„Standort in Gefahr: KH Mittersill erhalten!“, stand auf einem der vielen Tranparente geschrieben. Ebenso wurde extra ein Minibagger angekarrt, der symbolhaft für die Aufforderung an die Landesregierung stand, dem Einlenken nun auch Taten folgen zu lassen. Gemeint ist der längst überfällige Bau neuer OP-Säle. Knapp 150 Leute wurden erwartet. Tatsächlich waren es laut Polizei mehr als 700 Teilnehmer_innen, die bei der gestrigen Kundgebung (21. März 2017) ein lautes Zeichen dafür setzten, dass es auch in Zukunft ein modernes Regionalkrankenhaus in Mittersill braucht. Mit einem Postwurf und Plakaten hatte die SPÖ im Pinzgau vergangene Woche die ansässigen Bewohner_innen zu einem überparteilichen Signal an Landesregierung aufgefordert. Über den Hintergund wurde bereits auf Hallo Salzburg berichtet.
Schulterschluss mit der Bevölkerung
“Ich bin stolz darauf, dass die Oberpinzgauer Bevölkerung mit so viel Einsatz für ihr Krankenhaus in Mittersill kämpft”, rief der Pinzgauer Bezirksvorsitzende Walter Bacher den Anwesenden unter starkem Beifall zu. Innerhalb von 10 Tagen konnten 5390 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses gesammelt werden. Außerdem unterschrieben 160 von 180 Mitarbeiter_innen eine ähnlich intendierte Resolution. Dass sich an einem Dienstagnachmittag aber 700 Menschen einfanden, um für das Krankenhaus zu demonstrieren, überraschte dann aber doch.”Die große Unterstützung für das Spital, die heute so deutlich wurde, stimmt uns sehr positiv. Wir werden nicht ruhen, bevor nicht die Bagger auffahren und die versprochenen OP-Säle stehen”, zeigte sich SPÖ-Chef Walter Steidl kämpferisch.
“Dass heute hier so viele Menschen ungeachtet ihrer politischen Herkunft und Meinungen stehen, um ein Zeichen für das Krankenhaus Mittersill zu setzen, zeigt, wie wichtig dieses Spital für die Region ist.”
(Walter Steidl, SPÖ-Landesparteivorsitzender)
Vonseiten der SPÖ legte man großen Wert auf die Überparteilichkeit der Veranstaltung. Es gehe um die Sache und man müsse zusammenhalten, um das für den Pinzgau so wichtige Spital zu retten, lautete der Tenor.
“Wir dürfen uns den scheibchenweisen Abbau des Krankenhauses nicht gefallen lassen!”
So hielt etwa auch der parteiunabhängige ansässige Arzt Dr. Peter Sturm auch eine Rede, in der er sich klar gegen den befürchteten scheibchenweisen Abbau des Krankenhauses aussprach. Diesen dürfe sich die Pinzgauer Bevölkerung nicht gefallen lassen. Wenn das Mittersiller Krankenhaus vor der Schließung stehe, müsse das klar kommuniziert werden und dürfe nicht langsam ausgeblutet werden. Die unklare Kommunikation betrachtet der Arzt als Mitgrund für die zahlreichen Kündigungen von Seiten der Ärzt_innen: “Es stimmt, dass gerade in Mittersill in den letzten Jahren viele Ärzte die Klinik aufgrund von Unsicherheiten, Unklarheiten und Streitereien betreffend den weiteren Bestand und die damit verbundenen Arbeitsperspektiven verlassen haben.” Ebenso rief Sturm das Management der Tauern-Kliniken dazu auf, endlich tagesaktuelle Themen zu behandeln und langfristig zu planen.
“Derzeit scheint es so, dass in einer nebulösen Zukunft gedacht und organisiert wird”
(Dr. Peter Sturm, änsässiger Hausarzt)
Aus versorgungstechnischer Sicht sei der Zustand des Krankenhauses erschreckend. So berichtete Dr. Sturm, dass am vergangenen Wochenende im Krankenhaus Mittersill keine Notaufnahmen mehr möglich waren.
Ab April muss die Interne in der Nacht teilweise ohne Mediziner_innen auskommen
Der Pinzgauer Nationalratsabgeordnete Walter Bacher zeigt sich besorgt und gab in seiner Ansprache traurige Neuigkeiten bekannt: “Verbessert sich die Situation nicht sehr plötzlich, so wird die Interne ab April nur noch mit einem Arzt besetzt. In der Nacht wird die Station zum Teil überhaupt ohne Arzt auskommen müssen, weil es nur mehr einen gibt, der allerdings zwischen Zell am See und Mittersill hin und her pendeln muss. Ein unhaltbarer Zustand”.
Walter Steidl, ehemals selbst Gesunheitslandesrat, zeigte sich in Anbetracht der Entwicklung ebenso besorgt. Er fordert die Umsetzung eines konkreten Gesunheitsplans für das Bundesland Salzburg. Einen solchen gäbe es derzeit nicht. Um die medizinische Versorgung für die Oberpinzgauer_innen weiterhin gewährleisten zu können, bezeichnete der SPÖ-Chef die Einrichtung eines modernen Krankenhauses in Mittersill als essentiell. Der Bau der OP-Säle sei hier das mindeste. Darüber hinaus fordert Steidl die ganzjährige Besetzung der internen Chirurgie, ein abgestimmtes Versorgungskonzept mit den niedergelassenen praktischen Ärzt_innen und Fachärzt_innen bis hin zur notärztlichen Versorgung. Da der Bau der dringend benötigten OP-Säle schon mehrmals versprochen wurde, aber daraufhin nichts passierte, werde man nicht locker lassen, bis tatsächlich die Bagger auffahren.
Umgang mit Mitarbeiter_innen nicht tragbar
Besonders auch für die Mitarbeiter_innen des Krankenhauses Mittersill erweist sich die Ungewissheit um die Zukunft ihres Arbeitsplatzes als schwierig. Als die Kundgebung vor dem Krankenhaus ankam, schrien Mitarbeiter_innen von den Balkonen herunter, um sich zu bedanken und klatschten Beifall. Die Sorge, dass Abteilungen oder über kurz oder lang sogar der Standort geschlossen werden könnte, war ihren Gesichtern anzumerken.
Der FSG-Vorsitzende Gerald Forcher verwies in seiner Ansprache auf die Situation der zahlreichen Mitarbeiter_innen im Krankehnaus Mittersill, die auf ihren Arbeitsplatz angewiesen sind. “Wir sind stolz darauf, dass im Krankenhaus Mittersill 6000 Patientinnen und Patienten stationär hervorragend behandelt und noch einmal doppelt so viele Menschen ambulant versorgt werden. Das muss auch in Zukunft so bleiben. Hier geht es aber um mehr als 180 Arbeitsplätze. 180 Menschen mit Familien, deren berufliche Existenz von diesem Krankenhaus abhängt.”
700 Teilnehmer_innen, mehr als 5.000 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses in Mittersill und 160 Unterschriften von 180 Mitarbeitern für eine gleich geartete Resolution an die Landesregierung zeigen einerseits, dass sich die Oberpinzgauer Bevölkerung um ihr Krankenhaus sorgt. Es zeigt aber ebenso, dass die Menschen bereit sind, für den Erhalt einer guten regionalen Gesunheitsversorgung zu kämpfen.