Kultur

PRO: Krampus

posted by Thomas Wimmer 5. Dezember 2016 0 comments

KRAMPUS
PRO

Dieser Kommentar ist Teil einer PRO & CONTRA Serie. Das Ziel besteht darin, inhaltliche Debatten gesellschaftlichen und politischen Themen zu fördern. Ein Beitrag von Thomas Wimmer.
Der CONTRA-Beitrag zum Thema stammt von Rebekka Mayrhofer.


Für mich ist der Brauch viel mehr, als nur einmal im Jahr einen Krampuslauf zu absolvieren. Mit viel Herzblut stellen wir während des Jahres die Bekleidung und Masken her.

Hi, mein Name ist Thomas und ich bin Mitglied bei der „Schultes Pass“ in Zell am See. Eine Pass ist eine Gruppe, die aus Nikolaus, Krampus und anderen Begleitern besteht. Ursprünglich geht der Brauch, so wie wir ihn heute kennen, in das frühe 17. Jahrhundert zurück und war ein heidnisch-keltischer Brauch. Die katholische Kirche nutze den Brauch für sich selbst und entsandte den Hl. Nikolaus, welcher als Wohltäter und Gabenbringer in die Häuser der Bevölkerung kam. Die Kirche hat den Hl. Nikolaus als „gut“ und den heidnischen Brauch als „schlecht“ dargestellt und sie so zu einer manichäischen Symbiose formiert.

Für mich ist der Brauch viel mehr, als nur einmal im Jahr einen Krampuslauf zu absolvieren. Mit viel Herzblut stellen wir während des Jahres die Bekleidung und Masken her. Die Maske (Loaven) wird ursprünglich aus Zirbenholz geschnitzt. Die Form besteht aus menschlichen Zügen und wird meistens bemalt. Es werden auch tierische Züge eingearbeitet, wie zum Beispiel Fang- oder Reißzähne, spitze Ohren einer Fledermaus oder Katzenaugen, die das Erscheinungsbild der Maske furchterregend aussehen lassen. Früher wurden damit die Urängste der Bevölkerung verarbeitet. Die Ängste wurden in Form der Masken so vom unsichtbaren Unheil –  zum Sichtbaren gekehrt.

Der Krampusbrauch es verdient, dass wir ihn am Leben erhalten!

Die Ausstattung: Die Glocken sollen mit dem Lärm das Unheil vertreiben. Das Fell stammt von einer Geißenart ab, damit wird das Bockige, Aufsässige bzw. Unbeugsame des Krampusses signalisiert. Die Hörner sind ursprünglich von Ziegenböcken. Die Rute wird mit einem roten Band (keine Kabelbinder!) selbstgebunden und besteht aus Birkenzweigen. Der rote Faden signalisiert das Blut, welches bei Berührung in Zusammenhang mit Fruchtbarkeit und Glück gebracht wird. Deshalb kommen die Krampusse auf einen zu und berühren z.B. die Beine. Es liegt nicht im Sinne der Tradition, jemanden mit einer Rute zu verhauen. Pferde- und Kuhschwänze dienen eigentlich nur dem optischen Aufputz, sind aber nicht traditionsgetreu.

Die Krampusse sind in Zell am See früher von Haus zu Haus gegangen, um Fruchtbarkeit und Glück ins Heim zu bringen. Die Bauern freuten sich über den Krampusbesuch besonders und erhofften sich dadurch eine gute Ernte. Nachdem verschiedene Krampuspassen von Haus zu Haus gezogen sind, trafen sich diese und liefen gemeinsam durch die Zeller Innenstadt. Daraus entstand der Zeller Krampusrummel. Leider ist heute ein Lauf mit vielen Auflagen verbunden. Es müssen die Besucher und Krampusse geschützt werden. Durch fehlendes Wissen werden Besucher zu fest verhauen und die Krampusse überdurchschnittlich aggressiv attackiert.

Das ist eine traurige Entwicklung, der unsere Pass mit „Aufklärung“ entgegenzuwirken versucht. Mit Besuchen in den Kindergärten und Schulen soll die Tradition wieder belebt und die Angst vor dem Brauch und “uns Krampussen” genommen werden. Es ist wirklich ein wundervoller Brauch. Er hat es verdient, dass wir ihn am Leben erhalten!

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