„From the director of The Hangover Trilogy“ steht am Poster von War Dogs und selten hat mich ein Satz auf einem Filmplakat derart abgeschreckt. Außerdem ist noch zu lesen, dass War Dogs auf einer wahren Geschichte – Anmerkung: auf einem Artikel des Rolling Stones – basiert. Das hat mich ein bisschen neugierig gemacht.
David Packouz (Miles Teller) ist Masseur und nicht gerade glücklich in seinem Job. Seine Freundin Iz (Ana de Armas) erwartet ein Kind, wodurch sich David veranlasst fühlt, nach Höherem, genauer nach mehr Geld, zu streben. Es kommt ihm gerade recht, dass sein alter Schulfreund Efraim Diveroli (Jonah Hill) wieder in der Stadt ist, der einen Partner für seine neue Firma AEY sucht. David lässt sich nicht von den Gerüchten abschrecken, Efraim würde viele seiner Bekannten abzocken und zunächst scheint den beiden das Glück hold. Auf Grund eines Gerichtsurteils müssen die USA Waffenkäufe offen ausschreiben, wodurch auch kleine Firmen wie AEY am großen Kuchen des internationalen Waffenhandels mitmischen können. Trotz einiger widriger Umstände (Handelsembargos, Waffenschmuggel durch Kriegsgebiete) regnet es schon bald Geld. Ein neues Apartment wartet auf David, Iz und das Baby, auch wenn Iz wenig glücklich mit dem Beruf ihres Freundes ist. Doch der richtig dicke Fisch soll erst noch kommen. Mit dem Waffendealer Henry Girard ( Bradley Cooper) wollen die beiden einen großen Deal abwickeln, der die Freundschaft von David und Efraim auf eine harte Probe stellt und teilweise auch lebensgefährlich wird. Seinen Schmäh verliert War Dogs aber auch in der ernstesten Lage nie.
„Im Krieg geht es immer um Wirtschaft. Wer glaubt, Kriege würden um Freiheit, Religion oder andere Ideologien gedreht, ist entweder ein Idiot oder involviert.“
Der Film fängt mit Bildern von Soldaten in modernen Kriegsgebieten an. David erzählt uns, dass er hier keine Soldaten, sondern Geld sehe. Jeder dieser Soldaten würde Ausrüstung im Wert mehrerer tausend US Dollar tragen. Er sagt und legt dem Film damit eine bittere Wahrheit in den Mund: „Im Krieg geht es immer um Wirtschaft. Wer glaubt, Kriege würden um Freiheit, Religion oder andere Ideologien gedreht, ist entweder ein Idiot oder involviert.“ (Frei von mir aus dem Englischen übersetzt). Es ist diese zynische Wahrheit, aus der der Film immer wieder seinen provokativen Witz zieht und es ist eine These, über die das gemeine Blockbuster-Publikum ruhig einmal nachdenken darf. Die eigentlich todernste Grundlage des Film wird vor allem durch das großartige Schauspiel von Jonah Hill – sein Lachen in diesem Film hat Kultpotential – zu einer äußerst amüsant rasanten Komödie.
Freilich merkt man, dass sich Hangover-Regisseur Todd Philips stilistisch, teilweise erzähltechnisch und auch bei Jonah Hills Charakter (der sich quasi selbst kopiert) vom Großmeister Scorsese und seinem Wolf of Wall Street inspirieren ließ und freilich scheitert er an dieser Messlatte. Dennoch ist War Dogs, vor allem in diesem wenig berauschenden Kinojahr, einer der wenige Lichtblicke, der uns über den Ernst der globalpolitischen Gesamtlage grinsen lässt. Man kann den Film sozusagen mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen und das ist immerhin ein lachendes Auge mehr als es die reale Situation in Regionen wie dem Nahen Osten oder Osteuropa eigentlich zulässt.
Wer mit Wolf of Wall Street nichts anfangen konnte, möge einen Bogen um War Dogs machen. War Dogs ist der kleine Bruder des Kindes von Wolf of Wall Street und Lord of War. Er ist nicht so ernst wie Lord of War und nicht ganz so übertrieben kühn oder raffiniert wie Scorseses Film. War Dogs pendelt sich zwischen diesen beiden Werken ein, ohne einem der beiden die Show zu stehlen und dennoch hat er seine Existenzberechtigung. Schön, dass es dieses Jahr nicht nur Filme gab, die ihren Erwartungen nicht gerecht wurden, sondern auch welche, denen man nicht so viel zugetraut hätte und die sich als feine Überraschungen herausstellen.
War Dogs
Regie: Todd Philips
Drehbuch: Todd Philips, Stephen Chin, Jason Smilovic
Soundtrack: Cliff Martinez
Cast: Jonah Hill, Miles Teller, Bradley Cooper, Ana de Armas, Kevin Pollak …
Laufzeit: 115 Minuten
FSK: ab 14
Kinostart: 29.09.16 (AT)
Das Titelbild stammt von der offiziellen Homepage des Films.