Fünf Hochschulen und über 20.000 Student:innen klingen nach guten Voraussetzungen für eine Stadt wie Salzburg, um zu einer wahren Studierendenstadt werden zu können. Doch so sehr man auch danach sucht, eine wirkliche Studi-Stadt findet sich hier nicht. Studierendenfreundlichkeit und junge Kultur, also nur Utopie?
Was es braucht
„Salzburg hat definitiv das Potential, eine gute Studierendenstadt zu sein“, ist sich Sade Soyoye sicher. Die 28-Jährige ist selbst Studentin in Salzburg und kandidiert bei den Gemeinderatswahlen in Salzburg für die SPÖ. Themen wie leistbarer Wohnraum, kostenloser öffentlicher Verkehr für Studierende und ein breites kulturelles Angebot seien besonders wichtig, um die Attraktivität für junge Menschen zu erhöhen. „Salzburg darf kein Freilichtmuseum sein, sondern muss auch für Studierende und die jungen Salzburger:innen interessanter werden“, betont Soyoye. Bei der aktuellen Situation mit kaum leistbaren Wohnkosten und der Teuerung stehe es um die Studierendenstadt derzeit jedoch schlecht, beklagt sie.
Sade Soyoye kandidiert bei den Gemeinderatswahlen in Salzburg für die SPÖ. Wohnen, Verkehr und Kultur sind der Studentin besondere Anliegen, um die Stadt für junge Menschen attraktiver zu gestalten. (C) Bernhard Schmiderer
Sehr ähnliche Aspekte rund um eine Studierendenstadt Salzburg stellt auch Johannes Warter in den Vordergrund. Der 36-Jährige arbeitet als Universitätsassistent an der Universität Salzburg und ist dort auch Betriebsrat. Er kandidiert bei der Gemeinderatswahl am 10. März ebenfalls für die SPÖ. Auch Warter kennt die Bedürfnisse und sieht Aufholbedarf: „Dass Salzburg keine Studierendenstadt ist, liegt in erster Linie an den Rahmenbedingungen: den sehr hohen Lebenserhaltungskosten, dem ungenügenden öffentlichen Verkehr, kaum studentisches Nachtleben und kaum Jugendkultur.“ Auch die fehlende Wertschätzung von politischer Seite für die Universität ist ihm ein Anliegen. Stadt und Land hätten es unter ÖVP-Führung zu häufig verabsäumt, der Universität und den Angehörigen ausreichend Stellenwert zuzuschreiben. Auch hier scheitere es am politischen Willen, so Warter.
Die größten Baustellen – und wie sie sich lösen lassen
Die Ausgangslage ist also klar: Wohnen, Kultur, Verkehr, all diese Bereiche sind es, die eine Studierendenstadt auszeichnen würden. Doch was genau kann am Status Quo verändert werden? „Die Mietpreise in Salzburg sind (nicht nur für Studierende) viel zu hoch. Hier könnte man auf kommunaler Ebene einerseits über spezifische Förderungen von Studierendenheimen oder Heimplätzen nachdenken, aber auch über deren zukünftige Entwicklung und Ausbau“, schlägt Warter vor. Der Bedarf des Ausbaus studentischer Heimplätze deckt sich auch mit der Datenlage des SIR (Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen) aus dem Jahr 2022. Eine Steigerung der Heimplatzquote von ca. 1 Prozent jährlich könne zur Weiterentwicklung des Hochschulstandorts einen erheblichen Beitrag leisten und Studierende finanziell entlasten, so die Ergebnisse der Studie.
Für den Bereich der Kultur gelte es vor allem, auf Vielfalt abseits der traditionellen Angebote zu achten, meint Soyoye. „Dazu gehört für mich ein kostengünstiges bzw. gratis Kulturangebot abseits der Salzburger Festspiele wie Altstadtfeste, Festivals und Partys, die auch in der Stadt stattfinden und auch junge Kulturschaffende aus Salzburg fördern.“ Auch hier wurde in der Vergangenheit zu viel verabsäumt, meint die Gemeinderatskandidatin.
Dass es im öffentlichen Verkehr in Salzburg generell Aufholbedarf gibt, ist unter den antretenden Parteien unstrittig. Konkrete Lösungen schweben Noah Gaderer vor, der als ersten Schritt eine 50 Prozent-Verbilligung, langfristig jedoch einen kostenlos Nahverkehr für alle Salzburger:innen bis zum Alter von 35 in der Stadt fordert. Der 18-Jährige Schüler tritt als jüngster Kandidat bei den Gemeinderatswahlen für die SPÖ an und erklärt die Vorteile dieser Maßnahme: „Neben der finanziellen Erleichterung für junge Menschen, die nicht zuletzt durch die Teuerung stark getroffen wurden, wird der öffentliche Verkehr dadurch attraktiviert und junge Menschen setzten später auf eine Jahreskarte statt aufs eigene Auto.“ Damit einhergehen müsse auch ein stetiger Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, fordert Gaderer.
Vorteile nicht nur für Student:innen
Die geforderten Maßnahmen würden dabei nicht nur helfen, die Hochschulstadt Salzburg voranzubringen, sondern würden auch anderen Altersgruppen entgegenkommen. Vor allem Bedürfnisse der Jugend könnten damit aufgegriffen werden, ist sich Gaderer sicher: „Ich sehe ein großes Problem darin, dass die Stadt Salzburg bei jungen Menschen oft als eingeschlafen und fad wahrgenommen wird.“ Von einem breiteren kulturellen Angebot oder verbesserten Strukturen des öffentlichen Verkehrs würden demnach auch Schüler:innen oder Auszubildende besonders profitieren.
Leistbarkeit und Lebensqualität sicherstellen
Wenn Salzburg also zukünftig auch für junge Menschen gute Ausgangsbedingungen bieten soll, wird es über kurz oder lang nicht ohne die geforderten Maßnahmen gehen. Kultureller Fokus auf die Festspiele, unleistbare Wohnungen und ein unattraktives öffentliches Verkehrsnetz sind nach wie vor die Realität in der Landeshauptstadt. Die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am 10. März sind entscheidend, ob dies auch für die Zukunft junger Salzburger:innen gelten soll.