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Schüler:innen- und Elternvertreter:innen fordern den Rücktritt des Bildungsministers – und eine freiwillige mündliche Matura

posted by Lara Simonitsch 22. März 2022 0 comments

In einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten die Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) und der Bundesverband der Elternvereine (BEV) bereits Anfang März ihre Forderung nach einer freiwilligen mündlichen Matura im Jahr 2022 und besiegelten damit ihre Zusammenarbeit. Eine verpflichtende, mündliche Matura sei nach den vorangegangenen Jahren der falsche Weg, sind sich die Eltern- und Schüler:innenvertreterinnen einig. Schüler:innen hätten in den vergangenen Jahren durch das Distance-Learning und die Ausnahmesituationen vor allem gelernt, Eigenverantwortung zu übernehmen. Warum diese Eigenverantwortung und Selbstständigkeit nun bei der Matura eingeschränkt wird, sei nicht nachvollziehbar. Nun fordern Eltern und Schüler:innen den Rücktritt von Bildungsminister Polaschek (ÖVP).

Helmuth Schütz, Obmann Vizepräsident des Bundesverband der Elternvereine (BEV) und der 17-Jährige AKS-Sprecher Stijn J.J. Maas haben in einer Pressekonferenz ihre gemeinsame Forderung, nämlich jene nach einer freiwilligen Matura im Jahr 2022, umfangreich vorgestellt und begründet. Die Forderung nach einer „normalen“ Matura, wie die Bundesregierung und das Bildungsministerium sie für 2022 vorsehen, sei in Anbetracht der besonderen, schwierigen Umstände der Schüler_innen nicht nachvollziehbar. Die Matura sollte, über alle Schultypen hinweg, der Ausnahmesituation aufgrund der Covid-19-Pandemie angepasst werden. Dennoch empfiehlt der Bundesverband der Elternvereine die Teilnahme bei der freiwilligen Matura, denn der Mut und das daraus entstehende Erfolgserlebnis würden lange anhalten. „Für uns ist die Freiwilligkeit zu dieser mündlichen Matura anzutreten, das probate Mittel um alle Bedürfnisse zu bedienen.“, so Schütz.

Stijn J.J. Maas, der gemeinsam mit der Aktion kritischer Schüler:innen (AKS) bereits einige Maturastreiks organisiert hat, um auf die Probleme der Maturant:innen aufmerksam zu machen, betont, dass die Pandemie das Leben von Schüler_innen und Erziehungsberechtigten geprägt hat, wie nichts je zuvor. Man sei immer wieder mit unerwarteten, unsicheren Situationen konfrontiert gewesen und auch die schlechte und kurzfristige Kommunikation der verantwortlichen Entscheidungsträger:innen habe dazu geführt, dass eine „normale“ Matura in diesem Jahr nicht die passende Lösung für die Schüler:innen in Österreich sein könne. „Es ist unsere Zukunft. Eine Zukunft, die wir selbst malen wollen.“, betont der 17-jährige AKS-Sprecher.

„Wir wollen nicht nur verstanden werden. Wir wollen ernstgenommen werden.“

Stijn J.J. Maas, Sprecher der Aktion kritischer Schüler_innen

Helmut Schütz argumentiert, dass das Maturajahr vorwiegend der Wiederholung und Festigung von bereits gelerntem Stoff diene, wodurch genau die Jahre vor dem diesjährigen Maturajahr – also die Jahre, die durch die Pandemie geprägt waren – besonders wichtig sind. Den Maturant_innen sei in den vergangenen zwei Jahren ohnehin sehr viel abverlangt worden. Diese hätten zwischen Distance-Learning und ausgefallenen Stunden vor allem Selbstverantwortung lernen müssen. Dass bei der Matura plötzlich wieder Schluss mit der Eigenverantwortung sein soll, stößt beim Bundeselternverband auf großes Unverständnis. Das Bildungsministerium würde wichtige Lerneffekte durch die verpflichtende, mündliche Matura im Jahr 2022 wieder zunichtemachen.

Die Schülerinnen und Schüler scheinen für das politische Statement „Alles ist wieder normal“ geopfert zu werden.“, kritisiert Stijn J.J. Maas das Verhalten der Bundesregierung. Er macht klar, dass durch die Folgen der Pandemie, beispielsweise durch Lernrückstände, nichts sei wie zuvor. Zudem müsse man auch an die mentale Gesundheit der Schüler:innen in Österreich denken. Den Vorwurf, die angehenden Maturant:innen seien einfach zu faul, weist Maas entschieden zurück. Sie seien keineswegs faul, sondern einfach stark genug, um für sich selbst einzustehen. Außerdem stellt Maas fest, dass es auch die Schüler:innen gewesen sind, die mitgeholfen haben die Pandemie zu bekämpfen und deswegen auf viele jugendliche Freiheiten verzichtet haben. Die Schüler:innen selbst würden außerdem am besten wissen, wie es ihnen geht und welche Matura für sie angemessen ist. „Wir wollen nicht nur verstanden werden. Wir wollen ernstgenommen werden.“, macht Maas deutlich.

Die gemeinsame Forderung der Aktion kritischer Schüler_innen und dem Bundesverband der Elternvereine ist klar: Die mündliche Matura soll auch 2022 noch freiwillig sein. Das sei – in Anbetracht der Folgen der Coronapandemie – der einzige, angemessene Weg um in diesem Jahr eine faire Matura zu ermöglichen. Die derzeitige Situation an Österreichs Schulen zeigt, so die Schüler:innen- und Elternvertreter:innen, ganz klar auf, dass es sich für die Maturant:innen im Jahr 2022 nicht um ein normales Schuljahr handelt. Die aktuelle Covid-19-Welle wirkt sich in Österreichs Schulen stark aus und zahlreiche Schüler_innen sowie Lehrkräfte sind betroffen. Bildungsminister Polaschek hat dennoch entschieden, die Covid-19-Maßnahmen nicht zu verschärfen. Maskenpflicht herrscht weiterhin nur auf den Gängen und die Anzahl der Covid-19-Tests bleibt ebenfalls gleich. Da der Bildungsminister zudem nach wie vor nicht auf die Kontaktversuche von Schüler:innen- und Elternvertreter:innen eingegangen sei und sich auch nichts an der Matura 2022 geändert habe, fordern der Landesverband der Elternvereinigungen im Bundesland Salzburg und die Schüler:innenvertretungsorgansisation Aktion kritischer Schüler_innen nun den Rücktritt von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).


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