Space: the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise. Its five-year mission: to explore strange new worlds, to seek out new life and new civilizations, to boldly go where no man has gone before.
Star Trek gehört zweifelsfrei zu den größten und bedeutsamsten Namen im Science Fiction Bereich. Es gibt unzählige Folgen aus verschiedenen Fernsehserien, zahlreiche Filme und die Darstellerinnen und Darsteller des Originals, darunter natürlich William Shattner, Leonard Nemoy oder George Takai, sind zu Idolen der Popkultur avanciert.
Oftmals wird Star Trek mit Star Wars verglichen, was nicht sonderlich sinnvoll ist, da die beiden Franchises kaum verschiedener sein könnten. Während sich in Star Wars die unterdrückten Mächte des Guten den Mächten des Bösen nach den Regeln des klassischen Volksmärchens gegenübertreten, ging es bei Star Trek immer schon darum, eine positive und deutlich komplexere Zukunft zu zeichnen. Es gibt im Star Trek Universum Kriege und furchteinflößende Feinde. Die Werte, welche die Föderation der Planeten und auch die Serie vertreten, sind jedoch progressiv und aufgeschlossen. Es werden soziale, philosophische, politische und ethische Themen behandelt. Beispielsweise küsste der weiße Kirk (William Shattner) im Jahre 1968 in Episode 10 der dritten Staffel die dunkelhäutige Uhura (Nichelle Nichols), was als erster Kuss zwischen einem Weißen und einer Schwarzen der amerikanischen Fernsehgeschichte gilt und damals eine große Sache war.
Neben den Serien erschienen bis 2002 auch zehn Spielfilme, die uns die unendlichen Weiten des Raums näherbrachten. Dann wurde es still um die Enterprise bis 2009 ein Mann namens J.J. Abrams die Galaxie erschütterte. Mit Star Trek erzählte er die Geschichte um den jungen James Tiberius Kirk (Chris Pine) und wie dieser zum Captain des Raumschiffs Enterprise wurde. Abrams – bekannt für Fernsehserien wie Lost oder Alias und Filme wie Mission Impossible 3 und Star Wars VII – lenkte das Raumschiff Enterprise recht brachial in Richtung Mainstream-Blockbuster. In seiner Neuerzählung schuf er außerdem eine parallele Zeitlinie, die die bisherige Geschichte des Universums zwar nicht auflöst, jedoch im wahrsten Sinne des Wortes auf die Seite drängt. Vielen Fans gefielen die Zugeständnisse ans Blockbuster-Publikum nicht. „J.J. Abrams made Star Trek fun and watchable“ titelten die Satire-Nachrichten The Onion News. Die entscheidende Frage ist: Ist es Abrams gelungen, mehr Blockbuster ins Star Trek Universum zu bringen, ohne die Grundwerte von Gene Roddenberrys Vision zu verlieren?
Diese Frage ist teilweise zu verneinen. Abrams produzierte mit Star Trek und der Fortsetzung Star Trek Into Darkness zwei klassische Blockbuster: Effektgewitter, Bombast, coole Helden und fiese Bösewichte prägen die Handlung. Dennoch ist das zugrundeliegende Universum Rodenberrys Utopie. Wenn es auch nicht mehr so aktiv thematisiert wird, ist die Welt auch in Abrams Neustart ein fortschrittlicher Ort, in dem Vielfalt gefeiert, Toleranz und Frieden gelebt wird. Man könnte sagen: Star Trek ist auch unter Abrams eine herrliche Zukunftsvision für „linkslinke Gutmenschen“ oder anders gesagt, für Menschen, die an Fortschritt glauben. Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass die Bösen in allen drei Filmen – ja, auch im neuen Beyond – ziemlich platte Motive vorweisen und eher rachsüchtige und zornige Psychopathen sind.
Für Star Trek Beyond hat Abrams den Regiethron an seinen Kollegen Justin Lin abgegeben, dessen Filmografie hauptsächlich aus Fast and Furious 3 bis 6 besteht. Ohne seine Regiekünste anzuzweifeln– technisch sind die Fast and Furious Streifen durchaus als hochwertig zu bezeichnen – dürfte die Motivation für diese Besetzung aber wohl eher die klingelnde Kinokasse sein. Justin Lin zählt zweifellos zu den größten Goldjungen, die Hollywood derzeit zu bieten hat. Abrams, der Mann der den unglaublichen Spagat zwischen Star Trek und Star Wars schaffte, ist aber weiterhin mit seiner Produktionsfirma Bad Robot beteiligt.
