GesellschaftPolitik

Blaulichtorganisationen: Soll freiwilliges Engagement stärker gefördert werden?

posted by Daniel Winter 8. August 2017 0 comments

Die Unwetter vom vergangenen Wochenende richteten im Innergebirg heftige Schäden an. Aufgrund eines Murenabgangs war das Großarltal zeitweise überhaupt von der Umwelt abgeschnitten. Alleine am Samstag (5. August 2017) standen bundeslandweit 680 freiwillige Einsatzkräfte zur Verfügung. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass zum Beispiel das Großarltal bereits am Montagmorgen wieder erreichbar war. Landeshauptmann Haslauer versprach rasche Hilfe für die Betroffenen. Unterdessen wiederholte auch der Salzburger SPÖ-Chef Walter Steidl seine Forderung, ehrenamtliches Engagement stärker zu fördern.

Viele Politiker_innen machten sich ein Bild von den Schäden. Nicht nur Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) im steierischen Krisengebiet, auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) war in den besonders betroffenen Salzburger Ortschaften Großarl und Hüttschlag vor Ort und sicherte rasche Hilfe aus dem Katatstophenfonds zu. Doch so unerwartet Hochwasser, Murabgänge und andere Schäden infolge von Unwettern die Betroffenen ereilen, so sehr sind sie regelmäßige Begleiterscheinungen im alpinen Raum. Aufgrund des Klimawandels häufen sich diese Wetterereignisse zusätzlich und fallen mitunter noch heftiger aus. Während Einsatzkräfte andernorts überfordert gegen Waldbrände ankämpfen, stellt sich das österreichische Modell der Ehrenamtlichkeit als besonderer Glücksfall heraus. Das freiwillige Engagement der Zivilgesellschaft ist unsere große Stärke und weltweit beispiellos”, lautete der Befund des Salzburger SPÖ-Landesparteivorsizenden Walter Steidl in einer Aussendung, in der er den ehrenamtlichen Kräften dankte und mehr Untersützung für Freiwillige in Blaulichtorganisationen forderte. Obwohl es auch in manch anderen Ländern freiwillige Feuerwehren gibt, ist der flächendeckende Organisationsgrad bzw. das System einer flächendeckenden Versorgung weltweit einzigartig in Österreich und Deutschland.

Bekanntlich spielt in Österreich das Ehrenamt eine große gesellschaftliche Rolle. Rund 3,3 Millionen Menschen engagieren sich freiwillig, 515.000 Menschen davon sind im Katastrophen- und Rettungsdienst, also bei den so genannten Baulichtorganisationen tätig. Das sind Leute, die unter sehr gefährlichen Umständen – bei Feuer, Lawinen, Überschwemmungen, Verkehrsunfällen – und unter Einsatz ihres eigenen Lebens anderen Menschen helfen. Sie bringen Fähigkeiten mit, die auch am Arbeitsplatz gebraucht werden. In der Arbeitswelt bleibt ihr Einsatz mitunter nicht nur unbelohnt, sondern stellt sich teilweise sogar als Nachteil bei der Jobsuche heraus. Ein Umstand, den Steidl kritisiert. Vor knapp zwei Wochen forderte er daher, dass das ehrenamtliche Engagement stärker aus öffentlichen Mitteln gefördert werden soll. Einige seiner Forderungen flossen sogar noch in das SPÖ-Wahlkampfprogramm für die Nationalratswahl am 15. Oktober 2017, den Plan A für Austria, ein. Konkret fordert Steidl, dass Ehrenamtliche, aber auch deren Arbeitgeber_innen für den Einsatz entschädigt werden.

Sollen Ehrenamtliche bei Blaulichtorganisationen zusätzliche Urlaubstage bekommen und Unternehmen aus dem Katatstrophenfonds entschädigt werden?

“Ich habe bereits öfter als einmal davon gehört, dass jemand nicht eingestellt wurde, weil er oder sie bei der Feuerwehr oder bei der Rettung aktiv war”, spricht Steidl die Schattenseite der Ehrenamtlichkeit an. Kontinuierlich notwendige Weiterbildung sowie die permanente Alarmbereitschaft stellen oft eine große Belastung für berufstätige Ehrenamtliche dar. Sie sind dabei vor allem auch auf das Entgegenkommen ihrer Arbeitgeber_innen angewiesen, welchen wiederum ebenfalls Kosten entstehen können. Steidl fordert daher, dass man auch den Unternehmen entgegenkommen muss. Als Maßnahme schlug er vor, dass längere Ausfallszeiten, etwa beim Hochwassereinsatz, aus dem Katastrophenfonds entschädigt werden.

Die SPÖ fordert in ihrem Wahlprogramm nun drei zusätzliche bezahlte Sonderurlaubstage für die rund 335.000 Arbeitnehmer_innen, die im Katastrophen- und Rettungsdienst, tätig sind. Die Kosten dafür sollen Unternehmen wie vom Salzburger SPÖ-Chef gefordert aus dem Katastrophenfonds erstattet werden. Steidl selbst zeigt sich damit hochzufrieden, geht aber noch weiter. Er kann sich auch eine steuerliche Begünstigung bei der Einstellung von Menschen vorstellen, die ehrenamtlich im Katastrophen- oder Rettungsdienst tätig sind: “Menschen, die sich für die Allgemeinheit engagieren, dürfen am Arbeitsmarkt keinen Nachteil erleiden. Im Gegenteil: Ihnen steht ein Vorteil zu.”

Soll das Land Salzburg die Ausbildungskosten übernehmen?

Als alpines Bundesland ist Salzburg von Unwettern besonders betroffen und somit auch verstärkt auf den ehrenamtlichen Einsatz der Blaulichtorganisationen angewiesen. Darum möchte Steidl auch auf Landesebene zusätzliche Unterstützung für Mitglieder in Blaulichtorganisationen.

Wer sich bei der Rettung oder bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, opfert dafür nicht nur seine Freizeit, sondern auch Urlaubstage. Wer zum Beispiel die Ausbildung zum Kommandanten oder zur Kommandantin bei der Freiwilligen Feuerwehr macht, kommt über die Jahre auf zirka 40 Urlaubstage.
(Walter Steidl, Landesparteivorsitzender der Salzburger SPÖ)

Steidl fordert ein Landesgesetz, mit dem sich das Bundesland selbst verpflichtet, die Aus- und Weiterbildungskosten von Ehrenamtlichen zu refundieren: “Damit unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zumindest finanziell nicht draufzahlen. Ihr Einsatz ist ohnehin unbezahlbar.” Der Vorschlag sieht also vor, dass engagierten Freiwilligen kein Nachteil aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit entsteht, zumal die Allgemeinheit auf diesen Einsatz angewiesen ist. Im Falle der jüngsten Unwetter hat Landeshauptmann Haslauer für die Betroffenen rasche Hilfe zugesagt. Wie er zum SPÖ Vorschlag steht, auch den Freiwilligen in den Blaulichtorganisationen Unterstützung zukommen zu lassen, bleibt abzuwarten.


Titelfoto: FFW Großarl/Salzburger Landeskorrespondenz

Das könnte sie auch interessieren