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Jubiläumsjahr Salzburg 20.16 – Eine Bilanz!

posted by Jutta Moser-Daringer 3. März 2017 0 comments

Als im Jahr 2014 langsam Informationen durchsickerten, dass die Salzburger Landesregierung ein Jubiläumsjahr anlässlich der 200-jährigen Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich plant, ließen die Kritiker_innen nicht lange auf sich warten. Kritisiert wurde sowohl die mangelnde Transparenz als auch die Konzeptlosigkeit. Vor allem stand aber die Frage im Raum, woher denn die Landesregierung plötzlich das Geld für so ein Jubiläumsjahr nimmt. Denn all die Monate davor wurde die Landesregierung nicht müde von der hohen Verschuldung des Landes zu sprechen und damit jeden Sparkurs – ob Gesundheit, Kultur oder Soziales – zu rechtfertigen.

Nun ist das Jubiläumsjahr „Salzburg 20.16“ abgeschlossen und daher auch die Zeit gekommen, das Jubiläumsjahr wie auch die begleitende Kritik näher zu durchleuchten. War es nur ein „Jubeljahr“, das Landeshauptmann Wilfried Haslauer als Bühne für den Zwischenwahlkampf dienen sollte oder doch ein Jahr der kritischen Selbstreflexion, an dessen Ende ein gestärktes Salzburg-Bewusstsein festzumachen ist?

Ein Geschäftsführer wird ernannt

Es begann Anfang 2014, als der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer das Telefon in die Hand nahm und den ehemaligen Salzburger ORF-Direktor Friedrich Urban anrief, um ihm die Stelle des Intendanten für das Jubiläumsjahr „Salzburg 20.16“ zu geben. Eine Bestellung ohne Ausschreibung oder Bewerbungsverfahren sorgt natürlich berechtigter Weise für Kritik. Als die Salzburger Nachrichten in einer Wochenendausgabe im März 2014 über die Bestellung von Friedrich Urban als Intendanten für das Jubiläumsjahr berichteten, veröffentlichte der Dachverband der Salzburger Kulturstätten einen offenen Brief mit acht Fragen zu Bestellverfahren, Konzept, Budget, etc. an Landeshauptmann Haslauer. Landeshauptmann Haslauer hat daraufhin das Bestellverfahren relativiert. So sei Friedrich Urban ja nicht als „Intendant“ sondern als „Regisseur“ engagiert worden.

Im Dezember 2014 wurde dann die gemeinnützige Salzburg 2016-GmbH gegründet und die Stelle des Geschäftsführers ausgeschrieben. Von den sechs Kandidat_innen ging der damals 70-jährige Friedrich Urban als Bestgereihter hervor und übernahm die Geschäftsführung. Damit wurde zumindest die Stelle des Geschäftsführers (nach lauter Kritik) öffentlich ausgeschrieben. Zu den weiteren Mitarbeiter_innen der Salzburg 20.16 GmbH heißt es in einer Anfragebeantwortung des Landeshauptmannes vom 18. Juli 2016:

Um das operative Geschäft in dem kleinen Team aufrechterhalten zu können, sind zeit-, kosten- und personalintensive Auswahlverfahren, wie sie im Landesdienst üblich sind, organisatorisch nicht umsetzbar.
(Wilfried Haslauer)

Demnach wurde auch die Prokuratsstelle nicht ausgeschrieben, die von Paul Estrela übernommen wurde. Paul Estrela ist vor allem als Manager der Makemakes bekannt und ist auch Kuratoriumsmitglied im Seebrunner Kreis.

Kein Konzept für das Jubiläumsjahr

Mit der Gründung der gemeinnützigen Salzburg 2016 GmbH war zumindest schon ein erster wichtiger, organisatorischer Schritt gesetzt, doch befand man sich bereits ein Jahr vor dem Jubiläumsjahr und es gab immer noch kein Konzept und keine Zielsetzung dazu.

Das sollte sich allerdings auch im Laufe der Zeit nicht ändern. Konzept wurde nie vorgelegt, Zielsetzungen waren durchwegs schwammig formuliert, ein großes Endziel nie kommuniziert. Die immer lauter werdende Kritik dahingehend blieb ungehört. Diese Konzeptlosigkeit wurde zu einem immer größeren Problem und mündete letzten Endes in mehr als 200 Projekten und ca. 680 Einzelveranstaltungen die kaum bis gar nichts miteinander zu tun hatten. Ein durchgehender roter Faden ist nicht zu finden, dafür aber viele Veranstaltungen unter dem Deckmantel „Salzburg 20.16“, die ohnehin jährlich in Salzburg stattfinden, wie etwa der Paris-Lodron-Ball oder die Festspieleröffnung.

Dennoch sei auch festgehalten, dass sich unter diesen Projekten und Veranstaltungen zum Teil wirklich gute und kreative Ideen fanden, wie zum Beispiel beim Zukunftslabor und vielen weiteren tollen Veranstaltungen.

