Nachdem die Auslastung des Krankenhaus Hallein 2015 nur eine Belegungsquote von 49 Prozent vorweisen konnte, verkündete LH.-Stv. und Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) am 25. August dieses Jahres gegenüber den Salzburger Nachrichten, dass mit der Eingliederung des Spitals in die SALK ab dem 1. Jänner 2017 alles besser werde. Ab dann werde man in der Chirurgie und Unfallchirurgie wieder Eingriffe durchführen können, die aufgrund von Personalmangel seit 2014 nicht mehr angeboten werden konnten. Seither wurden die Öffnungszeiten der Unfallchirurgie auf den Zeitraum 7 bis 20 Uhr eingeschränkt. Darüber hinaus kündigte Stöckl an, dass die unfallchirurgische Versorgung bereits ab Oktober 2016 wieder rund um die Uhr gewährleistet werden könne.
Doch nun kommt es ganz anders:Zukünftig wird die allgemein- und unfallchirurgische Ambulanz nicht nur zwischen 20 und 7 Uhr geschlossen bleiben, sondern darüber hinaus auch an allen Wochenenden und Feiertagen. Stöckl kündigte an, weiterhin für das Halleiner Krankenhaus kämpfen zu wollen. Von seinen Versprechen, die nur wenige Monate her sind, blieb nichts mehr übrig.
Entsetzen in der Stadt Hallein
Für großes Entsetzen sorgte diese Hiobsbotschaft naturgemäß bei den politischen Fraktionen in der Halleiner Stadtpolitik. SPÖ, FPÖ, die Grünen sowie die NEOS erklärten gleichermaßen, dass eine weitere Einschränkung der Öffnungszeiten und somit auch der medizinischen Versorgung im Tennengau unzumutbar seien. Selbst der Halleiner Bürgermeister und Parteifreund Gerhard Anzengruber meinte in einer Stellungnahme unterkühlt, dass der zu den Plänen “keine Informationen” habe. Sowohl der Stadtparteiobmann der FPÖ Hallein Oliver Mitterlechner, als auch der Klubvorsitzender der SPÖ Hallein Alexander Stangassinger sprachen von einer “Katastrophe”. Wilfried Vogl von den Grünen bezeichnete die Zustände ganz ähnlich als nicht mehr länger tragbar. Maria Birenti, NEOS-Klubobfrau, verwies darauf, dass die Grundbedingung für die Zustimmung zur Eingliederung des Halleiner Krankenhauses in die SALK gewesen sei, dass zumindest die bisherigen Leistungen im vollen Umfang erhalten bleiben.
Eine Katastrophe: Es kann nicht sein, dass die Unfallambulanz nur unter der Woche offen ist. Die Leute haben auch Unfälle am Abend oder am Wochenende. Die notärztliche Versorgung im Tennengau ist auch nicht sichergestellt, weil der Notarzt in diesen Zeiten von der Stadt Salzburg anfahren muss.
(Alexander Stangassinger, SPÖ Hallein)
Der Tennengau umfasst auch Innergebirgsgemeinden wie Annaberg, Rußbach oder Lungötz, die dadurch eine komplette Unterversorgung erhalten. Da müssen wir gegensteuern. Wir haben es da wirklich mit einer Katastrophe zu tun.
(Oliver Mitterlechner, FPÖ Hallein)
Von den Grünen in Hallein kommt daher die Forderung nach einem stationären notärztlichen Dienst in Hallein. Ähnlich dazu forderte die SPÖ Tennengau bereits vor etwa einem Monat Christian Stöckl mittels Resolution dazu auf, am Beispiel der notärztlichen Versorgung im Oberpinzgau auch einen Notarztstützpunkt für den Tennengau einzurichten. Der SPÖ-Bezirksvorsitzende LAbg. Roland Meisl begründete den Vorstoß damit, dass „die Anfahrtszeiten aus der Stadt Salzburg bzw. Schwarzach in periphere Regionen bei medizinischen Notfällen absolut unbefriedigend und teilweise sogar dramatisch“ sind. Besonders unzumutbar sei die notärztliche Versorgung etwa im Lammertal. „Vor allem bei Schlechtwetter und in der Nacht, wenn kein Hubschrauberflug möglich ist, sind viele Menschen im Tennengau von einer raschen notärztlichen Versorgung abgeschnitten“, so Meisl. Der Umstand, dass das Halleiner Krankenhaus in Zukunft auch an Wochenenden und Feiertagen geschlossen ist, verschärft die Lage zusätzlich.
Die Agenden Gesundheit und Finanzen gehören nicht in die Hände einer Person.
(Hannes Mathes, SPÖ-Landesgeschäftsführer)
Heftige Kritik an Christian Stöckl
Bersonders heftig fiel die Kritik an Christian Stöckl von der Salzburger SPÖ-Landespartei aus. „Die Zeche für den planlosen Zick-Zack-Kurs in der Gesundheitspolitik von Landesrat Stöckl wird am Ende die verunsicherte Bevölkerung zahlen müssen“, kritisierte der Salzburger SPÖ-Vorsitzende Walter Steidl den Umstand, dass Stöckl im August noch das Gegenteil von dem versprach, was nun eintrat. Noch deutlicher fiel die Reaktion von seinem Landesgeschäftsführer Hannes Mathes aus:„Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder hat der Finanz- und Gesundheitsreferent Christian Stöckl im Sommer bewusst die Unwahrheit gesagt, als er meinte, die Umfallambulanz sei zukünftig gesichert, oder er ist mit seinen Aufgaben überfordert. Seine Aufgabe ist es nicht, für das Krankenhaus Hallein zu kämpfen. Will er denn seine eigene Politik bekämpfen?” Seine Aufgabe sei es hingegen, dafür Sorge zu tragen, dass die regionale Gesundheitsversorgung funktioniert. “Dazu müsste er aber endlich damit aufhören, die Salzburger Krankenhäuser kaputtzusparen. Die Agenden Gesundheit und Finanzen gehören nicht in die Hände einer Person. Christian Stöckl soll endlich das Gesundheitsressort abgeben. Er ist gescheitert!”, so Mathes weiter.
Große Versprechen im Sommer und die darauffolgende Hiobsbotschaft wenige Monate später stärken vermutlich nicht das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung im Tennengau und lassen werfen die berechtigte Frage auf: Krankenhaus Hallein, quo vadis?