Am Ende von Star Trek Into Darkness flog die Enterprise einer fünfjährigen Forschungsmission entgegen. Star Trek Beyond setzt irgendwo in einer solchen an. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf der gigantischen Raumstadt Yorktown folgt die Crew einem Hilferuf in einen dichten Nebel. Ehe es sich die Crew versieht, wird sie von den gefährlichen Krall in deren kleinen Raumjägern (eigentlich Bergbau-Raumschiffe) angegriffen und muss notlanden. Gestrandet finden Kirk und sein Team neue Freunde, neue Feinde und die abgestürzte U.S.S. Franklin, die vor über 100 Jahren verscholl. Die Krall haben Überlebende der Enterprise gefangen. Beim Versuch sie zu befreien, muss Kirk feststellen, dass der böse Anführer Krall es eigentlich auf die friedliche Raumstation Yorktown abgesehen hat. Eine gewaltige Katastrophe steht bevor.
Die Effekte sind bombastisch, der Soundtrack wie immer wunderschön und neue Charaktere wie Jaylah (Sofia Boutella) fügen sich harmonisch in das Ensemble des Raumschiffs Enterprise. Dennoch hat Star Trek Beyond Probleme, die man nicht leugnen kann. Der Film fordert vom Publikum eine gewaltige Menge Suspension of Disbelief. Zu oft sind es gerade die wundersamen Zufälle, welche die Handlung noch in letzter Sekunde wenden. Generell stolpern die Raumfahrenden ziemlich zufällig durch die Geschehnisse und man tut sich selbst einen größeren Gefallen, wenn man dem eigenen Hirn während des Films eine Pause gönnt. Star Trek Beyond ist unter dem Strich letztendlich nur ein weiterer Sommerblockbuster. Im Gegensatz zu etwa Independence Day 2 gelingt es Star Trek Beyond aber dennoch gut zu unterhalten, was vor allem an den liebenswerten Charakteren liegt. Es macht einfach Freude Kirk, Jaylah, Scotty (Simon Pegg), Uhura (Zoe Saldana), Bones (Karl Urban), Sulu (John Cho), Spock (Zachary Quinto) und dem mittlerweile leider verstorbenen Anton Yelchin als Chekov zuzusehen.
Kurz möchte ich noch Sulus Homosexualität ansprechen. Als vorab bekannt wurde, dass Sulu nun im neuen Star Trek homosexuell sei, schien das in Filmforen für einige einem Weltuntergang gleichzukommen. Produzent Abrams legte dem ganzen eine Schippe nach und verkündete, er könne sich zukünftig auch homosexuelle Star Wars Charaktere vorstellen. Ich finde das äußerst sinnvoll und denke, dass gerade das Blockbuster-Kino hier eine große Möglichkeit bietet, Toleranz zu fördern. Die Szene selbst ist völlig nebensächlich. Die Enterprise landet auf der Yorktown, die Crew verlässt das Schiff und Liebende umarmen und küssen sich. Sulu geht auf einen anderen Mann zu, der ihn mit einem Mädchen erwartet, umarmt diesen und die drei gehen weg. It is no big deal. Genau darin besteht auch die Stärke der Szene. Es ist eine völlige Nebensächlichkeit, die wirklich niemanden stören sollte. So gelingt es Star Trek Beyond in diesen wenigen Sekunden den progressiven Geist des Star Trek Universums zu verkörpern, ohne sich selbst dafür sonderlich zu feiern. Wer weiß? Wenn weitere Blockbuster so locker mit der Thematik umgehen, vielleicht beginnen die Leute dann zu verstehen, dass der Liebe das Geschlecht egal ist?
Star Trek Beyond ist gelungenes Unterhaltungskino mit liebenswerten Charakteren, die durch ein großes Abenteuer stolpern, das sie selbst kaum verstehen. Wer einen Rucksack voll Bereitschaft mitbringt, nicht zu viel über das bunte Treiben nachzudenken, bekommt einen lustigen, unterhaltsamen und bombastischen Science Fiction Film.
Pro-Tipp: Fragt nie Physikstudierende, was sie zu Photonentorpedos zu sagen haben, außer ihr habt wirklich viel Zeit. 😉
Star Trek Beyond
Regie: Justin Lin
Drehbuch: Doug Young, Simon Pegg
Soundtrack: Michael Giacchino
Cast: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, John Cho, Karl Urban, Simon Pegg, Sofia Boutella,
Laufzeit: 122 Minuten
FSK: ab 12
Kinostart: 20.07.16 (AT)
Die Bilder stammen von der offiziellen Homepage.