Politik

Gerald Forcher: “Eine Stimme für die KPÖ ist eine Stimme für Schwarz-Blau”

posted by Redaktion 24. Februar 2023 0 comments

Am 23. April 2023 wird in Salzburg ein neuer Landtag gewählt. Wie planen die Parteien ihren Wahlkampf und was sind die Strategien? Hallo Salzburg hat bei Gerald Forcher, dem Landesgeschäftsführer der SPÖ Salzburg nachgefragt.


Hallo Salzburg: Vor zwei Jahren hat David Egger Sie als Parteimanager ins Team geholt. Wie gefällt Ihnen der Job?

Gerald Forcher: Meine neue Aufgabe gefällt mir sehr gut. Ich habe den Job als Geschäftsführer der Salzburger SPÖ in einer spannenden Umbruchsituation angenommen. David Egger hat mich geholt, damit wir der SPÖ gemeinsam ein neues modernes und fortschrittliches Profil verpassen. Unser Ziel war es, aus der alten ehrwürdigen Dame eine moderne Mitmachpartei zu machen. Das ist natürlich ein Prozess. Ich glaube aber, dass uns das bis jetzt ganz gut gelungen ist. Wir haben zwar nur wenige hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dafür aber umso motiviertere. Es macht mir großen Spaß, in diesem Team arbeiten zu dürfen.

Wahlen sind ein Fest der Demokratie.”

Bis zur Landtagswahl am 23. April sind es nur noch 60 Tage. Die nächsten Wochen werden für Sie wohl stressig. Macht Wahlkampf auch Spaß?

Absolut, selbstverständlich macht Wahlkampf auch Spaß. Wir brennen so richtig darauf, wenn es losgeht. Hätten wir keine Freude daran, würde einiges falsch laufen. Das wäre so wie eine Fußballmannschaft, die monatelang trainiert und dann beim Match so überhaupt keine Freude am Fußball hat. Es ist für uns die Gelegenheit in relativ kurzer Zeit mit ganz vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Das ist doch großartig.

Sind Sie…

Darf ich noch etwas ergänzen? Das Wort Wahlkampf hat in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion leider einen negativen Beigeschmack bekommen. Ich finde das schade. Wahlen sind ein Fest der Demokratie und ich freue mich darauf, viele Salzburgerinnen und Salzburger von unserer Vision für Salzburg zu überzeugen.

Sind Sie gut vorbereitet? Was ist die Strategie?

Ja, wir sind gut vorbereitet. Bereits im Sommer 2022 haben wir unser Kampagnenbüro in der Altstadt eröffnet. Zeitgleich haben drei Studierende nebenher bei uns zu arbeiten begonnen, um uns schon frühzeitig und bei den Vorbereitungen zu helfen. Mittlerweile ist mit Matthias noch eine weitere Person zum Team dazugestoßen. Da habe ich die ganzen Freiwilligen aber noch gar nicht dazugezählt. Insgesamt haben sich zusätzlich zu unseren ehrenamtlichen Strukturen schon über 100 Menschen bei uns gemeldet, die uns aus Überzeugung bei Aktionen unterstützen.

Strategisch setzen wir auf einen engagierten, aber sparsamen Wahlkampf. In Zeiten der Teuerung halte ich das für doppelt wichtig. Wir machen und produzieren fast alles selbst. Das hilft enorm, die Kosten gering zu halten. Außerdem werden wir bewusst keine Materialschlacht veranstalten, sondern suchen das direkte Gespräch mit den Salzburgerinnen und Salzburgern.

Die ÖVP hat kein Problem damit, gemeinsam mit den Freiheitlichen unseren Sozialstaat abzubauen.”

Welche Rolle werden die sozialen Medien spielen?

Die sozialen Medien spielen natürlich eine zentrale Rolle. Wer in den nächsten Wochen sein Handy in die Hand nimmt, wird das auch schnell merken (lacht). Egal ob auf Instagram, Facebook, oder den anderen Kanälen… Wir werden überall gut sichtbar sein und für unsere Vision eines modernen und leistbaren Salzburgs werben. Unsere Botschaft ist: Salzburg kann mehr als den Stillstand der letzten Jahre. Es ist wieder Zeit, dass Salzburg eine sozialdemokratische Handschrift bekommt. Die Menschen arbeiten hart und tun sich trotzdem schwer, über die Runden zu kommen, weil vieles so teuer ist in unserem Land. Das muss sich ändern.

