Zu wenig Kindergartenplätze: Bei der Kinderbetreuung ist Salzburg auf Platz 7 von 9 Bundesländern. Nur 26 % der Kindergärten und Krippen haben lange genug offen, damit Eltern Vollzeit arbeiten können. Frauen, die gerne mehr arbeiten würden, können das nicht tun. Denn auch beim Halbtagskindergarten werden Kinder per Stichtag-Regelung ausgeschlossen.
Trotz Fachkräftemangel im ganzen Land müssen qualifizierte Frauen, die gern mehr arbeiten würden, daheim bleiben. Denn Salzburg ist im Bundesvergleich auf Platz sieben, wenn man sich die Kinderbetreuungsquoten anschaut. Nur 26 Prozent der Kindergärten haben so lange geöffnet, dass Eltern einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen können.
Die aktuellen Regelungen zum Halbtagskindergarten bereiten vielen Eltern zusätzlich Sorgen. Im Gegensatz zu Volksschulen gibt es hier nämlich keine Flexibilität beim Stichtag für das Alter der Kinder. Das Resultat: Viele Kinder werden vom Halbtagskindergarten ausgeschlossen und die Mütter bleiben dann mit der Betreuung allein. Denn es sind die Frauen, die in Familien wesentlich öfter daheim bleiben (müssen), als die Männer. Sieht man sich die Zahlen in ganz Österreich an, arbeitet knapp die Hälfte der Frauen in Teilzeitjobs. Und das obwohl Arbeitskräfte in fast allen Betrieben fehlen. Die Gründe sucht man nicht lange: Jede Vierte, die gern mehr arbeiten würde aber das nicht tut, gibt als Grund die mangelnde Kinderbetreuung an.
Trotz Arbeitskräftemangel: Zu wenig Kinderbetreuung schickt qualifizierte Frauen hinter den Herd
Anstatt das Angebot für Kinderbetreuungsplätze in Salzburg auszubauen, plant FPÖ Salzburg-Chefin und stellvertretende Landeshauptfrau Marlene Svazek das Grundproblem noch zu verschärfen. 1.100 Euro gibt das Land laut eines Antrags der FPÖ Salzburgs pro Kind und Kinderbetreuungsplatz aus. Weil den Freiheitlichen das zu viel ist, wollen sie den Müttern das “Daheimbleiben” schmackhaft machen. Svazek und die FPÖ nennen es Wahlfreiheit, doch am Ende haben die Frauen keine Wahl. Wenn das Land zu wenig Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stellt, müssen sie daheim bleiben – ob sie das nun selbst wollen oder nicht.
Gleichzeitig stöhnt die Wirtschaft auf. Denn die könnte mehr Arbeitskräfte aktuell dringend gebrauchen. Wie lösen andere Bundesländer dieses Problem? Kärnten und Wien beispielsweise haben die Löhne für Kindergartenpersonal verbessert. Das soll einerseits den Personalengpass in der Kinderbetreuung minimieren. Andererseits sollen arbeitende Eltern wissen, dass ihre Kleinen jederzeit gut betreut sind.
Kindergartenpersonal ist hoch gefragt und dennoch unterbezahlt
Kindergärten sind mehr als nur Aufbewahrungsstätte für Kinder. Pädagoginnen und Pädagogen wollen die Kids bestmöglich auf ihr weiteres Leben vorbereiten. Bei immer größeren Gruppen und schlechten Gehältern für viele Erzieher:innen ist das aber schwer. Im Österreich-Schnitt bekommen Erzieher:innen knapp 15 Euro brutto pro Stunde bezahlt. In Tirol, Oberösterreich und Salzburg liegt das Gehalt sogar unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 € Nettogehalt (für einen 1-Personen-Haushalt). Am besten bezahlt Wien das Personal in der Kinderbetreuung. Auch Kärnten hat das Gehalt zuletzt erhöht, um dem Pädagog:innenmangel entgegenzuwirken. Dennoch hinkt Österreich im EU-Vergleich weiter nach. Wir erreichen noch immer nicht das für 2010 gesetzte Ziel von 30 Prozent Kinderbetreuung für unter Dreijährige. 2022, also zwölf Jahre später, waren es bundesweit 29,9 Prozent, in Salzburg nur 26 Prozent.
Flexible Regelung bei Halbtagskindergarten und Angebot für Kids ab 2 Jahren gefordert
Dabei liegen Lösungsvorschläge am Tisch: flexiblere Regelungen seitens des Landes und eine Kinderbetreuung, die den Familien wirklich was bringt. Bettina Brandauer, stellvertretende Landesparteivorsitzende und Karin Dollinger, Frauenvorsitzende von Salzburg (beide SPÖ) wollen die Familien in Salzburg unterstützen. Sie fordern von Schwarz-Blau eine flexiblere Regelung für den Stichtag des kostenlosen Halbtagskindergartens. Dass Ausnahmen analog zur Schulpflicht darin bisher nicht vorgesehen sind, kritisieren die beiden scharf. Außerdem soll, wenn es nach ihnen geht, das kostenlose Angebot von 20 Stunden so weit ausgebaut werden, dass sich das zumindest mit den Bring- und Abholzeiten für Eltern ausgeht.
Das Angebot soll außerdem auch für Kinder ab dem 2. Lebensjahr gelten, damit zwischen Elternkarenz und Kinderbetreuung keine Lücke für Familien oder vor allem für Alleinerzieher:innen entsteht. Das sind aber alles nur kleine Schritte, viel wichtiger wäre laut den beiden ein stufenweiser Ausbau sowie ein Rechtsanspruch für jede Familie auf leistbare, ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung für alle Salzburger Kinder.