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Die kürzeste U-Bahn Österreichs: Ist der S-Link die Lösung zur Verkehrswende?

posted by Redaktion 10. Juli 2023 0 comments

Im Laufe der letzten Monate spitzte sich die Lage um den geplanten S-Link weiterhin zu. Dieser soll sich vom Salzburger Hauptbahnhof bis nach Hallein ziehen. Eine Bürgerbefragung zum Thema gilt inzwischen als sehr realistisch. Unabhängig davon stehen noch einige offene Fragen im Raum: Kann die unterirdische Bahn tatsächlich die entscheidende Veränderung des Stadtverkehrs bewirken? Spricht das hochangesetzte Milliardenbudget für den Verzicht auf zahlreiche andere Projekte? Und vor allem: Gibt es günstigere Alternativen? Die SPÖ hat sich inzwischen auf eine Ablehnung des Projekts festgelegt und fordert die Landesregierung auf, den S-Link zu überdenken.

S-Link beansprucht ein Drittel des Jahresbudgets der kommenden 20 Jahre

Bereits vor einem Jahr präsentierten Stadt, Land und die Salzburg AG den groben Plan zum S-Link. Die Stadt soll dabei fünf Haltestationen auf der drei Kilometer langen Strecke zwischen Hauptbahnhof und Akademiestraße bekommen. Das angegebene Budget beläuft sich bislang auf etwa drei Milliarden. Aufgrund der aktuellen Preisentwicklung ist eine Explosion der Errichtungskosten zu befürchten. Ein ziemlich teures Unterfangen mit Kosten, die noch dazu besonders schwer einzuschätzen sind. So jedenfalls Salzburgs SPÖ-Chef David Egger, der auf die angestiegenen Zusatzkosten des Donaubrücken-Projekts um 60 Prozent im benachbarten Oberösterreich verweist. “Die Inflation, die Indexanpassungen und die generelle Entwicklung der Baukosten wird vor Salzburg nicht halt machen. Da sind unvorhergesehene technische Komplikationen beim Bau des S-Links noch gar nicht eingerechnet.” Die anfängliche Skepsis der SPÖ hat sich im Rahmen weiterer Details zum Megaprojekt auf entschiedene Ablehnung ausgeweitet. Das Argument: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis würde nicht stimmen. Aufgrund der hohen langjährigen Kosten seien Kürzungen im Sozial- und Bildungsbereich zu befürchten. Außerdem würden für eine Zustimmung wesentliche Informationen ausstehen. Die Website des S-Links spricht von ihrer Trassenführung ebenfalls noch als „Gegenstand umfassender Planung“, die derzeit offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist. SPÖ-Stadtparteichef und Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger verweist auf eine jährliche Belastung von 30 Millionen für die Stadt, wodurch ein Drittel des insgesamt verfügbaren Investitionshaushalts allein durch den S-Link beansprucht wären. Das könnte den politischen Spielraum für sämtliche Projekte der nächsten Jahrzehnte maßgeblich eindämmen.

„Sollten die Kosten des S-Links ebenfalls um 60 Prozent ansteigen, könnte man um die Gesamtsumme jeder Person im Land Salzburg zweiundzwanzig Jahre lang ein Salzburger Klimaticket schenken“

Salzburgs SPÖ-Landesparteivorsitzender David Egger

Warum der S-Link die Verkehrsprobleme in der Stadt Salzburg nicht löst: SPÖ-Alternativvorschläge

Egger betont einerseits, dass sich die geschätzten Kosten innerhalb eines einzigen Jahres vervielfacht hätten. Darüber hinaus sei noch mit weiteren Erschwernissen wie dem Salzburger Seeton, Entschädigungen für Anrainer:innen und Enteignungen zu rechnen, die das Projektbudget übertreffen könnten. Stattdessen solle man ein Verkehrskonzept erarbeiten, das den motorisierten innerstädtischen Individualverkehr reduziert und für Pendler:innen aus allen Himmelsrichtungen gute Alternativen zum Auto anbietet. Der städtische SPÖ-Verkehrssprecher GR Tarik Mete kritisiert zudem, dass der S-Link lediglich einem Teil der Salzburger:innen von Nutzen wäre und klares Zahlenmaterial zum Mammutprojekt noch fehlt.  

Die nachhaltige Veränderung des Stadtverkehrs kann laut SPÖ nicht durch eine einzelne Maßnahme herbeigeführt werden. Dafür brauche es ein Bündel an Maßnahmen. Aus den genannten Gründen forderte die SPÖ daher kürzlich in einem dringlichen Antrag an den Salzburger Landtag alternativ zum S-Link die Umsetzung folgender Projekte:

  • Taktverkürzung, beim Obus auf maximal 10 Minuten
  • eine Radfahroffensive
  • Park & Ride Plätze
  • Errichtung der Messe- und Stieglbahn
  • nächtlichen Schienenverkehr im Stundentakt
  • die Erweiterung des O-Bus-Systems auf Umlandgemeinden
  • Freifahrt für alle Personen in Ausbildung
  • den lawinensicheren Ausbau der Pass-Lueg-Strecke
  • die Modernisierung der Lokal-, Pinzgau- und Murtalbahn
  • den Ausbau der Westbahnstrecke

Die Kombination all dieser „kleineren“ Maßnahmen würde zu einer deutlich effizienteren Verbesserung der Verkehrslage führen, von der auch wirklich alle Salzburger:innen profitieren könnten. Alle Ressourcen auf eine Karte zu setzen, bedeutet zugleich, auf eine Vielzahl alternativer Möglichkeiten zu verzichten. Wenngleich die rechtskonservative Landesregierung von einem “Sowohl… als auch” spricht, könnte am Ende das Geld für wichtige Infrastrukturprojekte fehlen. Dank eines S-Links, der im schlimmsten Szenario nur bis zum Mirabellplatz fährt.


Titelbild: Rendering mithilfe einer KI, die zeigt, wie die Baustelle im Rahmen der Errichtung des S-Links beim Markartplatz aussehen könnte.

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