Setzen Sie trotzdem noch auf das gute traditionelle Wahlplakat?

Definitiv, und das halte ich auch für wichtig. Der öffentliche Raum begrenzt sich auch im Jahr 2023 nicht auf die digitale Welt. Plakate haben die wichtige Funktion, den Menschen bewusst zu machen, dass eine wichtige Wahl ansteht. Und ich kann schon verraten: Die  Wahlplakate werden richtig knallen. Insgesamt gibt es drei Wellen, die erste davon werden wir der Öffentlichkeit am 10. März präsentieren.

Am 17. März findet in der SZENE Salzburg der offizielle Wahlkampfauftakt der SPÖ Salzburg statt. Hat dieser nicht längst begonnen?

Unterwegs sind wir ja permanent. Quer durch das ganze Bundesland. Aber der Showdown zur Wahlauseinandersetzung beginnt am 17. März mit unserer Auftaktparty. Da wird es ordentlich krachen, da rappelt es in der Kiste. Mit über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden wir den Startknopf für die Intensivphase unseres Wahlkampfes drücken. Es wird ein großartiges Fest werden und soll Freude und Motivation versprühen. Wer dabei sein will, kann noch für die Veranstaltung anmelden. Aber man muss schnell sein, viele Plätze wird es nicht mehr geben.


Anmerkung der Redaktion: Anmeldungen zum SPÖ-Wahlkampfauftakt sind unter folgendem Link möglich: https://david-egger.link/start

Sie haben schon angesprochen, dass sie einen sparsamen Wahlkampf führen wollen. Im Herbst haben Sie für alle Parteien eine Kostengrenze von 500.000 Euro gefordert. Gescheitert ist der Vorschlag schließlich, weil die ÖVP die Summe als unrealistisch niedrig bezeichnet hatte. Kommt die SPÖ mit 500.000 Euro aus?

Ja, wir werden mit 500.000 Euro auskommen, auch wenn die ÖVP der Meinung ist, dass man damit keinen ordentlichen Wahlkampf machen kann. Eine halbe Million Euro ist wahnsinnig viel Geld. Dafür bekommt man auch sogar im teuren Salzburg eine kleine 3-Zimmerwohnung. Das Geld für den Wahlkampf kommt von den Mitgliedern und nicht zuletzt von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern. Daher gehen wir sorgfältig damit um. Wie vorhin bereits gesagt, machen wir vieles selbst. Alles, was man an Plakaten, Inseraten und Foldern von uns sieht, haben wir selbst entwickelt. Auf eine Agentur haben wir komplett verzichtet und schon allein dadurch sehr viel Geld gespart.

Wir führen einen engagierten, aber sparsamen Wahlkampf.”

Laut Umfragen sieht es nicht schlecht aus. Die letzten Zahlen weisen für die SPÖ ein Plus im Vergleich zur Landtagswahl 2018 aus. Was sagen Sie dazu?

Wasserstandsmeldungen interessieren mich nicht. Was hilft die beste Umfrage, wenn am 23. April die Leute daheimbleiben? Was passiert, wenn morgen eine schlechte Umfrage auftaucht? Und übermorgen wieder eine Gute? Was mich interessiert, sind die positiven Rückmeldungen, die wir tagtäglich bei unseren Aktionen bekommen. Es ist motivierend, wenn etwa auf der Schranne Menschen von sich aus auf uns zukommen und sagen, dass sie diesmal wieder die SPÖ wählen. Und genau das ist der zentrale Punkt: Wer die SPÖ will, muss sie auch wählen. Das heißt am Sonntag, dem 23. April aufstehen, frühstücken und mit einem guten Gefühl das SPÖ-Team David Egger wählen.

Bei der letzten Landtagswahl hat die SPÖ den Großteil ihrer Stimmen an das Lager der Nichtwählerinnen und Nichtwähler verloren.

Das stimmt. Darum wiederhole ich immer wieder: Wer sich eine gerechte und moderne Politik wünscht, muss dafür zur Wahl gehen uns SPÖ wählen. Anders geht es nicht. Es nützt kein Jammern, wenn nach dem Wahltag andere Mehrheiten über uns bestimmen. Wer zu Hause bleibt und nicht uns wählt, riskiert weitere fünf Jahre Stillstand oder sogar Schwarz-Blau.

