Man könnte die ganze Bundespräsidentenwahl und die dazugehörigen Ereignisse ja fast schon lustig finden, wenn es nicht eigentlich so traurig wäre. Trotzdem amüsant findet es anscheinend die Satire-Seite dieweltpresse.de, die schreibt, die österreichischen Wahlen wären ein großartiger Stoff für einen Woody Allen Film. Die Idee ist gut, wir haben sie weitergesponnen: So würde die BPW’16 aussehen, wenn sie von folgenden Regisseurinnen und Regisseuren verfilmt werden würde!
Achtung: Spoiler-Alert für nicht existierende Filme!
Hitchcocks Vogel wird auf das Verständnis von Demokratie noch lange Einfluss haben.
Alfred Hitchcock: Der Vogel
(Horror, Drama)
Der Umweltaktivist Alex (James Stewart) befreit einen Vogel, den er vor laufenden Kameras Norbert Bates (Anthony Perkins) zeigt. Dieser befürchtet, dass viele weitere Vögel aus dem Ausland die traditionelle Vogelkultur des Abendlandes auslöschen werden. Er gewinnt schnell viele Anhängerinnen und Anhänger, von denen die wenigsten je einen echten Vogel gesehen haben. Hitchcocks Vogel wird auf das Verständnis von Demokratie noch lange Einfluss haben.
Oliver Stone’s Hofer
(Drama)
Oliver Stone erzählt in diesem gefühlvollen Biopic die wahre Geschichte des Norbert Hofer (Anthony Hopkins) von seiner Kindheit im Burgenland bis zu seinem Versuch, Präsident zu werden. Stone gelingt es, ein wertneutrales Bild eines Politikers zu zeichnen, der verbissen um die Präsidentschaft kämpft und der auch nicht davor zurückschreckt, die Demokratie im Namen der Demokratie zu gefährden. Mindestens für 4 Oscars nominiert.
David Lynch: Lost Country
(Mystery)
Die junge Österreicherin Norberta Hofer (David Duchovny) kommt nach Los Angeles. Ihr Traum ist es, bei einem großen Wettbewerb zu gewinnen. Ein Cowboy (Monty Montgomery) erzählt ihr, dass sie nur Präsidentin von Österreich werden könne, wenn sie sich nur einmal begegneten, Kaffee-Tassen halbvoll oder leer wären und Norberta erfolgreich die Schwarze Hütte finden würde. Währenddessen versucht der FBI-Agent Alexander Cooper (Kyle MacLachlan) herauszufinden, was die Eulen mit den kaputten Briefwahlkuverts zu tun haben und ob er sie mit seinem Lieblingskaugummi zukleben könnte. Der Soundtrack bietet unter anderem Lieder von Rammstein oder Marilyn Manson, der zudem in einem Gastauftritt zu sehen ist. In einer Liste der BBC ist Lost Country der beste Film des 21. Jahrhunderts.
J.J. Abrams: Star Trek – Into Madness
(Sci-Fi)
Der junge und draufgängerische Captain Norbert T. Kirk (Chris Pine) und der besonnenere Alexander Spock (Zachary Quinto) haben Meinungsverschiedenheiten, wenn es um die Führung des Raumschiffs Austria geht. Das ist schlecht, denn es zeichnen sich viel größere Probleme in der vernebelten Galaxie ab. Die Föderation europäischer Staaten ist innerlich zerrissen und ein Krieg bringt laufend neue Herausforderungen, wie zum Beispiel eine Flüchtlingswelle. Wird die Föderation ihren Grundwerten und Prinzipien treu bleiben und die Bedrohungen von Innen und Außen überwinden können? In Nebenrollen tauchen Eric Bana als Strache, Benedict Cumberbatch als Kern und Daisy Ridley als Glawischnig auf. Dass die Handlung nicht ganz nachvollziehbar ist und einige Logiklöcher hat, kann Regisseur J.J. Abrams geschickt hinter gewitzten Charakteren und jeder Menge Lensflare verbergen.
Quentin Tarantino: The Hateful 1 (Teil 1)
Pulp Non-Fiction (Teil 2)
(Action, Thriller)
Der ehemalige Politiker und Kampfkunst-Meister Fun der Bell (Samuel L. Jackson) kehrt aus dem Ruhestand zurück, weil er eine Rechnung begleichen muss. Einer seiner einstigen Kollegen, Butch Hofer (Christoph Waltz), versucht die Macht an sich zu reißen. Beim blutigen Showdown gelingt es dem Schwertmeister Fun der Bell schließlich, seinen jüngeren Kontrahenten zu schlagen. Das ist allerdings nicht das Ende, denn wie sich herausstellt, hat es sich bei dem Duell noch gar nicht um das eigentliche Duell gehandelt, sondern nur um eine Vorrunde, quasi eine Probe. Der eigentliche Kampf wurde verschoben und wird möglicherweise in einem dritten Teil behandelt – falls sich Tarantino je dazu entschließen sollte, den Fans der ersten beiden Filme noch einen dritten Teil zu spendieren.
