Gesellschaft

Microchipping – liegt die Zukunft in unserer Hand?

posted by Rebekka Winter 10. November 2016 0 comments

In englischsprachigen Medien wird immer häufiger über “Microchipping” berichtet. Microchipping bezeichnet das Implantieren von Microchips unter der Haut. Bekannt ist die Methode aus der Veterinärmedizin. Haustieren werden Chips mit Informationen über die Besitzer_innen implantiert. Sie dienen vor allem dazu, ein Tier zu identifizieren. Das erleichtert es, ein entlaufenes Tier wiederzufinden.

Microchips als Schlüsselersatz

Mittlerweile besteht die Möglichkeit, dass sich Menschen Microchips implantieren lassen. Diese Microchips sind so programmiert, dass man Haustüren, Autos oder Computer auf – beziehungsweise – entsperren kann. Vertreter_innen der Technologie argumentieren, dass die Microchips Kund_innenkarten, Bankomat – und Schlüsselkarten ersetzen. In naher Zukunft soll es möglich sein, ganz ohne Portemonnaie das Haus zu verlassen. Alle Karten, die sonst Platz im Geldbeutel finden, sind dann auf einem implantierten Chip gespeichert.

Microchipping und Biohacking in den USA und Australien

In den USA gilt Amal Graafstra als der Pionier in diesem Bereich. Er hat die Firma “Dangerous Things” gegründet. Dangerous Things ist auf Biohacking und Microchips spezialisiert. Der Term beschreibt das Hacken von Geist und Körper mit Hilfe von Technologie. Das Drucken von organischem Gewebe mit Hilfe von 3D-Druckern fällt ebenso darunter wie das Einsetzen von Microchips. Die Chips werden notwendigerweise in die Hand eingesetzt. Dadurch können die Träger_innen Türen, Autos und Computer öffnen, ohne dabei auf Schlüssel  oder Passwörter angewiesen zu sein. Sie müssen nur ihre Hand zum entsprechenden Schloss heben.

 

Auf der Website von Dangerous Things werden die Kund_innen darüber informiert, dass mögliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper nicht bekannt sind und keine Untersuchungen durch Behörden vorliegen. Entscheidet man sich für den Chip unter der Haut, so handelt man auf eigenes Risiko.

In Australien ist Shanti Korporaal die bekannteste Vertreterin des Microchipping. Die 27-jährige Australierin trägt ebenso wie Graafstra in beiden Händen jeweils einen Microchip. Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass die Microchips den Alltag ungemein bereichern. Als Antwort auf die Frage, warum sich jemand für einen Chip entscheidet, bekommt man oft “convenience” oder “Bequemlichkeit”. Eine schwedische Firma bot ihren Mitarbeiter_innen an, zwischen einer Identifizierungskarte und einem Handimplantat zu wählen. 400 Mitarbeiter_innen der Firma entschieden sich für den implantierten Microchip.

Wie funktionieren die Chips?

Üblicherweise hat jeder Microchip eine einzigartige Identifikationsnummer, die mit Informationen einer externen Datenbank verbunden werden. Somit können sich Träger_innen eines Chips identifizieren, Autos und Türen öffnen und Computer und Handys entsperren. Es gibt zwei Arten von Chips. Derzeit werden “Radio frequency identification” (RFID) Chips und “near field communication” (NFC) Chips verwendet. Die NFC-Technologie dient der Datenübertragung und ist in vielen Smartphones integriert. Auch bei der drahtlosen Bezahlung mit der Bankomatkarte nutzen wir NFC. Die Technologie gilt als besonders sicher, da sie nur funktioniert, wenn zwei Gegenstände sehr nahe beieinander sind. Dadurch sind Hackerangriffe schwieriger. Die Chips haben keine Batterie und reagieren erst, wenn sie in die Nähe eines Lesegeräts gelangen.

Dangerous Things bietet Chips an, die man sich selbst implantieren kann. Trotzdem wird dazu geraten, den Eingriff von Fachpersonal durchführen zu lassen. Implantiert werden die Chips üblicherweise von Piercer_innen oder Ärzt_innen.

Datenschützer_innen warnen

Kritik an den Chips kommt vor allem von Datenschützer_innen und religiösen Gruppierungen. Im Islam wird dies als ein zu großer Eingriff in den Körper betrachtet, weshalb die Implantate von vielen Muslim_innen abgelehnt werden. Datenschützer_innen warnen vor Überwachung, die durch die implantierten Chips ermöglicht wird. Während man das Smartphone zu Hause lassen kann, kommt der Chip immer mit. Kritisch zu hinterfragen ist der Vorschlag, Chips als Identifikation für Flüchtlinge zu benutzen oder als Schlüssel für Frauenhäuser und Obdachlosenheime.

Ein Leben ohne Schlüssel und Geldbeutel?

Obwohl die Technologie noch nicht sehr weit verbreitet ist, hat sie schon an Bekanntheit gewonnen und wird wohl auch weiterhin diskutiert werden. Graafstra und Korporaal sind davon überzeugt, dass die Technologie eines Tages viele Dinge unseres Alltags, wie Kund_innen – und Bankomatkarten, Schlüssel, oder Versicherungskarten ersetzt und selbstverständlich wird.

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