Politik

Darf Förderunterricht eine Frage des Geldes sein?

posted by Daniel Winter 31. August 2018 0 comments

Wenn sich die Sommerferien dem Ende zuneigen, steigt bei vielen Schüler_innen und ihren Eltern die Nervosität. „Hoffentlich schaff ich den Nachzipf“, denken sich die einen und „Hoffentlich haben sich die Nachhilfekosten von hunderten Euros auch rentiert“, die anderen. Besonders Familien mit geringeren Einkommen leiden unter der finanziellen Last. Weil geringe Einkommen häufig mit einem geringeren fomalen Bildungsabschluss korrelieren, sind sie außerdem besonders oft auf externe Lernhilfe angewiesen. Erst im Juni 2018 wurde von der Arbeiterkammer Salzburg eine Studie veröffentlicht, die eindeutige Zahlen liefert. Der Salzburger SPÖ-Chef Walter Steidl fordert daher mehr kostenfeien Förderunterricht.

Wie die AK-Befragung in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut IFES  im vergangenen Schuljahr 2017/18 unter insgesamt 630 Schüler_innen aus rund 400 Salzburger ergab, muss mit zwei Dritteln aller befragten Schüler_innen zusätzlich zu Hause gelernt werden. Mit jedem Vierten davon sogar täglich. Dies zeigt sich auch an den Nachhilfestunden. So nahmen 21 Prozent aller befragten Schüler_innen im laufenden Schuljahr externe Nachhilfe in Anspruch. In Anbetracht der Tatsache, dass pro Kind durchschnittlich 640 Euro in einem Schuljahr ausgegegeben, ist es wenig verwunderlich, dass die Hälfte aller Salzburger Eltern, die für ihr Kind bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen haben, angaben, finanziell spürbar belastet zu sein.

“Bildung darf keine Frage des Einkommens sein. Darunter fällt auch der Förderunterricht”
(Walter Steidl, Salzburger SPÖ-Chef)

“Für viele Familien, vor allem für bildungsferne und einkommensschwächere, sind die zusätzlichen Ausgaben für Nachhilfe zu viel. Bildung darf keine Frage des Geldes sein – diese Zeiten sollten längst vorbei sein. Ich fordere mehr kostenlosen Förderunterricht unabhängig davon, wie viel Geld die Eltern haben“, sieht Walter Steidl dringenden Handlungsbedarf. Am 12. September 2018 wird daher im zuständigen Ausschuss, dem Arbeitsgremium des Landtags, ein Antrag der SPÖ behandelt, in dem der flächendeckende Ausbau der schulischen Nachmittagsbetreuung sowie gezielte Nachhilfe im Rahmen dieser verlangt werden. Nachdem die neue Bildungslandesrätin Maria Hutter (ÖVP) vor dem Landtag betonte, dass Bildung keine Frage der sozialen Herkunft sein dürfe, möchten die Sozialdemokrat_innen prüfen, wie ernst sie es mit ihrem Bekenntnis meint.

Der SPÖ-Antrag entspricht jedenfalls der Stoßrichtung der Arbeiterkammer Salzburg. Neben der flächendeckenden Förderung von Begabungen und Lernschwächen fordert die AK bis zum Jahr 2015 den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen, in der Stadt Salzburg auf 100 Prozent und in den Bezirken auf 75 Prozent. “Salzburg soll als Modellregion mit gutem Beispiel vorangehen”, so AK-Präsident Peter Eder, welcher davon überzeugt ist, dass die gemeinsame Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen mit individueller Förderung ein wichtiger Schritt zu mehr Fairness im Schulsystem wäre.

Gratis Sommerkurse in der Stadt Salzburg

Dank einer Initiative des SPÖ-Gemeinderats Wolfgang Gallei bietet die Stadt Salzburg in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule seit 2011 zumindest in den letzten beiden Sommerferienwochen kostenlose Sommerkurse in Deutsch, Mathematik, Englisch und Lernen lernen für Schüler_innen der städtischen Neuen Mittelschulen an. Auch  in diesem Jahr war der Andrang groß. Gallei selbst sieht das Angebot als einen Beitrag “zu mehr Chancengleichheit, weil der Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern nicht von privater Nachhilfe abhängig und damit eine Frage der finanziellen Möglichkeiten der Eltern sein soll.”

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