Ich bin Lina, 26, und im Juni vom Ruhrgebiet nach Salzburg gezogen. Warum? Eine Frage, die ich beinahe täglich höre. Meine Standard-Antwort darauf ist: weil ich mich in diese Stadt verliebt habe. [Die ganze Geschichte]
Ich war nie ein übermäßig politischer Mensch und paradoxerweise bringt mich genau das dazu, jetzt einen Text über österreichische Politik zu schreiben.
Als ich in der Schule die Möglichkeit hatte, in den Politik-Kurs zu gehen, habe ich stattdessen Informatik belegt. Seit ich wählen darf, habe ich zwar jedes Mal brav mein Kreuz gesetzt, aber mich nicht mehr mit den Parteien auseinandergesetzt als nötig. Warum auch? Ich wurde ständig mit Informationen, Nachrichten und Wahlplakaten berieselt, ohne mich aktiv darum kümmern zu müssen. So hatte ich nach ein paar Jahren intuitiv einen groben Überblick, welche Parteien für mich prinzipiell in Frage kommen und welche nicht. Für die Feinheiten brauchte ich dann nur noch den Wahl-O-Mat, das deutsche Pandant zu Wahlkabine.at, zu Rate ziehen.
Allerdings wurde ich schon bei meinem ersten Besuch in Salzburg – kurz vor der Wiederholung der Bundespräsidentenwahl – mit einer anderen Politik konfrontiert, von der ich überhaupt keine Ahnung hatte. Die Gesichter auf den Plakaten waren mir fremd und die Namen der Parteien musste ich erst einmal lernen, damit ich sie nicht durcheinander brachte. Ich suchte nach Parallelen zu den mir bekannten Parteien. Wenn in den Abkürzungen das D für Deutschland steht und das Ö für Österreich, ist dann die FPÖ vergleichbar mit der FDP? (Spoiler: Nein, ist sie nicht.)
Seit feststand, dass ich nach Salzburg ziehen würde, habe ich begonnen, mich etwas intensiver mit der österreichischen Politik zu befassen. Mein Wissen ist immer noch lückenhaft, aber immerhin besser, als ich selbst von mir erwartet hätte, was ich zu einem guten Teil politisch interessierten Freunden zu verdanken habe.
Allerdings ist es auch kaum möglich, diesem Thema aus dem Weg zu gehen. Wenige Monate nach meinem Umzug war die Nationalratswahl in aller Munde – die ich ähnlich gebannt verfolgte wie die Wahl in Deutschland – und Ende November steht auch noch die Bürgermeisterwahl in Salzburg an.
Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass ich an letzterer sogar teilnehmen darf. Und dass ich das ausgerechnet von einem Plakat erfahren durfte, das ich ohne das große „Piefke“ darauf wohl ignoriert hätte. Bei näherer Betrachtung stand dort aber: „Sag nicht Piefke zu den Deutschen. Sag ihnen lieber, dass sie in Salzburg den Bürgermeister wählen dürfen.“ Ich schmunzelte, machte ein Beweisfoto, um es meiner Familie zu schicken, und nahm mir fest vor, von diesem Recht Gebrauch zu machen.
Auch wenn das bedeutet, dass ich mich schon wieder mit Politik beschäftigen muss…