Nirgends in der EU werden mehr Frauen ermordet als in Österreich. Der wahrscheinlichste Mörder jeder Frau ist ihr jeweiliger (Ex-)Partner. Der kürzlich für Aufsehen erregende 18. Frauenmord dieses Jahres lässt befürchten, dass auch heuer – wie bereits in den zahlreichen letzten Jahren – signifikant mehr Frauen ermordet werden als Männer, während seit dem Ende Covid-geschuldeter Maßnahmen gleichzeitig die allgemeine Gesamtmordrate wieder anzusteigen scheint. Die SPÖ Salzburg äußert daher die Frage: Wann wird der Gewaltschutz endlich strukturell verbessert?
Femizide – ein Problem unserer Gesellschaft
Allein im Jahr 2017 wurden weltweit 60.000 Frauen von ihrem Partner getötet. Das sind über 160 tägliche Morde. Eine Zahl, die höchstwahrscheinlich mit einer ebenso erschreckenden Dunkelziffer einhergeht. Diese Femizide – oder Frauenmorde – beschreiben die direkte oder indirekte Ermordung einer Frau als Resultat dessen, dass sie eine Frau ist. Sie sind ein globales Phänomen, dem ausschließlich auf gesamtgesellschaftlicher und struktureller Ebene entgegengewirkt werden kann. Eine Verantwortung, die grundsätzlich der Politik zufällt. Nachdem diese Form des häuslichen Terrorismus bereits von der WHO und zahlreichen Staaten als bedrohliche Entwicklung anerkannt wurde, scheint Gewaltschutz in Österreich und Salzburg nicht auf der Prioritätenliste zu sein.
„Gewaltschutz ist in Österreich immer noch ein Thema, mit dem sich die Bundesregierung nur halbherzig beschäftigt. Auch die neue konservative Salzburger Landesregierung legte in ihrem Koalitionsprogramm keinen entsprechenden Schwerpunkt.“
Salzburgs SPÖ-Landesparteivorsitzender David Egger
Forderungen zur Sicherstellung gewaltfreier Strukturen
„Unfassbare Tragödien können vermieden werden, wenn der Gewaltschutz endlich strukturell verbessert und mehr Gelder zu Verfügung gestellt würde“, thematisiert SPÖ-Frauensprecherin Karin Dollinger infolge des kürzlich festgestellten Femizids in Lamprechtshausen. Vonseiten der SPÖ-Landespartei folgen indessen konkrete Forderungen:
- Umsetzung der Istanbul-Konvention durch einen Nationalen Aktionsplan zum Schutz von Frauen vor Gewalt
- 228 Mio. Euro für den Gewaltschutz und 3.000 Vollzeitstellen in Beratungseinrichtungen
- Ausbau von Gewaltambulanzen
- Ausbau der Frauen- und Mädchenberatungsstellen und eine solide Basisfinanzierung
- Ständiger Krisenstab von Frauen- Innen- und Justizministerium sowie im Gewaltschutz tätiger Organisationen
- Mehr Hochrisikofallkonferenzen
Ob und inwieweit sich die Salzburger Landesregierung von systematischen Anpassungen zugunsten von Frauen und Betroffenen häuslicher Gewalt überzeugen lässt, gilt abzuwarten. Bislang waren Femizide weder bei ÖVP noch bei FPÖ Schwerpunktthema. Möchte man die Zahl ermordeter Frauen senken, besteht jedoch dringender Handlungsbedarf. Denn blickt man auf Statistiken, so kommt erwartungsgemäß bereits in eineinhalb Wochen für die nächste Frau jede Hilfe zu spät.
Quellen:
http://www.eupsycho.com/index.php/TM/article/viewFile/329/213
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/981564/umfrage/angezeigte-morde-in-oesterreich/