Jane Austens Schaffen, darunter Stolz und Vorurteil, zählt zu den Klassikern der Weltliteratur. Dem amerikanischen Autor Seth Grahame-Smith fehlte es in dem genannten Werk allerdings an dem gewissen Biss, weshalb er sich 2009 seine wehrlose – weil tote – Co-Autorin Jane Austen schnappte und wohl nicht ganz in ihrem Geiste die überarbeitete Fassung Pride and Prejudice and Zombies veröffentlichte.
„Da ist diese starke unabhängige Heldin, dieser verwegen wie heroische Gentleman, es gibt ein Militärlager, das scheinbar ohne höheren Sinn in der Nähe stationiert ist und alle wandern ständig hier und da herum und unternehmen Ausflüge mit ihren Kutschen. Es war einfach reif für Gewalt und sinnlose Brutalität. Zumindest aus meiner Perspektive.“ – Autor Seth Grahame-Smith
Als Buch erlangte Pride and Prejudice and Zombies schnell Kult- und Bestseller-Status und so war auch bald von einer Verfilmung die Rede, die letztendlich aber doch einige Jahre auf sich warten ließ, nun aber dafür mit einem Star-Ensemble von Sam Riley über Lena Headey, Matt Smith, Lilly James, Bella Heathcote (derzeit auch zu sehen in The Neon Demon) bis Charles Dance aufwarten kann.
Schon im Intro wird das ausschlaggebende Detail erklärt, das Jane Austen in ihrem Original scheinbar übersehen hat. Durch den Handel mit fernen Ländern wurde eine schreckliche Seuche nach England geschifft, die eine Zombie-Plage ausgelöst hat. Mr. Bennet (Charles Dance) bildet seine fünf Töchter aufgrund der bedrohlichen Situation deshalb im Umgang mit Waffen aus und sendet sie nach Asien, wo sie fernöstliche Kampfkünste lernen. Während sich die Damen, darunter Elizabeth Bennet (Lilly James) und Jane Bennet (Bella Heathcote), mit Schwertern pudelwohl fühlen, hat ihre Mutter Sorgen um die Zukunft ihrer Töchter. Ihre Angst gilt jedoch nicht den Zombies, sondern dem Erbe. Wenn die jungen Frauen nicht bald heiraten, könnte es um jenes nämlich geschehen sein. Die Etikette, die die britische Obrigkeit für Damen aus vornehmem Hause vorschlägt, verträgt sich nämlich nicht unbedingt mit Kung Fu. Auch sind Musketen und andere Waffen nicht sonderlich ladylike, was die Suche nach einem Bräutigam erschwert.
Wie es das Schicksal so will, finden sich schnell reiche Herren, die als potentielle Partner für die Bennet-Töchter in Frage kommen, doch müssen sämtliche Protagonistinnen und Protagonisten noch Zwietracht, Eitelkeit, Stolz, Vorurteil und jede Menge blutrünstiger Zombies überwinden. Während die Schwestern zwischen höflichem Benehmen und dem blutrünstigen Kampf gegen Zombiehorden hin und her gerissen werden, wächst eine noch größere Bedrohung heran. Die Apokalypse samt ihren vier Reitern schickt sich an, das glückliche Ende des Originalromans zu verhindern.
Stolz und Vorurteil und Zombies lebt von dem absurden Kontrast, der sich aus Austens Original-Vorlage und dem Zombiegemetzel ergibt. Während die Landschaften und Kostüme an schwülstige Liebesdramen erinnern und die Dialoge die geschwollene Eleganz der Literatur des 19. Jahrhunderts spiegeln, präsentieren sich die Bennet-Töchter als kampferprobte Femmes Fatales, die auch in pompösen Ballkleidern mühelos Untote auseinandernehmen. Nicht zuletzt durch ihr Geschick im Kampf kann Elizabeth letztendlich auch Mr. Darcy (Sam Riley) zum Umdenken bewegen. Was wie eine völlig ungeeignete Mischung klingt, wird im Film konsequent durchgezogen. In den ruhigen Szenen am Land schwingt immer die allgegenwärtige Bedrohung mit, zu jeder Zeit kann sich ein Ballgast oder eine entfernte Verwandte in einen Untoten verwandeln und die prächtigen Gartenanlagen der Aristokratie sind von spitzen Stacheln geschützt. Pride and Prejudice and Zombies artet aber nie zum Horrorfilm aus, auch wenn mit den Zombies nicht zimperlich umgegangen wird. Der Schmäh des Films, die Narration und der Charme leben weniger von Schock- und Gewalt-Effekten als vielmehr von der völlig abwegigen Neuerzählung des Klassikers. Was man als respektlose Verschandelung eines zeitlosen Werks deuten könnte, kann man aber auch einfach augenzwinkernd und schmunzelnd als gelungene Parodie bezeichnen, der es dennoch gelingt, Schlüsselszenen und Werte beizubehalten und den gesellschaftssatirischen Aspekt des Originals durch den – dieses Mal wörtlich genommenen – Kampf der jungen Damen in der Gesellschaft noch weiter zu überzeichnen. Pride and Prejudice and Zombies ist sicherlich nicht der beste Film aller Zeiten, wer sich auf dieses kuriose Spektakel aber einlässt, dürfte von diesem kurzweiligen Klamauk aber bestens unterhalten werden.
Stolz und Vorurteil & Zombies
Regie: Burr Steers
Drehbuch: Burr Steers, Jane Austen, Seth Grahame-Smith
Soundtrack: Fernando Velázquez
Cast: Lily James, Sam Riley, Bella Heathcote, Jack Huston, Leah Headey, Charles Dance
Laufzeit: 108 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 09.06.2016 (AT)