Freizeit

Erlebnis Steinernes Meer: Abenteuer pur ums Eck von Salzburg

posted by Michaela Ferschmann 15. September 2016 0 comments

Ein besonderer Touren-Tipp für alle, die das Abenteuer „vor der Haustüre“ suchen: Nur wenige Kilometer von der Stadt Salzburg entfernt, ums Eck quasi, liegt der wunderschöne Königssee. Das Zentrum des Nationalparks Berchtesgaden. Neben dem berühmt-berüchtigten Watzmann stellt das Steinerne Meer einen Großteil der Nationalparkfläche dar.

Teures Parken

Zwar kostet es nicht viel Sprit, um bis zum Königssee zu kommen, allerdings geht dann das Parken für mehrere Tage ein bisschen ins Budget. Um von dieser Seite ins Steinerne Meer zu gelangen, muss man nämlich am See (Parkplatz Königssee) oder in Ramsau bei Berchtesgaden (Wimbachbrücke) parken. Pro Tag sind das fünf Euro Parkgebühr. Ab drei Tagen zahlt es sich jedoch aus, bei der Touristeninformation eine Jahreskarte um 15 Euro zu kaufen. Die gilt zwar nur noch bis Jahresende, aber man spart doch schon beim ersten Mal Parken.

Der beste Anstieg

Von der Wimbachbrücke geht ein sehr sehr langer Weg durch das Wimbachgries und dann über mehrere Steilstufen hinauf zum Kärlinger Haus und zur Ingolstätter Hütte. Wesentlich schöner ist dieser Weg als Rückweg der Durchquerung. Die zwar nur 1.200 Höhenmeter ziehen sich bergauf nämlich immens in die Länge. Denselben Weg hinunter kann man kurz vor dem Ende noch nett in der Wimbachgrieshütte einkehren und die Füße im Wimbach abkühlen.

Der wesentlich schönere Weg hinauf von der Königsseeseite ins Steinerne Meer ist jener durch die Saugasse zum Kärlinger Haus. Vom Königsseeparkplatz geht es zu Fuß hinunter zum See, vorbei an unzähligen Souvenirläden, Trachtengeschäften und Restaurants, die „Schnitzel nach Wiener Art“, „Weißwurst-Brotzeit“,  Brezen und Bier aus dem Berchtesgadener Hofbräuhaus anbieten.

Um acht Euro geht es dann gemeinsam mit 30 oder 40 Touristen aus der ganzen Welt mit dem Elektroboot nach St. Bartholomä. Die lustigen Geschichten über den See und das Echoblasen vor der Echowand müssen heimische Bergsteiger über sich ergehen lassen, denn ein alternatives Öffi gibt es hier nicht. Auch die Kletterer der berühmt-berüchtigten Watzmann-Ostwand müssen dieses Boot nehmen.

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Angekommen in St. Bartholomä geht man dann nach der Bootsausstiegsstelle gleich links entlang des Ufers in Richtung Kärlinger Haus. Das gelbe Wanderschild weist auf fünf Stunden hin, die allerdings locker in vier (zumindest von der Autorin) gemacht werden können. Beim Eisfluss muss man bei Hochwasser rund 400 Meter Umweg einlegen, um über eine Brücke den Fluss zu überqueren.

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Kurz nach dem Eisfluss geht es dann endlich bergauf. In einigen steilen Kehren wird der Blick hinunter auf den Königssee immer eindrucksvoller.

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Danach geht es wieder sehr lange fast eben durch eine urwaldartige Landschaft mit Bäumen voller Moos.

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Gegen Ende zieht sich der Weg wieder steil nach oben in Serpentinen, am Schluss geht es fast wieder eben dahin bis zur Kärlingerhaus am Funtensee (1.638 m).

small_023Die tausend Höhenmeter vom See hinauf ziehen sich sehr lange, aber man kommt von der kühleren, feuchteren Seite hinauf, was sehr angenehm ist.

