Standpunkt
Nach Wochen des Heimunterrichts wurden die Schulen nun schrittweise wieder geöffnet. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Lehrer_innen zu bedanken die viel Zeit und Mühe aufgewendet haben, um ihren Schüler_innen auch zu Hause die beste Bildung zukommen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass diese ungewohnte Situation für beide Seiten nicht immer leicht war.
Auch wenn die Schulen wieder geöffnet wurden, dürfen wir im Bildungsbereich nicht wieder zur normalen Tagesordnung übergehen. Jetzt ist es unbedingt notwendig, die vergangenen Wochen intensiv zu evaluieren und die richtigen Schlüsse für eine echte Reform des Bildungssystems daraus zu ziehen.
Ich denke hier zum Beispiel an einen längst überfälligen Masterplan für die Digitalisierung des Unterrichtes. Gerade jetzt die Zeit zu Hause hat deutlich gezeigt, dass viele Kinder keinen Zugang zu einem Laptop hatten, welcher aber essentiell für den Heimunterricht gewesen wäre. Hätten hier nicht unzählige Schulen, Gemeinden oder andere Institutionen, eigene Initiativen gestartet, um Kindern aus sozial schwächeren Familien den Zugang zu Laptops zu ermöglichen, wären hier die Probleme noch größer gewesen. Das Bildungsministerium hat hier massiv versagt. Wir als SPÖ fordern daher analog dem Gratis-Schulbuch, das Schulkinder einen kostenlosen Zugang zu digitalen Endgeräten für Zuhause bekommen sollen.
Auch eine Breitbandoffensive, besonders im ländlichen Raum, ist hier ein Gebot der Stunde. Besonders für Videokonferenzen und co, wird schnelles und leistungsstarkes Internet benötigt.
Der Erfolg des Heimunterrichts war unweigerlich von dem Engagement und den Fertigkeiten der Eltern abhängig. Hier ist es aus meiner Sicht vollkommen klar, dass Mama und Papa niemals ausgebildete Pädagog_innen ersetzen konnten. Daher werden viele Kinder gerade jetzt in der Schule einen erhöhten Förderbedarf haben. Aus unserer Sicht braucht es daher besser heute als morgen gut ausgebaute Ganztagsschulen, welche die Defizite der Kinder ausgleichen.
Eines müssen wir uns aber auch im Klaren sein: Es gibt eine beträchtliche Anzahl an Kindern, die in dieser Zeit überhaupt nicht erreicht wurden und keinen Zugang zur Bildung genießen durften. Auf diese Gruppe müssen wir besonderen Wert legen. Ich fordere daher, dass im Bildungsbudget für 2020 Geldmittel für unsere Schulen bereitgestellt werden, die zum Ausgleichen dieser Defizite benötigt werden. Es braucht hier rasche Maßnahmen, um hier auf keinen Fall die Bildungsschere weiter zu öffnen.
Wir als SPÖ werden uns jetzt umso mehr dafür einsetzen, dass unser Bildungssystem reformiert wird und an das 21. Jahrhundert angepasst wird. Nicht nur im Interesse unserer Kinder, sondern auch als Respekt vor den Lehrer_innen, die tagtäglich dafür sorgen, dass unseren Kindern eine erfolgreiche Zukunft ermöglicht wird.
Dieser Beitrag ist zuerst in der slö-Zeitschrift “LehrerIn und Gesellschaft” (Ausgabe 184, 06/20) erschienen.
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