Universal gehört zu den ganz Großen in Hollywood und die ganz Großen bleiben in diesem Jahrtausend ganz groß, indem sie Franchises im regelmäßigen Abstand auf das Kinopublikum abfeuern. Disney hat neben den eigenen Animationsfilmen und http://hallo-salzburg.at/index.php/2016/12/15/rogue-one-a-star-wars-story/die Superhelden (Superheldinnen sind noch immer nur Nebencharaktere) von Marvel, Warner Bros hat Superman, seine Freunde und große Monster wie Godzilla und King Kong und Universal reibt sich freudig die Hände, wenn Vin Diesel und seine dusseligen Freunde in der Fast and Furious-Reihe wortwörtlich Milliarden nach Hause fahren.
Da geht noch mehr, denkt sich Universal…
…und gräbt uralte Monstren aus Horrorfilmklassikern wieder aus. Den Anfang macht Die Mumie, die nach Boris Karloff (1932) und Arnold Vosloo (1999) im Jahr 2017 von der großartigen Sofia Boutella verkörpert wird. Abgesehen von der nun weiblichen Mumie lassen sich in diesem Reboot aber durchaus Parallelen zur Handlung der beiden Vorgänger erkennen. Universal zeigt außerdem eine ordentliche Portion Commitment und Selbstvertrauen, denn bereits das Universal -Logo zu Beginn des Films teilt uns mit, dass wir uns im ‚Dark Universe’ so der Name des neuen Franchises, befinden. Vielleicht war das Selbstvertrauen eine Spur zu groß, denn wenn man sich die Meta-Scores zu The Mummy (2017) ansieht, scheint der Film nicht gerade zu begeistern. Da Meta-Scores erstens aber kompletter Unsinn sind und der Film zweites Wertungen um die 15% in keiner Weise verdient, werde ich hier nun vor allem auf die positiven Aspekte dieses Films eingehen, der mir überraschend gut gefallen hat, wobei meine Erwartungen in einem gesunden Ausmaß gering angesetzt waren.
Absolutes Action-Referenzmaterial ist Die Mumie zwar nicht geworden, Spaß machen die Baller- und Balgereien mit den Untoten aber auf jeden Fall!
Im alten Ägypten freut sich Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) auf den Thron, den sie erben soll. Dummerweise bekommt sie aber ein Brüderchen, das in der Erbfolge (vermutlich auf Grund seines Geschlechts) vor sie rutscht. Ahmanet, eine Frau der Taten, schließt mit Seth einen Pakt. Sie tötet den jungen Thronfolger samt Mutter und Vater; bevor sie jedoch den Handel mit Seth beenden kann, wird sie überwältigt. Für ihre Verbrechen wird sie lebendig mumifiziert und fern von Ägypten in Mesopotamien begraben. Die Handlung springt in die Gegenwart, wo die beiden Soldaten und Grabräuber Nick (Tom Cruise) und Vail (Jake M. Johnson) einen großen Schatz stehlen wollen. Der große Schatz entpuppt sich als Ahmanets Grab und die Entdeckung des Grabes, sowie die Ballerei davor zeigen eindrucksvoll, dass Regisseur Alex Kurtzman seine Hausaufgabe in Sachen Popkultur gemacht hat. Nicht selten meint man die Ästhetik und Inszenierung des Films vom Vorzeigevideospiel Uncharted zu kennen. Uncharted (4) mag zwar in allen Belangen (vor allem was den feministischen Zugang betrifft) um Welten besser als der Mumie-Film sein, näher als mit The Mummy kommt man derzeit aber auf der Kinoleinwand nicht an aktuelle Spiele wie Uncharted 4 oder Rise of the Tomb Raider heran. Der Versuch, die Dynamik dieser Titel zu imitieren, ist meines Erachtens auf jeden Fall lobenswert, denn die Actionsequenzen dieser Spiele sind absolutes Referenzmaterial und haben Hollywood in vielen Fällen längst überholt. Absolutes Action-Referenzmaterial ist Die Mumie zwar nicht geworden, Spaß machen die Baller- und Balgereien mit den Untoten aber auf jeden Fall und es macht in meinen Augen wenig Sinn und spricht nicht für das Publikum, dass dieser Film komplett durchgerasselt ist, andere Blockbuster-Spinnereien wie Transformers aber voraussichtlich wieder einen Rekord nach dem anderen brechen.
Neben der durchaus gelungenen Action überzeugt der Film aber vor allem mit seiner schaurigen Atmosphäre, die bewusst an Gothic-Novels erinnert. Penny Dreadful lässt grüßen. Die Schauplätze erstrecken sich von finsteren nebeldurchzogenen Wäldern mit verlassenen Kirchen über dunkle Grabstätten bis zu einem unheimlichen Laboratorium, in dem jede Menge Einmach-Gläser auf weitere Dark Universe-Ungeheuer hindeutet und das von einem zwielichtigen Dr. Jekyll (Russell Crowe) geführt wird. Jener Dr. Jekyll soll wohl als Leitfigur durch weitere Filme des Franchises führen. Das Tragen dieser düsteren Atmosphäre gelingt The Mummy hervorragend und das, obwohl der Film Blockbuster-typisch immer wieder von kleineren Witzchen aufgeheitert wird.
Bei allem Lob muss festgehalten werden, dass The Mummy (2017) sicherlich kein Meilenstein der Filmkunst ist. Warum ein Tom Cruise im Jahr 2017 etwa noch immer seine Damsel in Distress retten muss, ist durchaus auch eine berechtigte Frage und es erschließt sich mir nicht ganz, weshalb man unbedingt Kreuzritter in die Geschichte integrieren wollte. (Wobei jene Kreuzritter sehr überzeugende Untote abgeben). Bei aller Kritik sollte man aber auch nicht unvergessen lassen, dass der Vorgänger (also der erste Reboot) außer einem tollen Brendan Fraser eigentlich auch nicht so wirklich viel zu bieten hatte und der damalige Regisseur Stephen Sommers (Van Helsing, G.I. Joe) sicherlich nicht zur Speerspitze der Hollywoodschen Elite zählt.
Der neue The Mummy hat eine fantastisch düstere Atmosphäre, fetzige und rasante Action und schafft es erstaunlich gut, den Spagat zwischen gruseliger Stimmung und modernem Blockbusterkino mit all seinen Explosionen und Witzen zu halten. Die Darstellerinnen und Darsteller, vor allem Sofia Boutella als böse Mumie überzeugen und die erschaffene Welt des neuen Franchises, mit seiner Geheimorganisation und deren Leiter Dr. Jekyll wecken die Neugierde für weitere ‚Dark Universe’-Blockbuster. Filme die hoffentlich noch gemacht werden, um in den Superheldinnen und Helden-Einheitsbrei etwas Abwechslung zu bringen.
Die Mumie ist nicht perfekt. Der Film hätte viel besser sein können. Ich hatte allerdings deutlich Schlechteres erwartet und so bleibt zu sagen: The Mummy ist deutlich besser als sein Ruf und macht Lust auf mehr. Gebt dem Film eine Chance!
Die Mumie (2017)
Regie: Alex Kurtzman
Drehbuch: John Spaihts, Christopher McQuarrie
Cast: Tom Cruise, Annabelle Wallis, Sofia Boutella, Russell Crowe, Jake Johnson, Chasty Ballesteros
Laufzeit: 111 Minuten
FSK: 12 Jahre
Kinostart: 08.06.17 (AT)
Titelbild: Fair Use