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Schutzhütten haben immer Platz

Als Salzburger wartet man meist bis das Wetter passt, nimmer sich schnell Urlaub oder Zeitausgleich und ist schnell am Berg. Ohne ein Bett zu reservieren. Nicht so die Massen an Norddeutschen, die schon wochenlang zuvor für ihre weite und langgeplante Reise sämtliche Zimmer und fast alle Lagerplätze in den Schutzhütten hier oben reserviert haben. Doch Schutzhütten müssen allen, die ankommen, Schlafplätze geben. Kommt man am Nachmittag an, bekommt man noch leicht einen Platz in einem der Matratzenlager (Ohropax nie vergessen!). Sind die voll, gibt es Plätze im Winterlager (kann kalt werden in der Nacht) – dort müssen übrigens auch alle Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern nächtigen. Ganz am Schluss wird bei Überfüllung der Frühstücksraum zum Übernachten geöffnet. Es kann auch vorkommen, dass gar nichts mehr frei ist – dann muss man sich auf der Terrasse einen Schlafplatz suchen (warmen Notfall-Biwaksack immer mitnehmen!).

Die Matratzen im Kärlingerhaus sind extrem schmal, nur 60 cm, fülligere Wanderer sollten das vielleicht berücksichtigen und lieber eines der Zimmer reservieren.  Die Wirtsleute sind wahnsinnig nett, die Küche sensationell, das Frühstück günstig und großzügig.

Tag 2

Mehr oder weniger gut ausgeschlafen  – je nach Stärke der Ohropax – empfiehlt es sich am nächsten Tag gleich in der Früh die beiden schönen Gipfel in Hüttennähe zu besteigen.

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Zuerst am besten auf den Feldkogel (1 886 m). Die einstündige  leichte Wanderung führt zu einem lohnendem Aussichtspunkt mit Blick über den ganzen Königssee.

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Noch voller Energie dank des kurzen Anstiegs geht es weiter zum Viehkogel  (2.258 m), das ist der steile „Gupf“ direkt über dem Funtensee. Man besteigt ihn etwas weniger steil von hinten. Hinunter kann man dann flott über den groben Schotter „abfahren“.

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Am Fuß des steilen Aufstieges zurück geht es nun bei der Durchquerung weiter in Richtung Riemannhaus. Aber nicht über die „Massen-Route“, also den Weg, den die Von-Hütte-zu-Hütte-Wanderer nehmen, sondern über den uralten kaum auffindbaren Pilgerweg: Knapp nach der verfallenen Hütte an der linken Seite liegt ein riesiger Stein, auf den man mit Müh und Not „Riemanh.“ lesen kann. Markiert mit einer schlampig gezeichneten blauen Farbmarkierung.

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Dieser gilt es nun quer durch das Steinerne Meer zu folgen. Rauf, runter, über Dolinen rüber, an Dolinen vorbei, minutenlang über spitze Steinbrocken, zwischen denen tiefe Dolinen klaffen, auf steile Flächen hinauf, hoffend, dass die Schuhe genug Grip haben. Die blaue Markierung ist sehr sporadisch eingesetzt, mal ist sie ein Fleck, mal ein Strich, mal ein Tüpfelchen. Auch das Blau dürften die Wegmarkierer zwei Mal gewechselt werden. Zu Beginn ist es dunkelblau, dann hellblau, am Schluss babyblau.

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Hätte man nicht immer wieder eine gewisse Panik, sich nun verlaufen zu haben, könnte man das Ganze als lustiges Suchspiel interpretieren.

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Aber nach dreieinhalb Stunden gelangt man dann endlich wieder auf einen der offiziellen Wege,  und eine halbe Stunde später zeigt sich auch das Riemannhaus (2.177 m). Das kann übrigens von Maria Alm aus in knapp drei Stunden über einen extrem steilen Weg erklommen werden.

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Hier empfiehlt es sich angesichts der tollen Gipfel reihum zwei Nächte zu bleiben. Die Matratzen im Lager sind herrlich breit, die Küche ausgezeichnet, das Frühstück aber ungewohnt wenig. Hier sei noch erwähnt, dass das Duschen auf allen Hütten drei Euro (vier Minuten) kostet. Echte Bergsteiger waschen sich eh im Waschraum, wir sind ja keine Warmduscher! Trinkwasser gab es im Kärlingerhaus noch kostenlos vom Wasserhahn, alle anderen Hütten weiter oben haben kein Trinkwasser mehr und verkaufen die Flasche Stilles Mineralwasser um vier Euro (1,5 Liter).

Tag 3

Der bekannteste Gipfel vor dem Riemannhaus ist natürlich die Schönfeldspitze (2.653 m), das bayerische Matterhorn. Vom Riemannhaus kann man sehr schön zuerst hinauf auf den Sommerstein (2.308 m) steigen, von dort über den Grad weiter zum Schönegg (2.390 m), dann weiter zum Wurmkopf (2.451m) und schließlich zum steilen Fuß der Schönfeldspitze. Hier scheiden sich die Geister.

