Gesellschaft

Neues vom Stangerlfahrer #6 – Drei Hypothesen zu Verkehr und Wetter

posted by Der Stangerlfahrer 24. März 2018 0 comments

Eine regelmäßige Kolumne über Mensch und Verkehr

Auf Hallo Salzburg möchte ich, der Stangerlfahrer, die Sicht auf den Verkehr und die davon betroffenen Menschen aus einer völlig anderen Sicht reflektieren. Immer wieder liest man von der Stauhauptstadt Salzburg, von Expert_innenkommissionen und auch von verärgerten Fahrgästen. Doch eigentlich niemand berichtet über die unzähligen Busfahrer_innen der Stadt Salzburg. Das will ich hiermit ändern….

[Bisherige Kolumnenbeiträge…]


Jetzt ist schon wieder was passiert. Oder auch nicht. Eigentlich ist alles beim alten. Keine besonderen Vorkommnisse. Denn alles, was tagtäglich passiert im Verkehr, respektive im öffentlichen Verkehr sind genau genommen ganz normale Alltagsgeschichten. Ein kleines Best-Of: Es war bzw. ist, trotz Frühlingsbeginn, winterlich und kalt. Es ist phänomenal, wie sehr diese Naturereignisse den Verkehr in der Stadt Salzburg beeinflussen.

1. Hat es Minusgrade und Nebel, stehen die O-Busse.
2. Kaum schneit es ein wenig, gibt es Stau.
3. Regnet es einmal stärker, herrscht Chaos.

Da all drei Szenarien seit Jahresbeginn mehrmals vorkamen, möchte ich die Gelegenheit nutzen und zu einer genaueren Erklärung ansetzen. Wenn es wirklich bitter kalt ist, unter minus 10 Grad Celsius, ist es nicht weiter schlimm. Die Luft ist in diesem Fall sehr trocken. Wenn jedoch die Temperaturen etwas höher sind, und Nebel hinzukommt, war es das für die O-Busse. Warum? Durch die Oberleitung läuft permanent Strom. Allein dadurch, aber auch die Reibung beim Fahren ist die Leitung wärmer als die Außenluft. Der Nebel setzt sich auf der Leitung ab und in der Nacht bzw. in den frühen Morgenstunden werden die Tropfen auf der Leitung zu Eis. Es bildet sich Reif, und dieser wirkt wie ein Insolationsband und der kann Storm nicht mehr abgenommen werden. Um diesem Zustand entgegenzuwirken, wird die Leitung durch noch stärkeren Stromzufluss geheizt. Dies kann aber nur erfolgen, wenn keine O-Busse an der Leitung hängen.

Durch eine Verkettung mehrerer Vorkommnisse ging dieses Heizen bzw. Nachheizen in diesem Jahr schon mehrfach „in die Hose“. Die Konsequenz war, dass mehrere Fahrzeuge, vor allem jene ohne Aggregat, Diesel, oder Batterie, standen – so wie die Fahrgäste an den Haltestellen. In Zeiten wie diesen leider eine Alltagsgeschichte. Ich kann absolut nachvollziehen, wie es einem als Fahrgast an der Haltestelle in so einem Moment geht. Immerhin ist mir früher selbst oft so ergangen. Dann stand ich da, habe gewartet, und nichts ist gekommen. Ich kenne aber auch die Perspektive der Lenkerinnen und Lenker, und die sieht so aus: Auch wir haben darauf keinen Einfluss, geben aber unser Bestes, die Fahrzeuge wieder in die Gänge zu bringen. Und ich bitte um Verständnis, dass ein stehender Bus auch unser Gemüt ins Wanken bringt. So etwas ist auf Dauer nämlich frustrierend. Hinzukommt, dass, wenn es dann mal wieder weitergeht, die „Fahrkünste“ mancher PKW-Lenker_innen so richtig  offenbaren.

Kaum schneit es, gibt es Stau

Etwas Schnee auf der Straße und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 7 km/h, die Busspuren werden auf einmal normale Fahrspuren und einige glauben plötzlich, die Bushaltestelle sei als Parkplatz gedacht. Naja, für das können wir jetzt aber wirklich nichts, gell. Hier ein Beispiel, weitere Erläuterngen überflüssig!

(Haltestelle Justizgebäude Stadteinwärts)

 

Regnet es einmal stärker, herrscht Chaos.

Wenn es regnet, kommt es schnell einmal zum verkehrstechnischen Supergau. Noch schlimmer ist das im Sommer. Es ist ein Wahnsinns-Phänomen, das sich in dieser kleineren Stadt abspielt. Woran das genau liegt, ist mir selbst ein Rätsel. Dass an Regentagen einfach mehr Menschen mit dem Auto fahren, ist klar. Doch ob das fürs Chaos reicht?

Jedenfalls: Es hapert dann an jeder Stelle, vor allem während der Hauptverkehrszeiten, 6 bis 8 Uhr, 12 bis 14 Uhr und dann wieder ab 16 Uhr, freitags ab 12 Uhr bis abends durchgehend.  Hier heißt es als Fahrgast wie als Lenker stoisch Geduld bewahren und abwarten. Meistens kommt dann ausgerechnet bei Regen noch ein technischer Defekt oder ein Unfall hinzu. Bei Starkregen ereignet sich außerem folgendes: Bei manchen Bussen schließen die Türen nicht gleich, da das Wasser, das vom Dach herunterrinnt, die Lichtsensoren irritiert und die Türen pendeln. Natürlich läuft das Fahrzeug innen dann komplett an.

Mit „Begeisterung“ beobachte ich in solchen Situationen  jene Fahrgäste, die beispielsweise bei der vorderen Tür mit aufgespannten Schirm einsteigen und dann versuchen, durch den die Sperre vorne nach hinten zu gelangen. Dabei spritzen sie alles und jeden mit Gelassenheit voll. Vice Versa gibt es jene Menschen, die gemütlich zum Fahrzeug schlendern, die Türtaster außen betätigen und dann genüsslich und möglichst langsam im Lichtschranken den Schirm einklappen, eventuell noch auswinden.  An Regentagen kommt alles vor. Unlängst, bzw. eigentlich letzten Sommer beschwerten sich ernsthaft drei Damen aus Deutschland, dass es jedes Mal, wenn sie nach Salzburg kämen, regnet. Nun ja, ich entgegne diesem Vorwurf, dass ich mir ebenfalls eher Sonne wünschen würde als Einheimischer und, dass es in Salzburg mehr regnet als in England. Leider sind sie mäßig besänftigt nach hinten gegangen. Sorry, Wetterguru gehört nicht zu unserer Ausbildung.

In diesem Sinne  wünsche ich uns allen gutes Wetter, einen sonnigen  Frühling uns selbstversändlich eine…

…gute Fahrt!

Euer Stangerlfahrer


Disclaimer: Diese Kolumne stellt die Meinung dieses Autors/dieser Autorin dar und spiegelt nicht grundsätzlich die Meinung der Redaktion wider.

Titebild: Arne Müseler

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