Schwarz-Blau? Erachten Sie das in Salzburg als realistisch?

Ja selbstverständlich ist das realistisch. Wir haben schon oft erlebt, dass die ÖVP kein Problem damit hat, gemeinsam mit den Freiheitlichen unseren Sozialstaat abzubauen. Wer in den letzten Tagen einen Blick in die Salzburger Nachrichten geworfen hat, hat auch gelesen, dass die Posten zwischen ÖVP und FPÖ inoffiziell schon aufgeteilt werden. Verhindern kann man das nur, wenn man der SPÖ das Vertrauen schenkt. Und weil es dazu passt: Auch jene, die glauben diesmal KPÖ wählen zu müssen, riskieren fortschrittliche Mehrheiten. Eine Stimme für die Kommunisten ist eine verlorene rote Stimme. Wer KPÖ wählt, bekommt Haslauer – und riskiert obendrein Schwarz-Blau.

Was sind für Sie die wichtigsten Themen im Wahlkampf der SPÖ?

Unsere Schwerpunkte lauten: Arbeit, von der man auch in Salzburg gut leben kann. Wohnraum, den sich alle leisten können. Öffis, auf die man sich verlassen kann und mit dem man schnell vorankommt. Staus entstehen nämlich nicht durch zu viel Verkehr, sondern durch schlechte Politik. Außerdem setzen wir auf eine Klimapolitik, mit der wir von fossilen Energiequellen unabhängig werden wollen. Wir stehen für starke Regionen mit Wohnungen, Kinderbetreuung, Gesundheitseinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten direkt vor Ort. Das stärkt auch die regionale Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze.

Wer sich unser Wahlprogramm anschaut, wird merken, dass wir uns voll und ganz auf Salzburg konzentrieren. Wir kümmern uns um jene Themen, die wir im Salzburger Landtag lösen können. Wir versprechen nur das, was wir mit den notwendigen Mehrheiten auf Landesebene verändern und umsetzen können. Alles andere wäre eine Themenverfehlung. Es geht um unser Salzburg. Es ist keine Nationalratswahl, es ist eine Landtagswahl.

Aktuell hängen im ganzen Land Plakate, auf denen David Egger nicht als typischer Politiker, sondern als typischer Salzburger dargestellt wird. Was will die SPÖ damit sagen?

David Egger ist kein typischer Politiker. Er ist ein typischer Salzburger. Er ist eigentlich über Umwege in die Politik gekommen und hat seinen guten Job in der Privatwirtschaft dafür auf den Nagel gehängt. David macht Politik, weil er die Menschen mag. Wer ihn schon einmal getroffen hat, merkt das auch. David ist aber auch deswegen besonders, weil er auf sein Gewissen hört und dafür auch Gegenwind in Kauf nimmt. Ich erinnere daran, dass er einer der wenigen war, der gegen die Impfpflicht gestimmt hat. Auch wenn er selbst geimpft ist. Es erfordert Mut und Rückgrat, gegen die Linie der Fraktion zu stimmen. David ist aber auch deswegen ein typischer Salzburger, weil er als Flachgauer von den teuren Wohnpreisen bis zum täglichen Stau selbst die Herausforderungen kennt, mit denen junge Menschen in unserem Land konfrontiert sind.

Was ist das Ziel der SPÖ für die Landtagswahl?

Das ist ganz klar: Wir wollen stärker werden und das Vertrauen der Salzburger gewinnen. Wir sind davon überzeugt, dass wir die besseren Ideen und Konzepte haben. Das Verwalten soll ein Ende haben, wir wollen gestalten. So ist auch unser Motto „Salzburg kann mehr“ zu verstehen. Wir wollen ein Salzburg, das keine Preisfrage ist, niemanden vergisst und keinen zurücklässt. Ein Salzburg der Sicherheit und Geborgenheit. Ein Salzburg, in dem man in Würde und Respekt alt werden kann. Ein Salzburg, in dem man einfach gerne lebt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sehr sehr gerne.


Fotos: Arne Müseler / CC-BY-SA-3.0

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