Geschichte

Ein steiniger Weg: Der 1. Mai in Salzburg

posted by Alexander Neunherz 30. April 2017 0 comments

Als Anfang Mai 1886 zehntausende Menschen in Chicago für die Einführung des Achtstundentages demonstrierten, eskalierte die Lage zusehends. Sechs Arbeiter wurden erschossen, eine Bombe tötete zwölf Menschen. Der anschließende Schauprozess gegen acht Männer führte in Arbeiter_innenkreisen zu einem internationalen Aufschrei.

Zum Gedenken an die Opfer des “Haymarket Riot” wurde im Juli 1889 der 1. Mai als “Kampftag der Arbeiterbewegung” ausgerufen. 1890 wurde dieser Protesttag mit Massenstreiks und Demonstrationen erstmals weltweit begangen auch in Salzburg.

Josef Kaut, SPÖ-Urgestein und ehemaliger Präsident der Salzburger Festspiele, hat die Geschichte des 1. Mai für Salzburg festgehalten:

1. Mai 1890

Auch in Salzburg hatten die Behörden große Sicherheitsvorkehrungen für den 1. Mai 1890 getroffen und Militär kaserniert. Im Mirabellsaal fand eine Maiversammlung der Salzburger Arbeiterschaft statt, bei der Karl Fürst den Vorsitz führte. Das Hauptreferat hielt ein Redner aus Gmunden, der Schuhmachergehilfe Indra. Er verlangte in seiner Rede den Achtstundentag in Fabriks- und Großbetrieben und erklärte, daß [sic] die Arbeiter die Erfüllung ihrer Forderungen auf gesetzlichem Wege erreichen wollen. […] Die Versammlung wurde mit dem “Lied der Arbeit” geschlossen.

Maifeier 1892.

1. Mai 1899

Auch der 1. Mai des Jahres 1899 muß [sic] erwähnt werden, weil zum erstenmal [sic] ein Festzug durch die Straßen der Stadt Salzburg geplant war, ausgehend vom Mirabellplatz über die Staatsbrücke, den Residenzplatz zum Kasererhof an der Hellbrunner Straße. Wegen des ungünstigen Wetters wurde der Festzug, an dem sich rund zweitausend Personen beteiligten, vorzeitig zurückgeführt in das Kurhaus, wo in einer überfüllten Versammlung Dr. Wilhelm Ellenbogen aus Wien sprach.

1. Mai 1902

Der 1. Mai des Jahres 1902 unterschied sich von den früheren dadurch, daß [sic] die Arbeitsruhe in einer Reihe von Betrieben durchgesetzt worden war, so insbesondere bei den Buchdruckern. In Hallein erreichten die Tabakarbeiterinnen, daß [sic] sie um 3 Uhr nachmittags den Betrieb verlassen konnten. An dem Maifestzug in der Stadt Salzburg zum Elektrischen Aufzug beteiligten sich etwa 800 Personen.

1. Mai-Feier in Saalfelden, 1902. [Quelle: Steinocher-Archiv]

1. Mai 1906

Der Maifestzug des Jahres 1906 war der größte, seit dieser Arbeiterfeiertag begangen worden ist. Im Zeichen des Wahlrechtskampfes zogen 4000 bis 5000 Demonstranten vom Mirabellplatz durch die Stadt. Da rote Fahnen verboten worden waren, konnten nur Fahnen der Arbeiter-Gesangvereine mitgeführt werden. In Hallein hatte die Betriebsleitung der Papierfabrik zuerst den 1. Mai freigegeben, dann aber ihre Zusage zurückgezogen. Etwa 2000 Teilnehmer zogen zweimal an der Papierfabrik vorüber, ehe sie auf den Festplatz marschierten.

1. Mai 1914

Vom 1. bis 10. Mai 1914 veranstaltete die Salzburger Sozialdemokratie nach dem Beispiel der deutschen und holländischen Sozialdemokraten eine “rote Woche”, die durch die 1.-Mai-Feierlichkeiten eingeleitet wurde. In dieser “roten Woche” wurden 280 Mitglieder für die Sozialdemokratische Partei geworben, zahlreiche neue Abonnenten für die “Salzburger Wacht” sowie neue Gewerkschaftsmitglieder.

1. Mai-Feier in der Stadt Salzburg, 1914. [Quelle: Steinocher-Archiv]


Quelle: Kaut, Josef (1982). Der steinige Weg. Geschichte der sozialistischen Bewegung im Lande Salzburg, Salzburg.
Titelfoto: 
SPÖ Presse und Kommunikation

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