Auf Youtube kamen die Salzburg 20.16 Imagevideos nicht so gut an. Das hier gezeigte etwa hatte zum Zeitpunkt, als es hier eingebettet wurde (02. März 2017), 90 Views.

Ein Konzept zahlt sich aus

Wie wichtig so ein Konzept dennoch ist, kann man am Erfolg der Landesausstellung „Bischof. Kaiser. Jedermann“ sehen. Die Erwartung, dass sich bis zu 60.000 Besucher_innen die Ausstellung anschauen werden, wurde mit knapp 77.000 bei weitem übertroffen. Für die Landesausstellung gab es aber von Anfang an ein Konzept und auch die Finanzierung war von vornherein klar geregelt. Mit „Bischof. Kaiser. Jedermann“ hat Salzburg demnach die erste Landesausstellung nach 20 Jahren erfolgreich organisiert, die bei den Besucher_innen sicher nachhaltige Eindrücke hinterlassen hat.

Eine kritische Aufarbeitung der Salzburger Geschichte?

Auf den Vorwurf der Konzeptlosigkeit hin wurde meist ein Ziel vom Landeshauptmann immer wieder kommuniziert. So sollte das Gedenkjahr als Anlass genommen werden, um eine differenzierte und kritische Reflexion mit der Salzburger Geschichte zu ermöglichen. Ein durchaus begrüßenswerter Gedanke, denn nur mit einem kritischen Blick in die Vergangenheit kann man Lehren für die Gegenwart und Zukunft ziehen. In der Umsetzung haperte es dann aber leider doch etwas.

So wurde der Landeshauptmann bereits bei der Veröffentlichung der Publikation „Salzburg-Wien. Eine späte Liebe“ mit dem Vorwurf der Verharmlosung der NS-Zeit konfrontiert. Von einer Verharmlosung möchte ich hier zwar nicht sprechen, aber es ist doch verwunderlich, wie wenig Stellenwert zwei Weltkriegen bei der Aufarbeitung der eigenen Geschichte eingeräumt wird. Auch der Entwicklung der Demokratie und der demokratischen Grundrechte in Salzburg/Österreich wird wenig Beachtung geschenkt. Der Fokus lag in erster Linie auf der Zeit der Bischöfe und Fürsterzbischöfe. Kritik hörte man von Landeshauptmann Haslauer vor allem dann, wenn er sich für mehr Föderalismus aussprach, für eine stärkere Position Salzburgs mit Blick auf Wien.

Die Festung Hohensalzburg als „Jubiläumsgeschenk“

Von Wien, genauer gesagt von der Bundesregierung, erhielt Salzburg insgesamt vier Millionen Euro für „Salzburg 20.16“. Darüber hinaus gab es auch ein paar Geschenke aus der so genannten „Vermögensauseinandersetzung“ vom Bund. Zumindest wurde das vom Landeshauptmann so kommuniziert. Insgesamt sechs Objekte, wie die Festung Hohensalzburg und die Residenz gingen wieder ins Eigentum des Landes Salzburg über.

Was Landeshauptmann Haslauer dabei unerwähnt lässt: Bereits 2006 hätte das Land Salzburg genau diese sechs Objekte haben können. Der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser hatte es dem Land angeboten. Die damalige Landesregierung, der auch Wilfried Haslauer als Landeshauptfrau-Stellvertreter angehörte, lehnte das Angebot ab. Hintergrund: Es gibt viele Vermögenswerte, die der Bund lauf Urteil des Verfassungsgerichtshofs an Salzburg zurückgeben müsste. Salzburg wollte nicht nur jene Vermögenswerte, die wieder mit zusätzlichen Kosten und Budgetbelastungen verbunden sind sondern vor allem auch jene, die uns was bringen, wie die Bundesforste.

Lehren für die Zukunft ziehen

Landeshauptmann Haslauer und der Geschäftsführer Friedrich Urban zogen kürzlich Bilanz zum Jubiläumsjahr Salzburg 20.16. Sie betonten dabei u. a., dass langfristige Infrastrukturmaßnahmen erhalten bleiben und demnach nachhaltige Investitionen erfolgt sind – vor allem auch die Filme und Projekte des Zukunftslabors und die Kompositionen oder der digitale Dialektatlas bleiben ja erhalten. So weit so gut. Wenn sie aber davon sprechen, dass ein gestärktes Salzburg-Bewusstsein geschaffen wurde, dann ist das eine Vermutung oder eine subjektive Beurteilung, weil sich das „Salzburg-Bewusstsein“ nur schwer messen lässt.

Die Salzburger Landesregierung und allen voran Landeshauptmann Haslauer wären gut beraten, wenn sie sich kritisch mit dem Jubiläumsjahr Salzburg 20.16 auseinandersetzen würden. Denn der Landeshauptmann hat immerhin für 2018 und 2020 schon zwei weitere Jubiläumsjahre geplant. Da stellt sich auch die Frage: Gibt es für das Stille-Nacht-Jubiläum 2018 schon ein Konzept?


Titelbild: LMZ/Otto Wieser

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