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Nur Klettererfahrene und Schwindelfreie gehen die letzten 200 Höhenmeter weiter bis auf den Gipfel. Denn ab hier gilt es zu fast durchgehend frei zu klettern.

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Gesichert ist hier so gut wie gar nichts, einmal weit oben gibt es drei Klammern im Fels bei einer ganz „hackligen“ Stelle.

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Belohnt wird der mutige Bergsteiger oben dann durch das markante Kreuz, eine hölzerne Madonna, die Jesus quer auf den Armen trägt. Ebenso ist die Aussicht hier oben sensationell.

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Tag 4

Wer noch genug Kraft hat nach dem anstrengenden (Kletter-)Tag kann in der Früh noch schnell auf das Breithorn (2.504 m) steigen, dessen Gipfel  in etwa einer Stunde über einen ausgesetzten Pfad  erreichbar ist. Einige ganz eifrige Hüttennächtiger haben das sogar abends zum Sonnenuntergang gemacht, weil sie die Sonne vom Gipfel aus untergehen sehen konnten. Unten bei der Hütte verdeckt das Breithorn die Sicht auf die untergehende Sonne.

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Nach dem Breithorn geht die Querung des Steinernen Meeres weiter zum Ingolstädter Haus. Es ist ein relativ gemütlicher vielbegangener Hauptweg, der durchgehend schön markiert ist und kaum Schwierigkeiten bereitet. Hier trifft man wieder viele Von-Hütte-zu-Hütte-Wanderer an.

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Das Ingolstädter Haus steht direkt vor dem Kleinen und Großen Hundstod. Letzteren sieht man bei guter Sicht immer schön aus dem Steinernen Meer herausragen vom südlichen Salzburg aus gesehen.

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Der Große Hundstod ist bei der Hütte mit zwei Stunden angeschrieben, die Autorin hat ihn locker in einer geschafft, – auch dank des kostenlos verliehenen kleinen leichten Tagesrucksacks aus dem Ingolstädter Haus. Es geht meist sehr steil hinauf, ein paar Mal sind Kletterstellen dabei.

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Von oben hat man einen herrlichen Blick hinunter auf den Watzmann und das Wimbachgries.

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Die Hütte ist erst vor kurzem renoviert worden, die Lager-Räume sind kleiner und sehr schön, die sanitären Anlagen sind für eine Schutzhütte außergewöhnlich schön, und die Küche ist sensationell gut. Die größte „Hütten-Überraschung“ ist das Frühstück: Ein All-You-Can-Eat-Buffet mit Ham and Eggs, Eiern, Käse, Wurst, Streichwurst, Marmelade, Honig, Nutella, sauren Gemüse, Müsli, Cornflakes, ….. und zwei Getränken nach Wahl!

Tag 5

Mit vollem Magen nach dem sensationellen Frühstücksbuffet heißt es nun Abschied nehmen vom Steinernen Meer. Es geht zuerst über einen halbstündigen Weg in Richtung Kärlingerhaus, dann zweigt man ab zur Hundstodscharte. Hier gilt es, sich ein letztes Mal steil bergauf über Felsen, Gesteinsbrocken und Dolinen zu quälen.

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Dannach geht es immer sanft bergab. Zuerst über die Trischübel-Alm (hier wächst das erste Mal wieder Gras), dann hinunter zur Wimbachgrieshütte (1.326 m), wo man schön einkehren kann (oder etwas später beim „Wimbachschloss“).

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Dannach sind es noch rund eineinhalb Stunden Fußmarsch durch den Schotter des Wimbachgries (Achtung Kreuzottern) bis zum Parkplatz Wimbachbrücke.

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Besonders Eifrige gehen von hier aus noch gut zweieinhalb Stunden entlang der Straße zum Königssee, sonst stehen Taxis bereit.

Noch ein Tipp am Schluss: In der Wimbachgrieshütte gibt es nur wenige Schlafplätze. Wer also dort übernachten möchte, muss unbedingt vorher reservieren. Da es keine Schutzhütte ist, werden Wanderer, die zu spät kommen, abgewiesen. Viele, die das nicht wissen, schlafen dort jede Nacht im Freien oder in der kleinen leeren Holzhütte nebenan.

 

(Fotos: Michi Ferschmann und Ulrika Günther)

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