. Der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Willi Mernyi dazu: „Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit der Stadt Salzburg und bedanken uns für diese wichtige Initiative. Mit der Übernahme des Vermächtnisses der Überlebenden des KZ Mauthausen und seiner Außenlager ist die Sensibilisierungsarbeit mit Jugendlichen einer unserer wesentlichen Schwerpunkte. Bei unserer Vermittlungsarbeit ist es uns besonders wichtig einen Bezug in die Lebensrealität der Jugendlichen zu schaffen.“
Sobald im Hinblick auf die Corona-Pandemie Schul-Exkursionen wieder möglich sein werden, können die Schulen das Angebot in Anspruch nehmen.