Nach Monaten der Unsicherheit, mit Schulschließungen von einem Tag auf den anderen, wissen Schüler*innen, Eltern und das Lehrpersonal noch immer nicht, wie es ihm Herbst weitergeht. Noch gibt es keine fixen Regelungen der Bunderegierung für den Schulbeginn.
Homeschooling war für alle eine große Herausforderung und das unabhängig davon wie alltäglich der Umgang mit PC und Internetmeeting für Eltern oder Schüler*innen bereits war.
Die Kombination von Homeoffice der Eltern mit dem Homeschooling der Schüler*innen in einem Wohnzimmer war ein Mammut-Projekt.
Als dann im Mai die Schulen wieder öffneten, fand der Schulunterricht vor Ort nur mit halbierten Schülerzahlen und verteilt auf bestimmte Tage statt. Wieder mussten die Eltern ihr Leben umorganisieren, um die Kinder an den Tagen, an denen sie zu Hause waren, betreuen zu können. War die Abwechslung der Schultage dann auch noch gegenläufig zwischen Geschwistern, blieb den Eltern erneut nur Homeoffice übrig oder dafür Urlaub zu konsumieren.
In der Mehrheit traf das die Frauen. Entweder als Alleinerziehende oder als Wenig-Verdienerinnen, weil der zumeist besserverdienende Mann arbeiten ging. Sollte im Herbst erneut ein Lockdown kommen, könnten viele arbeitende Eltern gar keinen Urlaub mehr nehmen. Außerdem haben viele spätestens jetzt in den Ferien ihren Resturlaub verbraucht, da es zu wenig (leistbare) Ferien-Betreuungsangebote für die Kinder gibt.
Bisher nur Ideen und Vorschläge, keine fixen Konzepte
Das sogenannte „Ampelsystem“ mit vier Warnstufen für alle 79 österreichischen Bezirke soll auch in den Schulen zum Einsatz kommen, hieß es am 4. August aus dem Büro von ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann. Flächendeckende Schulschließungen wie im Lockdown ab März und zuletzt in mehreren Bezirken Oberösterreichs will der Bildungsminister jedenfalls vermeiden. Selbst wenn die Ampel auf Rot gestellt werden sollte, soll es nur regionale Schließungen von Schulen geben. Jedes Schulschließen, wenn auch nur regional, bedeutet, dass erneut Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern erneut auf Homeschooling umstellen müssen. Möglich wäre es aber auch, nur einzelne Schulen oder Klassen zu schließen oder Kinder aus einzelnen Klassen in Quarantäne zu schicken.
Je nach Ampelphase wären auch Masken an den Ein- und Ausgängen sowie in den Gängen, Turnen im Freien und kein Singen im Musikunterricht mögliche Varianten. Eine grüne Ampel würde ganz normalen Schulbetrieb, allerdings mit den bekannten Hygienemaßnahmen, bedeuten. Ein genauer Kriterienkatalog soll bis Schulbeginn ausgearbeitet werden.
Die SPÖ pochte in einer Reaktion auf diese Überlegungen aus dem Bildungsministerium auf „konkretere Informationen“: „Schön, dass die Farben feststehen, aber schlecht, dass die Kriterien noch immer fehlen“, merkt Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in einer Aussendung an. Für die Familien brauche es Planungssicherheit: „Der Bildungsminister muss endlich tätig werden, statt weiter herumzutrödeln und Ankündigungspolitik zu betreiben.“
Für die Bildungssprecherin der Salzburger SPÖ im Landtag, Stefanie Mösl, ist es hoch an der Zeit, dass Eltern, Lehrpersonal und Schüler*innen wissen, auf was genau sie sich beim Schulbeginn einstellen müssen. Denn es gibt nach wie vor keinen konkreten Schul-Maßnahmenplan: „Dass Anfang August noch immer kein konkretes Prozedere auf dem Tisch liegt, wie es im Herbst für die Schulen weitergeht, ist belastend für alle Betroffenen. Bildungslandesrätin Maria Hutter und Landeshauptmann Wilfried Haslauer (beide ÖVP) müssen für Salzburg einen Fahrplan entwickeln, wie ab Herbst vorgegangen werden soll. Andere Bundesländer machen das bereits vor. Auf der Salzburger Landesregierung liegt aufgrund der derzeitigen Vorsitzführung der Landeshauptleutekonferenz eine besondere Verantwortung. Nur auf Ergebnisse vom Bund zu warten, wie Landesrätin Hutter das derzeit macht, ist zu wenig.“
Die Salzburger SPÖ-Familiensprecherin Karin Dollinger ergänzt: „Schon in einem Monat beginnt der Schulbetrieb. Aus Sicht der Eltern bzw. der Familien ist die derzeitige Lage völlig unklar. Nach den Anstrengungen während des Lock-Downs die Kinder im Herbst wieder spontan selbst zu betreuen, ist für viele Eltern unmöglich. Viele haben keinen Urlaub mehr und keine Möglichkeit für Home Working und selbst dann ist eine Betreuung nebenbei eine große Belastung für beide Seiten. Ich erwarte mir von der Landesregierung mehr Engagement, um Familien mit schulpflichtigen Kinder zu unterstützen, und sei es zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten und Ausweichräumlichkeiten zu organisieren.“
SPÖ-Vorschläge bzw. Forderungen an die Bundesregierung:
Stefanie Mösl:
- Salzburgweites Konzept für den Umgang mit Covid-19, bestehend aus praktikablen Hygienemaßnahmen und Vorgehensweise bei Verdachtsfällen bzw. tatsächlichen Krankheitsfällen.
- Kleinteilige und treffsichere Maßnahmen mit einer schnellen Teststrategie, die Ergebnisse innerhalb von 24 Stunden liefert, sodass auf Schulschließungen und Homeschooling nur in tatsächlichen Ausnahmefällen bei hohen Fallzahlen zurückgegriffen werden muss.
- Klare Pläne und Schulungen für phasenweises Homeschooling.
- Eine bessere technische Ausstattung, um dieses leichter zu ermöglichen.
Karin Dollinger:
- Sonderurlaub für Erziehungsberechtigte für das Homeschooling (eine bestimmte Anzahl von Tagen/Stunden pro Woche/Monat, wenn es wieder dazu kommt).
- Container vor die Schulen, damit in den Wintermonaten mehr Platz ist, auch für Bewegung. – Samt Hygienekonzept speziell für die kalten Monate: Es ist ein Unterschied, ob März bis Mai oder womöglich Oktober bis Mai auf eine Ansteckung zu achten ist.
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