Die Frage, wie wir in Mitteleuropa, in Österreich und schlussendlich hier in Salzburg mit unseren Lebensmitteln umgehen, regte in der jüngsten Vergangenheit nicht nur viele öffentliche Diskussionen an, sondern es entwickelten sich in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen die aufklären und aufzeigen, dass es auch ohne sinnlose Verschwendung und mit Nachhaltigkeit geht.
Daten und Fakten
Jede Minute wird in der Stadt Salzburg ein voller Einkaufswagen mit Lebensmitteln weggeworfen.
Eine Abfallanalyse in der Stadt Salzburg bestätigt uns die alltägliche Wegwerfkultur: Jede Minute wird in der Stadt Salzburg ein voller Einkaufswagen mit Lebensmitteln weggeworfen. Innerhalb von 6 Stunden landen über 2.800 kg Lebensmittel in der Tonne statt auf dem Teller. Damit werfen die Salzburgerinnen und Salzburger pro Haushalt und Jahr durchschnittlich Lebensmittel im Gegenwert von 387 € zum Müll. Mit der Menge an Lebensmitteln, die allein in der Stadt Salzburg jährlich in die Mülltonnen geworfen wird, könnte zum Beispiel ganz Seekirchen versorgt werden. Noch drastischer wird es, wenn man einzelne Lebensmittelgruppen betrachtet: Während die Brot- und Backwaren beispielsweise „nur“ für Fuschl reichten, wären mit der weggeworfenen Fleischmenge Hallein und St. Johann gut versorgt. (Quelle: Stadtgemeinde Salzburg)
Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine unglaubliche Verschwendung an Rohstoffen, Energie, Arbeitskraft und Geld. So viele noch genussfähige Lebensmittel landen im Bundesland Salzburg in den Mülltonnen.
Was kann ich tun?
Ob man nun aktiv verschiedene Initiativen unterstützt [wie z.B. Verein Initiative Ethisch Wirtschaften, Plattform „Lebensmittel sind kostbar“] oder sich diversen Trends widmet [z.B. Slow-Food, Dumpster Diving | Mülltauchen] oder am besten einfach mal bei sich selber aktiv wird. Der oder die Einzelne kann vieles tun:
Vor allem bewusst einkaufen und sich dabei VORHER auch einige banale Fragen stellen. Was brauche ich heute und in den nächsten Tagen wirklich? Kann ich auch ein regionales Angebot nutzen? Komme ich auch mit weniger Verpackung aus? Hätte ich nicht doch noch vor dem Einkaufen etwas essen sollen? Was kann ich wie richtig lagern?
Aber was machen nun große Unternehmen und Handelsgruppen?
Wir haben genauer hingeschaut und festgestellt, dass im Lebensmittelhandel weit weniger weggeworfen wird als man gemeinhin meint. Denn alles, was weggeworfen wird, verursacht Kosten und schon aus diesem rein wirtschaftlichen Grund sind alle Systeme darauf ausgerichtet, so wenig wie möglich wegwerfen zu müssen. In Summe werden rund 1-2% der Produkte, die im Laden sind, tatsächlich weggeworfen. Grundsätzlich setzt der Lebensmittelhandel bei der möglichst bedarfsgerechten Planung und Bestellung an – alles was darüber hinaus an Überschuss bleibt, kommt meist sozialen Einrichtungen zugute.
Seit 1999 gibt zum Beispiel die REWE International AG (REWE Group) Lebensmittelspenden an karitative Organisationen ab. Beispiele sind die Caritas, das Rote Kreuz, die SOMA-Sozialmärkte oder die Vinzi-Märkte. Rund 750 BILLA Filialen geben regelmäßig abgelaufene, aber genießbare Waren im Wert von 9,5 Mio. Euro (jährlich) an 114 Kooperationspartner ab. Auch alle MERKUR Märkte und knapp die Hälfte der PENNY Filialen kooperieren mit sozialen Einrichtungen.
Die Initiative des Lebensministeriums „Lebensmittel sind kostbar!“ wird nicht nur durch die internationale REWE Group, sondern auch durch den bedeutendsten österreichischen Lebensmittelhändler SPAR intensiv unterstützt. Ziel der Initiative ist – gemeinsam mit Unternehmen, KonsumentInnen, Gemeinden und sozialen Einrichtungen –Lebensmittelabfälle nachhaltig zu verringern.
Was wird nun tatsächlich entsorgt?
Das betrifft vor allem Lebensmittel die in den Bereichen Feinkost, Fleisch und Fisch nicht verkauft werden können. Lebensmittelrechtliche Bestimmungen legen sehr streng fest, dass diese Produkte mit einigen Ausnahmen entsorgt werden müssen. Auch Obst und Gemüse das bei laufenden Kontrollen aussortiert werden muss, kann nicht weiter genossen und muss folglich entsorgt werden. Bei Milch und Milchprodukten bleibt unter der Woche meist nur wenig übrig, weil mittlerweile die Haltbarkeitsfristen sehr lange sind. Am Wochenende bleiben vor allem die Frischmilchprodukte übrig, die wiederum meist an Sozialmärkte abgegeben werden.
Im Trend liegen auch Backstationen in den Märkten, die zwar in der Kritik stehen, globale und ungesunde Backmischungen zu verwenden, aber den großen Vorteil besitzen, dass bedarfsgerecht produziert werden kann. Ein definitiv richtiger und wichtiger Schritt ist das Reduzieren von Sortiments und Produktgruppen. Ab dem Nachmittag wird zum Beispiel das angebotene Brot- und Gebäcksortiment in fast allen SPAR-Filialen auf 15 Produkte reduziert, die dann in kleinen Stückzahlen bis zum Ladenschluss angeboten werden.
Was bleibt für uns zu tun?
Bewusst, sorgsam und möglichst regional einkaufen. Genießen. Das Geldbörserl schonen, aber nicht um jeden Preis. Und wir sollten vielleicht den Bissen nicht größer nehmen als der Mund ist.