Höhere Politikergagen und noch teurere Dienstwägen für die Landesregierung. Das haben sich ÖVP und FPÖ in Salzburg genehmigt. Verdient, sagen wir! Denn dank der neuen Landesregierung dürfen die Salzburger jetzt Marmorkrebse im Wirtshaus essen, nach Herzenslust auf Wölfe oder Otter schießen und am einarmigen Banditen das Familieneinkommen aufbessern.
Seit Juni hat Salzburg eine neue Landesregierung. Auf die warteten zahlreiche Aufgaben: Wohnen kostet so viel, wie in keinem anderen Bundesland. Die Teuerung macht den Salzburgerinnen und Salzburgern zusätzlich zu schaffen. Und Kinderarmut wird immer mehr zum Problem in Salzburg.
Gut: All das ist immer noch so. Aber sonst war es ein sehr erfolgreiches Jahr für die neue Landesregierung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und seiner Stellvertreterin Marlene Svazek! Die Landeshymne ist gesetzlich abgesichert, Marmorkrebse stehen endlich auf der Speisekarte und die Salzburgerinnen und Salzburger dürfen nach Lust und Laune auf Otter oder Wölfe schießen. Nicht zu vergessen die Telenovela-Momente als Haslauer und Svazek – noch vor der Wahl spinnefeind – doch noch zueinander gefunden haben. Außerdem können sich die Menschen in Salzburg an den noch schickeren, PS-starken Luxus-Dienstwagen ihrer Landesregierung erfreuen. Und zum Jahresabschluss brachte Svazek internationalen Glamour in die Landesregierung – auch wenn der Glamour selbst jetzt nichts mehr davon wissen will.
Leistbares Wohnen? Maßnahmen gegen Kinderarmut? Fehlanzeige.
Ausgerechnet im reichsten Bundesland Österreichs können sich viele Menschen die Miete oder gar ein Eigenheim nicht mehr leisten. Trotzdem baut Salzburg immer weniger geförderte – und damit erschwingliche – Mietwohnungen. Eine Novelle der Wohnbauförderung hätte für mehr günstigen Wohnraum sorgen sollen. Doch daraus wird nichts: Haslauer und Svazek haben sie – vorerst bis 2025 – schubladisiert.
Apropos reichstes Bundesland: 23.000 Kinder in Salzburg leben in Armut. Den halben Monat gibt es für sie nur Nudeln mit Ketchup, für Freizeitaktivitäten fehlt meist das Geld und die Wohnungen sind desolat, berichtet Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg. All das mitten in Salzburg. Trotzdem hat die FPÖ unmissverständlich klargemacht: Eine Kindergrundsicherung wird es mit ihr nicht spielen. Auch das Schulstartgeld für Tafelklassler haben Svazek und Co verhindert.
FPÖ & ÖVP: Mit üppigen Gehaltserhöhungen & 500 PS im Einsatz
Warum all das? Aus Verantwortungsbewusstsein für Salzburg! Wilfried Haslauers Landesregierung achtet darauf, dass genug Geld für die wirklich wichtigen Dinge bleibt. Das Land braucht nämlich dringend höhere Politikergehälter und neue schicke Dienstwägen für die Landesregierung. Und das gibt es jetzt auch! Salzburgs Politikerinnen und Politiker verdienen ab nächsten Jahr 4,85 Prozent mehr – knapp 11.700 Gehaltsplus für den Landeshauptmann. Und Marlene Svazek und Stefan Schnöll (ÖVP) brausen mit sündteuren, 500-PS-starken SUVs durchs Land. Ein schönes Signal in Zeiten von Klimakrise und Teuerung: All das kann die stellvertretende Landeshauptfrau nicht schrecken!
Der Gedanke daran wird die Salzburgerinnen und Salzburger im Winter wärmen … müssen. Beim Heizen ist nämlich eher Sparen angesagt: Die Salzburg AG kassiert heuer deutlich höhere Gaspreise. Aber auch das muss zum Wohle der Menschen im Land sein – sonst hätte der Aufsichtsratsvorsitzende der Salzburg AG, Landeshauptmann Haslauer, niemals zugestimmt!
Mit Messer, Gabel und Schrotflinte gegen tierische Störenfriede
Auch abseits der Autobahnen zeigt die neue Landesregierung blaue Handschrift – stets mit fürsorglichem Blick auf die Salzburgerinnen und Salzburger. Deshalb dürfen ab heuer Marmorkrebse in Restaurants verkocht werden. Die FPÖ will die invasive Art so zurückdrängen. Dank der Freiheitlichen können die Salzburgerinnen und Salzburger also beim Mittagessen Zuwanderung aktiv bekämpfen.
So gestärkt schießt es sich gleich viel launiger: zum Beispiel auf Wölfe und Fischotter. Beide sind eigentlich geschützt. Auf Drängen der FPÖ sorgte die Landesregierung allerdings für Abschussfreigaben.
Teuerungshilfe zur Selbsthilfe: Landesregierung legalisiert kleines Glücksspiel
Freilich plagen nicht nur Marmorkrebse, Wölfe und Otter die Salzburger Bevölkerung. Die Teuerung ist fast genauso belastend. Doch Haslauer und Svazek helfen auch hier, ohne Vollkasko-Mentalität aufkommen zu lassen! Ab 2025 erlauben sie das kleine Glücksspiel wieder in Salzburg. So können die Menschen im Bundesland ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen! Hilfe zur Selbsthilfe nach Art des schwarz-blauen Hauses.
Mit den legalen einarmigen Banditen wollen Svazek und Haslauer auch die Kriminalität bekämpfen. Denn, wie die Stellvertreterin des Landeshauptmanns erklärte: Bei Razzien findet die Polizei immer wieder illegale Glücksspielautomaten. Und wenn die Leute es machen, obwohl es verboten ist, müsse man es halt erlauben. Klingt überzeugend!
Marlene Svazek & Jeremy Fragrance: es ist kompliziert
Freilich gab es trotz dieser Erfolgsbilanz wieder Unkenrufe: Der Spitzenkandidat der FPÖ in Salzburg Stadt, Paul Dürnberger, war nämlich mit den – laut DÖW „rechtsextremen“ – Identitären demonstrieren. Aber fair bleiben: Auf der Demo gab es gerade einmal 40 Anzeigen und nur einen verletzten Polizisten. Außerdem wusste Landeshauptmann-Stellvertreterin Svazek auch dieses kleine Hoppala auszubügeln: Sie verschaffte Salzburg noch kurz vor Jahresende internationalen Glamour. In New York posierte sie mit dem bekannten Parfum-Influencer Jeremy Fragrance.
Kleiner Schönheitsfehler: Das Ganze war auf einem Treffen ultrarechter Trump-Fans. Svazek und ihr Sprecher beantworten Medienanfragen dazu nicht. Achja: Und Jeremey Fragrance … ist sich eigentlich für nichts zu schade. Das Foto mit Svazek löschte er allerdings von seinem Tiktok-Account.