Terry Gilliam’s The Imaginarium of Doctor Vanbellus
(Fantasy)
Terry Gilliam, Gründungsmitglied der Monty Pythons, erfreut sich sichtlich an dem skurrilen Stoff, den er mit The Imaginarium of Doctor Vanbellus besonders expressionistisch auf die Leinwand bringt. Die beiden Freunde Alex (Johnny Depp) und Norbert (Bruce Willis) wollen nach Las Vegas fahren. Im Rausch der Stadt denken sie, sie würden in einer eigenartig bunten Dystopie leben. Norbert versucht in der Zeit zurückzureisen, um die Geschichte zu ändern, muss aber erkennen, dass das nicht möglich ist.
Clint Eastwood: Letters from Van der Bellen und Flags of our Grandfathers
(Drama)
Clint Eastwood erzählt die Vorgeschichte zur Bundespräsidentenwahl 2016 in gleich zwei Filmen. Die beiden Filme wollen sich dabei gegenseitig ergänzen und eine neue Perspektive ermöglichen. Der erste Film Letters from Van der Bellen erzählt von dem ehemaligen grünen Politiker Alexander Van der Bellen (Mel Gibson), der im Tiroler Kaunertal zu Wahlkampf-Zwecken wandern geht. Der zweite Film Flags of our Grandfathers erzählt von dem charismatischen Politiker Norbert Hofer (Clint Eastwood), der nach den katastrophalen Ereignissen um den Brexit seine Wahlkampfstrategie ändert und sich einen jungen Hund kauft. Das Konzept um die beiden sich ergänzenden Filme ist genial. Leider traut sich Clint Eastwood aber keinerlei Statements abzugeben und so dümpeln beide Filme absolut belanglos vor sich hin. Letters from Van der Bellen und Flags of our Grandfathers sind zusammen für 18 Oscars nominiert.
Ethan und Joel Coen: Postal Voting – Burn After Reading
(Comedy, Crime)
Die Coen-Brüder toben sich in ihrem filmischen Schaffen durch alle Genres. Gemein sind allen ihren Filmen ihre skurrilen, schrulligen und manchmal liebenswerten Charaktere. Die beiden Hauptfiguren Norbert Hofer und Alexander van der Bellen werden von Brad Pitt und Jeff Bridges verkörpert. Ansonsten halten sich die Coens haargenau an die tatsächlichen Ereignisse, da diese absurder sind, als es Drehbuchschreiberinnen und Drehbuchschreiber je erdenken könnten und im allgemeinen den Verwirrungen und Komplikationen in Coen-Filmen recht nahe kommen. Der Film ist ein klarer Oscar-Anwärter!
Lilly und Lana Wachowski: BPW – Reloaded
(Sci Fi)
Eine junge Österreicherin namens Jupiter (Mila Kunis) wird in einen intergalaktischen Konflikt hineingezogen. Sie wird eine Schachfigur im Machtspiel der beiden außerirdischen Aristokraten Alex Wise (Channing Tatum) und Norbertem Abrasax (Eddie Redmayne). Trotz märchenhafter digitaler Effekte ist der Film eher belanglos und man wünscht sich am Ende, man würde aufwachen und es war alles nur ein Traum oder eine Computersimulation.
Michael Bay’s Pain Gained – Revenge of the Libertarian
(Action, Fantasy)
Der Politiker Alex VanBalls (Mark Wahlberg) möchte die Mariahilfer-Straße verkehrsentlasten. Der Autoroboter Norbertron (Stimme: Mark Hamill) fühlt sich dadurch bedroht und greift die Mariahilfer-Straße mit einem gigantischen Roboter-Dinosaurier an. Dabei explodiert so ziemlich jede Sehenswürdigkeit in Wien und im restlichen Österreich. Der Showdown dauert mehrere Monate, ist an Lächerlichkeit und platten Sprüchen kaum zu überbieten, die CGI sind jedoch wunderschön. Es ist zu befürchten, dass noch viele weitere Teile folgen werden.
James Cameron’s Avatar
(Sci Fi, Fantasy)
James Cameron hat im Jahr 2009 schon einen Film namens Avatar zu dieser Thematik gemacht. Eigenartige blaue Wesen versuchen ihr paradiesisches Land vor bösen Eindringlingen zu beschützen. Die Heldinnen und Helden des Films sind äußerlich blau, ihre Einstellung ist aber eher grün. Durch diesen raffinierten Kniff fühlen sich sowohl Grüne als auch Blau-Wählerinnen und Wähler von dem Film angesprochen und so gilt Camerons metaphorische Prolepse über die österreichischen Bundespräsidentenwahlen 2016 mit einem weltweiten Einspielergebnis von 2,77 Milliarden Dollar als der erfolgreichste Film aller Zeiten.
Illustration: Hallo Salzburg/Daniel Winter